220
Hertzberg: Geschichte Griechenlands unter den Römern.
Uns interessirt vorzugsweise der Abschnitt über die Zustände
Griechenlands unter Augustus. Der Verfasser hat den Stoff von
Flaminius bis Augustus unter fünf Capitel gebracht, davon das
erste die Zeit des römischen Protectorats, das zweite den Unter-
gang des achäischen Bundes, das dritte die Geschichte von da ab
bis zum Ende des ersten Mithridatischen Kriegs erzählt. Das vierte
geht in seiner Erzählung bis zur Schlacht bei Aktium, und das
letzte, wie gesagt, beschäftigt sich mit den Zuständen unter
Augustus.
Schon seit 146 römische Provinz, wurde Griechenland erst
jetzt innig mit dem römischen Wesen amalgamirt, erst nachdem
der grosse Kampf zwischen Antonius und Octavian zu Gunsten des
Letzteren durch die Schlacht bei Aktium entschieden worden war.
Den grössten Theil der Darstellung bei dem Verfasser nimmt noch
die durch den Sieger in den nächsten Jahren verfügte Organisation
in Anspruch.
Wir werden ihr, der entscheidenden Abrechnung der Vergangen-
heit Griechenlands, besondere Aufmerksamkeit schenken müssen,
weil sie einen Massstab am evidentesten bietet, um zu sondiren,
wie der Verfasser sich das provinciale Verhältnis dieser von der
Geschichte der Cultur zuerst berufenen Station gedacht bat.
Doch bevor wir diesen für die Geschichte Griechenlands, und
für seine Organisation (in provinciae formam redactio), wie sie,
einem Nessusgewande gleich, ihm von Rom umgelegt wurde, gleich
schätzbaren Seiten uns zuwenden, sei es uns vergönnt, die Zeit
vorher an der Hand des Verfassers zu überblicken.
Es ist die Zeit nach der Zerstörung Korinth’s, worauf wir
Zurückgehen, S. 276 ff.
In lichtvoller Uebersicbt verwerthet der Verf. das Material
für das Verständniss der Lage der Griechen. Die Controverse, die
er auf seinem Wege antraf, ob nämlich Griechenland schon jetzt
die Form einer Provinz erhalten habe, hat ihre zwei Seiten. Wenn
das Verhältniss einer Provinz von dem Zeitpunkt datirt wird, wo
das eroberte Land seine Selbstregierung verliert, so wurde Grie-
chenland nicht schon nach dem J. 146 Provinz. Wenn man aber
bedenkt, dass die griechischen Gemeinden der Oberhoheit des römi-
schen Statthalters von Makedonien untergeordnet wurden, so war
eigentlich die Selbstständigkeit derselben nur ein Schatten Nach
der Begründung der Verfassers wurden sie Theile der neuen make-
donischen Provinz, S. 284, eine Einrichtung, die den römischen
Feldberrn und die von dem Senate delegirten Zehnmännercommis-
sion längere Zeit beschäftigt.
Uebrigens hat die Geschichte der Frage wegen der Stellung 1
Griechenlands zu Rom nach der Ueberwältigung der Achäer, der
Boötier und der Chalkidier eine von gründlicher Belesenheit zeu-
gende Erörterung erfahren. S. 284 ff. Die Unklarheit in der Frage
ist dadurch hervorgerufen worden, dass der Name Achaia, unter
Hertzberg: Geschichte Griechenlands unter den Römern.
Uns interessirt vorzugsweise der Abschnitt über die Zustände
Griechenlands unter Augustus. Der Verfasser hat den Stoff von
Flaminius bis Augustus unter fünf Capitel gebracht, davon das
erste die Zeit des römischen Protectorats, das zweite den Unter-
gang des achäischen Bundes, das dritte die Geschichte von da ab
bis zum Ende des ersten Mithridatischen Kriegs erzählt. Das vierte
geht in seiner Erzählung bis zur Schlacht bei Aktium, und das
letzte, wie gesagt, beschäftigt sich mit den Zuständen unter
Augustus.
Schon seit 146 römische Provinz, wurde Griechenland erst
jetzt innig mit dem römischen Wesen amalgamirt, erst nachdem
der grosse Kampf zwischen Antonius und Octavian zu Gunsten des
Letzteren durch die Schlacht bei Aktium entschieden worden war.
Den grössten Theil der Darstellung bei dem Verfasser nimmt noch
die durch den Sieger in den nächsten Jahren verfügte Organisation
in Anspruch.
Wir werden ihr, der entscheidenden Abrechnung der Vergangen-
heit Griechenlands, besondere Aufmerksamkeit schenken müssen,
weil sie einen Massstab am evidentesten bietet, um zu sondiren,
wie der Verfasser sich das provinciale Verhältnis dieser von der
Geschichte der Cultur zuerst berufenen Station gedacht bat.
Doch bevor wir diesen für die Geschichte Griechenlands, und
für seine Organisation (in provinciae formam redactio), wie sie,
einem Nessusgewande gleich, ihm von Rom umgelegt wurde, gleich
schätzbaren Seiten uns zuwenden, sei es uns vergönnt, die Zeit
vorher an der Hand des Verfassers zu überblicken.
Es ist die Zeit nach der Zerstörung Korinth’s, worauf wir
Zurückgehen, S. 276 ff.
In lichtvoller Uebersicbt verwerthet der Verf. das Material
für das Verständniss der Lage der Griechen. Die Controverse, die
er auf seinem Wege antraf, ob nämlich Griechenland schon jetzt
die Form einer Provinz erhalten habe, hat ihre zwei Seiten. Wenn
das Verhältniss einer Provinz von dem Zeitpunkt datirt wird, wo
das eroberte Land seine Selbstregierung verliert, so wurde Grie-
chenland nicht schon nach dem J. 146 Provinz. Wenn man aber
bedenkt, dass die griechischen Gemeinden der Oberhoheit des römi-
schen Statthalters von Makedonien untergeordnet wurden, so war
eigentlich die Selbstständigkeit derselben nur ein Schatten Nach
der Begründung der Verfassers wurden sie Theile der neuen make-
donischen Provinz, S. 284, eine Einrichtung, die den römischen
Feldberrn und die von dem Senate delegirten Zehnmännercommis-
sion längere Zeit beschäftigt.
Uebrigens hat die Geschichte der Frage wegen der Stellung 1
Griechenlands zu Rom nach der Ueberwältigung der Achäer, der
Boötier und der Chalkidier eine von gründlicher Belesenheit zeu-
gende Erörterung erfahren. S. 284 ff. Die Unklarheit in der Frage
ist dadurch hervorgerufen worden, dass der Name Achaia, unter