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Kirchliche Zustände.

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Mein Volk, mein Volk, deine Führer sind Verführer!
Und nun noch einmal einen Blick zurück, auf den der rationalen
Auffassung; des Christenthums gemachten Vorwurf, dass sie vom Pro-
testantismus ab zum Katholicismus führe. Ausgegangen ist diese Anklage
erstens von Deutschen Puseyiten; zweitens vom Herrn Hofrath Thiersch
in München in seinem 3ten Sendschreiben über Protestantismus und Knie-
beugung etc.; also von Seiten baieriseher Protestanten. Ueber den Vor-
wurf von erster Seite her, kein Wort mehr. Für Herrn Thiersch dagegen
nur noch eine Thatsache, welcher Herr Thiersch, da Thatsachen mehr be-
weisen als Theorien, nicht ausweichen kann, gleichviel ob Derselbe seine
Insinuation mit oder ohne Bewusstsein, denn beides ist unrühmlich, nieder-
geschrieben hat. Der Fall ist folgender. Eine unbemittelte Wittwe im
Grossherzogthume Hessen, die Mutter einer dem Bef. schon länger theil-
weise bekannten Famlilie, zeigte sich für den Pietismus empfänglich. Als-
bald knüpften die pietistischen Vereine des Nachbarlandes an diesen Fall
an, um auch unter uns Fuss zu gewinnen. Es wurden der Wittwe
Hauslehrer zur Erziehung ihrer Kinder zugesandt, und zwar evangelische
Candidaten aus Baiern dazu ausersehen. Der erste und zweite machten
den Behörden durch ihre pietistischen Umtriebe viel zu schaffen. Endlich
kam ein dritter Candidat aus Baiern, trieb es nicht besser und wurde
nach einiger Zeit — katholisch! Sehet, so stehet es mit eurem ge-
rühmten Protestantismus? Ihr selbst endet thatsächlich mit dem, was ihr
unwahr und verläumderisch uns vorwerfet!
Die kirchlichen Zustände Grossbritanpiens nöthigen uns auch auf die
schottische Nationalkirche einen Blick zu werfen. Von dieser Kirche
handelt Herr Wiggers §. 170 — 174. Die Quellen, welchen die Sta-
tistik dieser Kirche entnommen werden muss, sind etwas besser und voll-
ständiger als bei England angegeben, jedoch weit davon entfernt, den
dort von uns an ein wissenschaftliches Werk gerichteten Anforderungen
zu entsprechen. Im Allgemeinen liegt Gemberg’s Schrift zum Grunde.
Ausserdem ist zu den beliebten Quellen der ev. Kirchenzeitung noch die
allgemeine oder Darmst. Kirchenzeitung, die Berl. allg. Kirchenzeitung und
die Preussische Staatszeitung gekommen. Wenn vor §. 170 auf das
wichtige Werk Tytler, hist, of Scotland. Vol. I —VII. Edinb. 1840
verwiesen wird, so ist zu bemerken, dass der V., VI. und VII. Band,
dieses Werkes, welches der Anlage nach bis auf 1707 herabgeführt
 
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