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Verhandlungen des naturhistoriach-medizinischen Vereine.

Die Darmerscheinungen lassen sich am Besten erklären durch
die Annahme einei' Embolie der beiden Arteriae mesentericae,
wenigstens mit Rücksicht auf die vorhandene Literatur der Em-
bolie dieser Gefässgebiete, insbesondere unter Zugrundlegung der
von Gerhardt und Kussmaul über diese Embolie aufgestellten
charakteristischen Merkmale.
Die ausführliche Mittheilung des Falls in einer Zeitschrift
wird vorbehalten.
15. Vortrag des Herrn Prof. Friedreich: »Ueber An-
drogynie« mit Vorstellung von Katharina Homeyer
aus Meirichstadt.
16. Vortrag des Herrn Prof. 0. Weber: »Ueber einen
geheilten Blasendefekt«, am 15. Februar 1867.
(Das Manuscript wurde am 1. Mai 1867 eingereicht.)
Prof. 0. Weber stellt der Gesellschaft einen 7jährigen Knaben
vor, welchem er einen angeborenen Defect des Blasenhalses mit
glücklichem Erfolge durch eine plastische Operation geschlossen
hatte. Es handelte sich um den höchsten Grad der Epispadie. Der
Hodensack war gut entwickelt; links lag der Hode im Leisten-
kanale; rechts war er vollkommen herabgestiegen. Der Penis, dessen
Schwellkörper und Eichel kräftig und dem Alter des Knaben ent-
sprechend entwickelt sind, zeigte eine von der Eichel nach auf-
wärts ziehende lange flache Rinne. Diese ist mit Schleimhaut,
welche den Charakter von Oberbaut angenommen hat, ausgeklei-
det, und geht in die zu beiden Seiten des Gliedes herabhängenden
Hautfalten über; diese vereinigen sich unter der Eichel zu der
schürzenförmig herabhängenden Vorhaut. Im gewöhnlichen Zu-
stande erscheint der Penis ganz zurückgezogen und deckt die Eichel
das in die Blase führende Loch. Zieht man aber den Penis her-
vor, so erblickt man eine trichterförmige vor der Symphyse ge-
legene Vertiefung, welche von blasser Schleimhaut ähnlicher Haut
ausgekleidet ist, etwa den Umfang eines halben Taubeneis hat und
von derbem Hautfalten umgeben wird. Diese Vertiefung führt in
ein Loch, welches dem kleinen Finger Eingang gestattet, und man
kann sich überzeugen, dass dieses Loch dem vorn offenen Blasen-
halse entspricht; durch dasselbe gelangt man in die stark contra-
hirte und keinen Urin enthaltende Harnblase. Die Symphyse
ist zwar vorhanden aber sehr niedrig und dünn. Der Harn wird
nicht zurückgehalten, sondern träufelt ab, so dass sowohl die Um-
gebung der Genitalien als die Beine stark excoriirt sind.
Es handelte sich darum diesen sehr traurigen Uebelstand wo
möglich durch eine Operation zu beseitigen. Man hat in der neue-
ren Zeit verschiedentlich versucht hochgradige Defecte der Epis-
 
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