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behauptete sich in der Stadt Anaklet II. und der Papst der Frangipani,
Innocenz II., nahm vorerst seinen Sitz in Pisa, dann in Frankreich. ’)
Pom, Lateran und Peterskirche waren Anaklets Eechtstitel, da aber die
grossen Ordenshäupter, der Cluniacenser Petrus venerabilis, der Cister-
cienser Sanct Bernhard und der Stifter der Prämonstratenser, Norbert,
sich für Innocenz II. erklärten, so wurde dieser ausserhalb Pioms als
Papst anerkannt. Nur der Normanne Koger, dem Anaklet II. den Titel
eines Königs von Sizilien verlieh, hielt an dem Papste der Pierleoni
fest. Mochten die Mönche den Papst, der von den Juden abstammte,
und den König, der seine Kriege mit Sarazenen führte, als die beiden
Antichristen im ganzen Abendland ausschreien, in Rom und Unteritalien
war Anaklets Stellung so gesichert, dass selbst Lothars Römerzüge in
den Jahren 1132 und 1137 das Schisma nicht beseitigten. Zwar war
schliesslich der Anhang Anaklets stark zusammengeschwunden, doch
starb er am 25. Januar 1138 in pontificalibus. Jetzt huldigten auch
die Brüder Pierleones nach kurzem Versuche, das Schisma fortzusetzen,
überwunden durch die Energie und Beredtsamkeit des heiligen Bern-
hard, dem zweiten Innocenz. In der Fastenwoche 1139 erwies eine
stattlich besuchte Lateransynode die wiederhergestellte Einheit, ver-
nichtete alle Akte Anaklets, bannte Roger, der den Königstitel kraft
Anaklets Decreten führte, und verhängte strenge Strafurteile über die
Gegner des Bischofs M ai n f r e d von Brescia, von denen wir noch
werden zu reden haben.'* 1 2) Da Innocenz II. aber bald darauf Roger in
die Hände fiel, musste auch er den tapfern Normannen als König an-
erkennen, und die Verbindung Apuliens mit Sizilien, die die Kurie stets
bekämpft hatte, gut heissen. Im Kriege mit dem kleinen Tibur er-
lebte er eine beschämende Niederlage und weil er sich einseitig mit
demselben versöhnte, brachen in Rom Unruhen aus, die ihn mit dem
Verluste seiner weltlichen Herrschaft bedrohten. Als er am 24. Sep-
tember 1143 starb, stand Rom in vollem Aufruhr. Die Revolution war
von dem Adel ausgegangen, der sich mit dem Papste über Tibur ent-
zweit hatte, aber die wehrfähige Bürgerschaft, in Bannerschaften orga-
nisiert, drängte bald die Geschlechter Mir Seite; der niedere Adel und
einige ehrgeizige Aristokraten gingen zur Bürgerschaft über.3) Wäh-
Bosone conscripta bei Wattericli, Pontif. Rom. vitae. II, 174. Mansi, concil. coli.
XXI, 428 f.
1) Seine Darstellung der Wahlvorgänge bei Jaffe, Regesta pontificum I, 561.
2) Mansi XXI, 523.
' 3) Wie das Beispiel des Jordanus Pierleone und die Erneuerung des ordo
behauptete sich in der Stadt Anaklet II. und der Papst der Frangipani,
Innocenz II., nahm vorerst seinen Sitz in Pisa, dann in Frankreich. ’)
Pom, Lateran und Peterskirche waren Anaklets Eechtstitel, da aber die
grossen Ordenshäupter, der Cluniacenser Petrus venerabilis, der Cister-
cienser Sanct Bernhard und der Stifter der Prämonstratenser, Norbert,
sich für Innocenz II. erklärten, so wurde dieser ausserhalb Pioms als
Papst anerkannt. Nur der Normanne Koger, dem Anaklet II. den Titel
eines Königs von Sizilien verlieh, hielt an dem Papste der Pierleoni
fest. Mochten die Mönche den Papst, der von den Juden abstammte,
und den König, der seine Kriege mit Sarazenen führte, als die beiden
Antichristen im ganzen Abendland ausschreien, in Rom und Unteritalien
war Anaklets Stellung so gesichert, dass selbst Lothars Römerzüge in
den Jahren 1132 und 1137 das Schisma nicht beseitigten. Zwar war
schliesslich der Anhang Anaklets stark zusammengeschwunden, doch
starb er am 25. Januar 1138 in pontificalibus. Jetzt huldigten auch
die Brüder Pierleones nach kurzem Versuche, das Schisma fortzusetzen,
überwunden durch die Energie und Beredtsamkeit des heiligen Bern-
hard, dem zweiten Innocenz. In der Fastenwoche 1139 erwies eine
stattlich besuchte Lateransynode die wiederhergestellte Einheit, ver-
nichtete alle Akte Anaklets, bannte Roger, der den Königstitel kraft
Anaklets Decreten führte, und verhängte strenge Strafurteile über die
Gegner des Bischofs M ai n f r e d von Brescia, von denen wir noch
werden zu reden haben.'* 1 2) Da Innocenz II. aber bald darauf Roger in
die Hände fiel, musste auch er den tapfern Normannen als König an-
erkennen, und die Verbindung Apuliens mit Sizilien, die die Kurie stets
bekämpft hatte, gut heissen. Im Kriege mit dem kleinen Tibur er-
lebte er eine beschämende Niederlage und weil er sich einseitig mit
demselben versöhnte, brachen in Rom Unruhen aus, die ihn mit dem
Verluste seiner weltlichen Herrschaft bedrohten. Als er am 24. Sep-
tember 1143 starb, stand Rom in vollem Aufruhr. Die Revolution war
von dem Adel ausgegangen, der sich mit dem Papste über Tibur ent-
zweit hatte, aber die wehrfähige Bürgerschaft, in Bannerschaften orga-
nisiert, drängte bald die Geschlechter Mir Seite; der niedere Adel und
einige ehrgeizige Aristokraten gingen zur Bürgerschaft über.3) Wäh-
Bosone conscripta bei Wattericli, Pontif. Rom. vitae. II, 174. Mansi, concil. coli.
XXI, 428 f.
1) Seine Darstellung der Wahlvorgänge bei Jaffe, Regesta pontificum I, 561.
2) Mansi XXI, 523.
' 3) Wie das Beispiel des Jordanus Pierleone und die Erneuerung des ordo