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Kirchliche Zustände.

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Sünde, an dem sie alle gleichen Antheil haben, und anderseits ihr ge-
meinsames Anrecht an die Erlösung, die durch Christus geschehen ist.“
Man wird solche Unfähigkeit des Ref. zum Verstehen als eine Folge seiner
Oberflächlichkeit bezeichnen, wird diese Unfähigkeit um so unbegreiflicher
finden, als Ref., wie Herr Sack die Kirchengeschichte, Beide freilich an
zwei verschiedenen, vielfach divergirenden Universitäten, vorträgt. Das
muss sich denn Ref. gefallen lassen, der nun einmal zum Arbeiten in den
Tiefen der Gegenwart nicht taugt, vielmehr sich zur höchsten Aufgabe
gesetzt hat, die Dinge, so wie sie sind, am Lichte des Tages
zu betrachten, mag es auch immer ein unerquickliches Geschäft sein,
wie Heine sagt: Beleuchten die dumme Erde.
Indess darf solches Geschäft nicht verdriessen, da der Irrthum sich
unendlich wiederholt, so kann auch die Wahrheit nicht genug wiederholt,
werden. Doch diess nur nebenbei. Als „entschiedener Karakter-
zug (?) der Britten“ wird dann S. 10 angeführt, dass dieselben
„schon durch allgemeine Seelengewöhnung “ Gottesfurcht in sich tragen.
Diess ist sehr richtig. Die Religiosität ist Gewöhnung, nicht geistiger
Aufschwung, und es fragt sich nur, durch welche Mittel diese Gewöhnung
herbeigeführt worden ist; ob durch innere oder durch äussere? Diese
Frage kann nur geschichtlich beantwortet werden, und wie sie beant-
wortet werden muss, wie die Frömmigkeit des Briten nur als Legalität
erscheint, ist oben von uns bemerkt worden, in dem von Hrn. Sack ange-
führten Falle, welcher übrigens, wie nicht anders zu erwarten steht, die Sache
anders ansieht. Ohne nach den Mitteln, die doch durch den Zweck nie
geheiligt werden können, ohne nach dem Woher? zu fragen, fragt Herr
Sack nur nach der gegenwärtigen Stärke dieser Gewöhnung, nach dem
Umfang und der Kraft des religiösen Gefühles und findet (S. 11):
„Ernste Festhaltung des Gesetzes innerhalb des Evangeliums und An-
eignung dieses letzten unter Heilighaltung des ersten ist die eigenthüm-
liche Form des Brittischen Protestantismus, woraus hervorgeht, wie Beides
naturalistischer und pantheistischer Antinomismus und Gleichstellung des
kirchlichen mit dem göttlichen Gesetze, durchaus zuwieder seien dem brit-
tischen Karacter (?). Schon aus diesem einzigen Grunde ist der Sieg des
Katholicismus und jedes ihm wesentlich gleichen hierarchischen Systems
in England undenkbar. “ Den letzteren Satz versteht Ref., wie es ihm
Öfter geht, nicht recht; denn die Römisch-katholische Hierarchie hat sich,
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