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Streuber: De inscriptionibus numer. Saturn.

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saturnisches Versmass zu denken, in sofern ja dieser Dichter auch ein
grösseres Gedicht über den punischen Krieg in demselben Metrum ge-
dichtet; hingegen in der Gräbschrift des Plautus (ibidQ neigt er sich
mit einem früheren Forscher zu der Annahme heroischer Verse.
In der zweiten Abtheilung der Schrift werden nun einige Inschrif-
ten auf Weihgeschenken und dergleichen besprochen, in welchen man in
neuerer Zeit meist saturnische Verse entdeckt zu haben glaubte; das
Resultat ist auch hier ein meist negatives, in sofern nachgewiesen wird,
wie wenig aus der auf uns gekommenen, der ursprünglichen Form bald
näher, bald entfernter stehenden Fassung solcher Inschriften ein bestimm-
tes , sicheres Metrum — das saturnische — sich mit einiger Sicherheit
heraussteilen lasse, wenn man anders nicht einer blinden Willkiihr, die
am Ende doch Alles ungewiss lässt und der festen Grundlage entbehrt,
sich hingeben will. Hierher gehört die angebliche Inschrift des Cincin-
natus im Jahr der Stadt 373 unter das im Capitol aufgestellte Bild des
Jupiter Qi ach Livius VI., 29Q, welche Niebuhr, Müller, Düntzer
und Andere in saturnische Verse umzusetzen versucht haben, ferner die
in ähnlicher Weise von Niebuhr behandelte Inschrift des Pyrrhus bei
Orosius (IV., 6.), dann auch (ausser der tabula rostrata des Duilius,
die bisher von solchen Versuchen verschont geblieben isQ die Inschrift
des L. Aemilius Regillus 571 u. c. bei Livius XL., 52., wo der Verf.
die prosaische Fassung sehr wahrscheinlich gemacht hat. Und kein bes-
seres Resultat stellt sich in Absicht auf einige andere solcher Inschriften
heraus, in welchen man, ihrer eigenthümlichen Fassung halber oder auch
durch Angaben späterer Grammatiker getäuscht, saturnische Verse heraus-
zuklauben vergeblich bemüht war. Insbesondere war es der spätere
Grammatiker Atilius Fortunatianus, ein Zeitgenosse des Cassiodorus, dessen
Angabe nebst den Anführungen saturnischer Verse aus solchen Inschrif-
ten zu diesen Versuchen Veranlassung gab: eben desshalb bemüht sich
der Verf., in einer besondern, S. 27 ff. eingeleiteten Untersuchung den
geringen Grad von Glaubwürdigkeit und Vertrauen nachzuweisen, den
dieser unzuverlässige Grammatiker („auctor levissimus, fide non modo
ambigua, sed nulla“ p. 28.} verdiene, der in seinen Angaben über den
saturnischen Vers, rein abhängig von Terentianus Maurus und Marius
Victorinus, dem daraus Entnommenen Fremdartiges und Eigenes beige-
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