Hertzberg: Geschichte Griechenlands unter den Römern. 221
welchem nachmals durch Augustus Griechenland als Provinz orga-
nisirt wurde, schon seit jenem Datum den alten Namen Peloponnes
zu verdrängen begann und sich regelmässig im Gegensätze zu Nord-
griechenland angewendet vorfindet. Ja die Ansicht konnte das
Faktum für sich anführen, dass Mummius den Sieges n a m e n Achai-
cus erhielt. Aber aus dem Namen kann man nicht auf eine Provinz
Griechenland der Sache nach schliessen.
Bei dieser Gelegenheit sei nicht der Aufmerksamkeit verges-
sen, die der Verfasser dem Einflüsse des Polybius widmet, der,
durch seinen Freund und Gönner Scipio Aemilianus begünstigt, den
besorgten Anwalt seiner Landsleute in jenen Tagen des Unglücks
machte.
Was wird nach jener Katastrophe der scharfe Redner der Aka-
demie, Karneades, gesagt haben, wenn es wahr ist, was Lactantius
erzählt (Instit. V, 14ff), dass er den Muth gehabt hatte, in Rom
den Römern zu sagen, die Gerechtigkeit verlange, dass die Römer
ihre Eroberungen den rechtmässigen Besitzern zurückgäben, und in
ihre Hütten von Früher zurückkehrten ?
Der Schluss dieses Abschnittes, welcher einen Blick auf den
äusseren Zustand der griechischen Halbinsel wirft, zeigt, wie zwar
nicht Sparta aber Athen von den Folgen jener Katastrophe in sei-
ner Verfassung getroffen wurde. Unter den Inseln des Archipel
erwarb sich und bewahrte Rhodos die meiste Achtung unter den
Zeitgenossen. Delos, das die Römer, um den Rhodiern zu schaden,
zum Freihafen erklärt hatten, hatte seit dem J. 167 eiuen grossen
Aufschwung genommen. Aber nach dem Fall von Karthago und
Korinth kam auch der Sclavenhandel dort in Blüthe. Kreta, noch
unberührt von der Gewalt römischer Provincialbeamteu, wurde ein
Hauptsitz der Seeräuberei.
Der Verf. widmet angeblich der Geschichte Griechenlands
von dem Untergang des Achäischen Bundes bis zum Ausgang des
Ersten Mithridatischen Krieges ein eigenes (das dritte) Kapitel,
legt aber gleich Eingangs das frappirende Bekenntniss ab: Von
einer Geschichte Griechenlands während der Jahre seit 146.
bez. 145 bis 89 v. Chr. kann daher im strengeren Sinne gar nicht
die Rede sein; kaum dass wir im Stande sind, uns von der all-
gemeinen Lage Griechenlands in dieser Zeit eine gewisse Vorstel-
lung zu machen.« S. 317.
Demgemäss ist der Verfasser nur im Stande gewesen, bei der
politischen Apathie, worin der Peloponnes in «Folge des unglück-
lichen Krieges gegen die Römer versunken war, sein Augenmerk
auf eine andere Frage zu richten, deren Schwerpunkt die gegen-
seitigen Einwirkungen von Hellenen und Römern auf einander sind.
Obwohl er die Schwierigkeit ablehnt, die grossartige Culturbe-
wegung, »die sich an die Verschmelzung des italienischen und
hellenischen Wesens mit ihren glänzenden und dunkeln Seiten
knüpft«, im Einzelnen zu verfolgen, hat er immerhin interessante
welchem nachmals durch Augustus Griechenland als Provinz orga-
nisirt wurde, schon seit jenem Datum den alten Namen Peloponnes
zu verdrängen begann und sich regelmässig im Gegensätze zu Nord-
griechenland angewendet vorfindet. Ja die Ansicht konnte das
Faktum für sich anführen, dass Mummius den Sieges n a m e n Achai-
cus erhielt. Aber aus dem Namen kann man nicht auf eine Provinz
Griechenland der Sache nach schliessen.
Bei dieser Gelegenheit sei nicht der Aufmerksamkeit verges-
sen, die der Verfasser dem Einflüsse des Polybius widmet, der,
durch seinen Freund und Gönner Scipio Aemilianus begünstigt, den
besorgten Anwalt seiner Landsleute in jenen Tagen des Unglücks
machte.
Was wird nach jener Katastrophe der scharfe Redner der Aka-
demie, Karneades, gesagt haben, wenn es wahr ist, was Lactantius
erzählt (Instit. V, 14ff), dass er den Muth gehabt hatte, in Rom
den Römern zu sagen, die Gerechtigkeit verlange, dass die Römer
ihre Eroberungen den rechtmässigen Besitzern zurückgäben, und in
ihre Hütten von Früher zurückkehrten ?
Der Schluss dieses Abschnittes, welcher einen Blick auf den
äusseren Zustand der griechischen Halbinsel wirft, zeigt, wie zwar
nicht Sparta aber Athen von den Folgen jener Katastrophe in sei-
ner Verfassung getroffen wurde. Unter den Inseln des Archipel
erwarb sich und bewahrte Rhodos die meiste Achtung unter den
Zeitgenossen. Delos, das die Römer, um den Rhodiern zu schaden,
zum Freihafen erklärt hatten, hatte seit dem J. 167 eiuen grossen
Aufschwung genommen. Aber nach dem Fall von Karthago und
Korinth kam auch der Sclavenhandel dort in Blüthe. Kreta, noch
unberührt von der Gewalt römischer Provincialbeamteu, wurde ein
Hauptsitz der Seeräuberei.
Der Verf. widmet angeblich der Geschichte Griechenlands
von dem Untergang des Achäischen Bundes bis zum Ausgang des
Ersten Mithridatischen Krieges ein eigenes (das dritte) Kapitel,
legt aber gleich Eingangs das frappirende Bekenntniss ab: Von
einer Geschichte Griechenlands während der Jahre seit 146.
bez. 145 bis 89 v. Chr. kann daher im strengeren Sinne gar nicht
die Rede sein; kaum dass wir im Stande sind, uns von der all-
gemeinen Lage Griechenlands in dieser Zeit eine gewisse Vorstel-
lung zu machen.« S. 317.
Demgemäss ist der Verfasser nur im Stande gewesen, bei der
politischen Apathie, worin der Peloponnes in «Folge des unglück-
lichen Krieges gegen die Römer versunken war, sein Augenmerk
auf eine andere Frage zu richten, deren Schwerpunkt die gegen-
seitigen Einwirkungen von Hellenen und Römern auf einander sind.
Obwohl er die Schwierigkeit ablehnt, die grossartige Culturbe-
wegung, »die sich an die Verschmelzung des italienischen und
hellenischen Wesens mit ihren glänzenden und dunkeln Seiten
knüpft«, im Einzelnen zu verfolgen, hat er immerhin interessante