448 Ueberweg u. Erdmann: Grundr. d. Gesch. d. Philosophie.
Nicolaus von Cusa ausführlich behandelt und dabei zugleich viel-
fach neue Forschungen und anregende Gedanken mitgetheilt. Be-
sonders genau und eingehend sind die Studien des Herrn Verfassers,
welche sich auf den Franciskaner Raimundus Lullus und seine
so genannte ars magna beziehen. Wenn man sich den Charakter
der Zeit recht lebhaft vor die Augen stellt, so wird man wohl be-
greifen können, warum die Zahl der Lullisten einmal fast der der
Thomisten gleich war. Freilich trug dazu nicht bloss der Scharf-
sinn des Urhebers, sondern der zwischen den Dominikanern und
Franciskanern als den zwei Bettelorden herrschende Brodneid nicht
wenig bei, warum ein so hervorragender Kopf der zahlreichen,
beim Volke beliebten Franciskanerinnung, die auch an den Univer-
sitäten ihre Vertreter zählte, mächtigen Beifall erhielt. Dazu kamen
auch die körperlichen Misshandlungen, welche Lullus von den Musel-
männern erlitt, und sein Martertod, welche seine Bedeutung ver-
mehrten.
Die dritte Periode der mittelalterlichen Philosophie
ist die Periode des Uebergangs aus dem Mittelalter zur Neu-
zeit. Sie umfasst nach der von dem Herrn Verf. gegebenen Ein-
theilung 1) die Philosophie als Gottesweisheit (S. 470 — 502), 2)
die Philosophie als Weltweisheit (S. 502 — 584), 3) die Rechts-
philosophen (S. 584 — 622). Die Philosophie als Gottesweis-
heit enthält die speculative, die praktische und die theo-
sophische Mystik. Zur speculativen werden Meister Eck-
hart, Heinrich Suso, Johann Tauler und der unbekannte Verfasser
der deutschen, von Luther 1518 herausgegebenen Theologie, zur
praktischen Johannes Rüysbroek, Geert de Groot (Gerhardus
Magnus), Thomas a Kempis, im Uebergang zum Höhepunkt der-
selben Kaspar Schwenkfeld, Valentin Weigel, zur theosophi-
schen Mystik Jacob Böhm, mit Recht am ausführlichsten behan-
delt, gezählt. Die Philosophie als Weltweisheit hat als Haupt-
abschnitte die Renaissance oder Wiedererweckung anti-
ker Systeme (Erneuerung des Platonismus, die Aristoteliker und
solche, welche die Systeme der Verfallperiode griechischer Philo-
sophie wieder hervorzurufen suchten) und die Naturphilosophen
(Paracelsus, Cardanus, Telesius, Patritius, Campanella, Bruno, Franz
Baco). Von den Rechtsphilosophen werden die kirchlichen Natur-
rechtslehrer, die widerkirchliche, die kirchlich indifferente Politik
und die naturalistische Rechtsphilosophie unterschieden. Unter der
Aufschrift der widerkirchlichen Politik werden Nicolo
Macchiavelli, unter der der kirchlich indifferenten Bodin,
Gentilis, Grotius, unter der naturalistischen Rechtsphilo-
sophie Thomas Hobbes angeführt.
(Schluss folgt.)
Nicolaus von Cusa ausführlich behandelt und dabei zugleich viel-
fach neue Forschungen und anregende Gedanken mitgetheilt. Be-
sonders genau und eingehend sind die Studien des Herrn Verfassers,
welche sich auf den Franciskaner Raimundus Lullus und seine
so genannte ars magna beziehen. Wenn man sich den Charakter
der Zeit recht lebhaft vor die Augen stellt, so wird man wohl be-
greifen können, warum die Zahl der Lullisten einmal fast der der
Thomisten gleich war. Freilich trug dazu nicht bloss der Scharf-
sinn des Urhebers, sondern der zwischen den Dominikanern und
Franciskanern als den zwei Bettelorden herrschende Brodneid nicht
wenig bei, warum ein so hervorragender Kopf der zahlreichen,
beim Volke beliebten Franciskanerinnung, die auch an den Univer-
sitäten ihre Vertreter zählte, mächtigen Beifall erhielt. Dazu kamen
auch die körperlichen Misshandlungen, welche Lullus von den Musel-
männern erlitt, und sein Martertod, welche seine Bedeutung ver-
mehrten.
Die dritte Periode der mittelalterlichen Philosophie
ist die Periode des Uebergangs aus dem Mittelalter zur Neu-
zeit. Sie umfasst nach der von dem Herrn Verf. gegebenen Ein-
theilung 1) die Philosophie als Gottesweisheit (S. 470 — 502), 2)
die Philosophie als Weltweisheit (S. 502 — 584), 3) die Rechts-
philosophen (S. 584 — 622). Die Philosophie als Gottesweis-
heit enthält die speculative, die praktische und die theo-
sophische Mystik. Zur speculativen werden Meister Eck-
hart, Heinrich Suso, Johann Tauler und der unbekannte Verfasser
der deutschen, von Luther 1518 herausgegebenen Theologie, zur
praktischen Johannes Rüysbroek, Geert de Groot (Gerhardus
Magnus), Thomas a Kempis, im Uebergang zum Höhepunkt der-
selben Kaspar Schwenkfeld, Valentin Weigel, zur theosophi-
schen Mystik Jacob Böhm, mit Recht am ausführlichsten behan-
delt, gezählt. Die Philosophie als Weltweisheit hat als Haupt-
abschnitte die Renaissance oder Wiedererweckung anti-
ker Systeme (Erneuerung des Platonismus, die Aristoteliker und
solche, welche die Systeme der Verfallperiode griechischer Philo-
sophie wieder hervorzurufen suchten) und die Naturphilosophen
(Paracelsus, Cardanus, Telesius, Patritius, Campanella, Bruno, Franz
Baco). Von den Rechtsphilosophen werden die kirchlichen Natur-
rechtslehrer, die widerkirchliche, die kirchlich indifferente Politik
und die naturalistische Rechtsphilosophie unterschieden. Unter der
Aufschrift der widerkirchlichen Politik werden Nicolo
Macchiavelli, unter der der kirchlich indifferenten Bodin,
Gentilis, Grotius, unter der naturalistischen Rechtsphilo-
sophie Thomas Hobbes angeführt.
(Schluss folgt.)