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378 Fichte: Die Seelenfortdauer.
»immer tieferes Eingehen des göttlichen Geistes in den mensch-
lichen« nachweisen.
Das gegenwärtige Werk soll mit diesen beiden Werken ein
abgeschlossenes Ganzes bilden. Die Frage nach der Seelenfortdauer
soll auf anthropologischem Wege untersucht werden und greift zur
Erringung eines befriedigenden Ergebnisses, von ethischer Grund-
lage ausgehend, eben so in das Gebiet der Religionsphilosophie, wie
der Philosophie der Geschichte.
Auf diese, die Stellung der Frage zur Gegenwart und ihre Be-
handlungsart auseinandersetzende Einleitung folgt die Durch-
führung der Aufgabe in dem vorliegenden Werke. Das erste
Buch behandelt die allgemeinen Vorfragen, das zweite
die metaphysische, anthropologische und ethische
Begründung.
Das erste Buch (S. 1—91) zerfällt in drei Kapitel. Sie
haben die Ueberschriften: 1) Unser Standpunkt, 2) der natürliche
(anthropologische) Glaube an die Fortdauer, 3) die bisherigen Ver-
nunftbeweise für die Seelenfortdauer. Das zweite Buch (S. 91
— 442) hat vier Kapitel. Sie sind überschrieben: 1) die reale
und die phänomenale Welt, 2) der allgemeine Begriff der Präfor-
mation (Präexistenz), 3) die allgemeine Weltstellung des Menschen-
geschlechts und die Bedeutung des Individualgeistes, 4) allgemeiner
Rückblick. Der (ethische) Unsterblichkeitsbeweis aus dem Begriffe
der Menschengeschichte. Philosophie derselben. Beiden Büchern
folgt die Schlussanmerkung (S. 443—466j.
Der Standpunkt ist ein anthropologischer, er knüpft an
begreifliche Analogien an und erblickt die Spuren des künftigen
Daseins im gegenwärtigen vorgebildet. Der Herr Verf. sucht den
Unsterblichkeitsglauben von seiner innern Unbestimmtheit und ab-
stracten Unbegreiflichkeit zu befreien. Man muss das ethische
und natürliche Element in diesem Glauben unterscheiden. Diese
Elemente werden auf einen verschiedenen Ursprung, den immanen-
ten und transcendenten, zurückgeführt. Das innere Verhältniss
dieses Gegensatzes zeigt sich in dem, was von dem Herren Verf.
productiver und receptiver Genius genannt wird. Der
ethische Unsterblichkeitsglaube wird zugleich als der religiöse im
echten Sinne bezeichnet. Die höchste Aufgabe der Religionsphilo-
sophie ist, jenen Glauben umfassend zu begründen. Dieser Glaube
hat eine universale Bedeutung für die Wissenschaft vom Menschen.
Im Menschen ist ein transcendentales Wesen innerhalb seines sinn-
lichen, in ihm liegt, von ihm geht aus das geschichtbildende
Princip. Die Natur ist blosser Kreislauf. Auch nach seinem
praktischen Charakter ist der Mensch ein trancendentales Wesen,
daher die unwillkürliche Zuversicht seiner innern Ewigkeit der ver-
gänglichen Erscheinung der Natur gegenüber. Hierin liegt die erste
rein anthropologische Quelle des Unsterblichkeitsglaubens, sie ist
 
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