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Nr. 18. HEIDELBERGER 1867.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Heise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den
Jahren 1857, 1858, 1859 unter den Befehlen des Commodore
B. von Wüllerstorf-Urbair. — Ling uisti s ch er Theil von
Prof. Dr. Friedrich Müller. 4. (VI, 357 8.). Wien 1867.
Der Verfasser, durch eine Reihe der gründlichsten und scharf-
sinnigsten sprachwissenschaftlichen Untersuchungen, die meist in
den Sitzungsberichten der historisch - philosophischen Classe der
Wiener Akademie der Wissenschaften niedergelegt sind, als einer
der gediegensten Sprachforscher wohlbekannt, erscheint hier als
Bearbeiter des von der Fregatte Novara auf ihrer in den Jahren
1857—1859 unternommenen Rundfahrt um die Erde heimgebrach-
ten sprachlichen Materials. Wir haben in der Bearbeitung dieses
auf den verschiedenen Punkten, wo die Novara anhielt, von Karl
v. Scherzer gesammelten Materials eine der verdienstlichsten neue-
ren Leistungen auf dem Gebiete der Sprachwissenschaft zu be-
grüssen, und zwar um so mehr, als die Arbeit nicht nur dem
Sprachforscher selbst eine Fülle interessanten Stoffes zuführt, son-
dern diesen auch in ein ansprechendes Gewand kleidet, das ihn
auch dem gebildeten Publikum, welches am Menschen und seiner
Sprache Antheil nimmt, vollkommen zugänglich und verständlich
macht. Dies letztere ist jedenfalls ein Hauptverdienst des Werkes;
denn es hat nicht jedermann Zeit und Lust, sich um das in einer
Menge von Einzelschritten über die ganze Erde zerstreute Material
zu kümmern; hier dagegen findet man eine Reihe der Haupttypen
menschlicher Sprache auf der Höhe der Wissenschaft und doch
allgemein verständlich dargestellt. Das ganze Werk zerfällt in vier
grössere Abtheilungen und behandelt eine Reihe afrikanischer und
australischer, dann die indischen und malayo-polynesischen Sprachen.
Es wurde von der jedesmaligen Haltestation der Novara und dem
allenfalls zufliessenden Material Anlass genommen, die an diesem
Punkte herrschende Sprache einer näheren Prüfung zu unterwerfen
und die etwaigen Verwandten derselben bis in die entferntesten
Ausläufer in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. Die Sprachen,
welche besondere Alphabete haben, sind mit den ihnen eigenthüm-
lichen Typen gedruckt nebst beigefügter Transcription, so dass auch
ohne Kenntniss der fremden Buchstaben jedes Wort lesbar er-
scheint; der allbekannte Typenreichthum der Wiener Hof- und
Staatsdruckerei bewährt sich auch hier wieder, wie denn die typo-
graphische Ausstattung des Werkes eine prachtvolle genannt wer-
LX. Jahrg. 4. Heft. 18
 
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