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Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

canal verlaufenden Nerven zu erzeugen. Es kann somit kaum einem
Zweifel unterliegen, dass man galvanische Ströme in hin-
reichenderStärke in dasEückenmark einführen kann,
um damit therapeutische Effecte zu erzielen.
Es ist sonach eine Einwirkung des constanten Stroms auf die
Centralorgane des Nervensystems möglich und es verdient derselbe
bei Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks versuchsweise an-
gewendet zu werden.
Ausführliche Mittheilung und Beweisführung über diesen Gegen-
stand wird im »Deutschen Archiv für klin. Medicin« erscheinen.
11. Vorstellung des mikrocephalen Töchterchens des
Georg Becker aus Offenbach, am 18. Januar.
12. Vorstellung eines Falles von Facialparalyse und
Demonstration der dabei in den gelähmten Muskeln
vorhandenen eigenthümlichen Veränderungen der
Erregbarkeit gegen constante undinducirteStröme,
durch Herrn D r. Erb am 18. Januar und 1. März 1867.
(Das Manuscript wurde am 29. April eingereiht.)
Bekanntlich sind in den letzten Jahren einige Beobachtungen
von peripherischen Facialparalysen veröffentlicht worden (durch
Baierlacher, Schulz, Zie nassen, Neumann, Brückner,
M. Meyer, Eulenburg u. A.), welche sich durch ein höchst
eigenthümliches Verhalten der gelähmten Muskeln gegen electrische
Ströme auszeichneten. Während nämlich die Erregbarkeit der ge-
lähmten Muskeln gegen den inducirten Strom vollständig erloschen
war, zeigte sich eine ganz normale oder selbst bedeutend gestei-
gerte Erregbarkeit gegen den constanten Strom. Dasselbe merk-
würdige Verhalten findet sich auch in dem vorliegenden Falle.
Derselbe betrifft eine 44jährige, sonst gesunde Frau, welche vor
9 Wochen plötzlich und ohne nachweisbare Ursache an linksseiti-
ger Facialparalyse erkrankte. Diese Affection ist in der ganzen
Zeit bis jetzt vollkommen stationär geblieben.
Patientin bietet jetzt alle Erscheinungen einer vollständigen
peripherischen Paralyse des linken Nervus Facialis: vollständig auf-
gehobene Motilität der vom linken facialis versorgten Muskeln;
VerStreichung der Stirn- und Augenfalten, der Nasolabialfalte;
normale Beweglichkeit des Gaumensegels bei gerade stehender
Uvula; Erhaltung der Sensibilität der linken Gesichtshälfte, be-
sonders auch der Conjunctiva; Fehlen jeder Reflexbewegung auf
Reize der Conjunctiva; keine Gehörstörungen, keine Kopferschei-
nungen.

(Schluss folgt.)
 
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