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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1896/97 — Heidelberg, 1896-1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.25132#0071
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Nr. 16

Heidelbergbr Akademische Mitteilungen.

1896/97

dienstbar machte. Ein Werk beider Männer ist die deutsche
Bibelübersetzung; von Luther hat sie die Kraft und den
Wohlklang der Sprache, von Melanchthon aber die Genauig-
keit der Uebersetzung. Im übrigen ist ihre Stellung zum
Reformationswerk freilich gar verschieden. Melanchthon war
und blieb der Mann der Theorie, der alles spielend löste, so
lange es sich um theoretische Fragen handelte; Luther da-
gegen ist der Mann der That, wozu der Idealist Melanchthon
nicht geschaffen war; ihm fehlte der gesunde Realismus
Luthers, der stets der Sache auf den Grund schaute. Me-
lanchthon befreite die theologische Welt der Kirche vom
drückenden Wust ihrer Vergangenheit, an Stelle desselben die
schlichte Schönheit des Evangeliums setzend; der über die
junge Kirche hereinbrechenden äusseren Stürme der Schwarm-
geisterei und der sozialen Bauernbewegung musste Luther
Herr zu werden suchen. Luther blieb eben doch der Refor-
mator der Kirche. Melanchthon sollte der Reformator des
Unterrichts, der Schulen und Universitäten werden; hier lag
seine Energie und Thatkraft.

Sein Verhältnis zu Luther blieb stets dasselbe; doch
ihrer beider Verscliiedenheit kam Melanchthon mehr und
mehr zum drückenden Bewusstsein. Luthers durchgreifende
Energie, die alles wagte, ward ihm beängstigend; er fühlte
sich neben ihm wie ein Gefangener, der trotz aliem nicht von
ihm loskommen konnte, weil Luthers Persönlichkeit ihn doch
beherrschte wie dauernd anzog. Doch ward der bestehende
Gegensatz mehr und mehr sichtbar. Melanchthons friedlicher
Sinn und Milde neigte zu Konzessionen, so auch in Sachen
der Kirchengewalt, Luther wusste davon Nichts. Er wollte
Reform der Kirche kraft landesherrlicher Gewalt und Sturz
der päpstlichen Hierarchie, Melanchthon neigte zu Konzes-
sionen beider Teile, auch der Protestanten. Bei allem zerriss
Luthers Tod ein Band des Gefühls der Zusammengehörigkeit.
Melanchthon fühlte sich gebrochen und verwaist. Doch er
raffte sich auf, blieb in Wittenberg auf seinem Posten und

rettete dadurch Wittenberg und Leipzig für die Sache des
Protestantismus nach den Stürmen des hereinbrechenden
schmalkaldischen Krieges. Mit den Jenaer Theologen trat
er mebr und mehr in den offensten Zwiespalt. Nach Luthers
Tod war es ihm nicht um Aufrechterhaltung dogmatisch
lutherischer oder sonstiger Lehrformeln zu thun, sondern
allein um Geistesfreiheit, Hebung der Bildung, Gelehrsamkeit.
Aber er erstrebte auch immer mehr nun die Einigung der
getrennten reformatorischen Kirchen; diesem Eriedenswerk
widmete er sich, immer nach Vermittelung der verschiedenen
Standpunkte strebend. Seit den Tagen des Leipziger Interims
war es darum um den Frieden seines Lebens geschehen. Mehr
und mehr ward er von nun an von allen Seiten angefeindet,
verkannt und verketzert als Verstörer des evangelischen Glau-
bens, anstatt den Frieden zwischen den Konfessionen zu be-
gründen, selbst des Friedens beraubt. So sehnte er sich mehr
und mehr auch selbst durch den Tod erlöst zu werden, durch
Eingang in die ewige himmlische Welt von allem Hader und
Streit der Theologen befreit. Sein Wunsch ward ihm am
19. April 1560 erfüllt. Was wir heute als sein Verdienst
ihm danken, ist, dass er den Grund zurünion der Konfessions-
kirchen gelegt und der Protestantismus Sache der Bildung
geblieben, das Studium der Alten der neuen Kirche erhalten
worden ist. Die Universität speziell aber bekennt in schul-
digem Dank, dass sie ohne ihn nicht wäre, was sie ist: Eine
Schule der Weisheit und des Friedens.

Mit dem Vortrag der Precatio Melanchthons aus der
deutschen Bearbeitung durch Joh. Gigas schloss der Bach-
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