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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 1.1891

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Cantor, Moritz: Albrecht Dürer als Schriftsteller: Vortrag gehalten im Historisch-Philosophischen Verein zu Heidelberg am 12. Februar 1888
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Duhn, Friedrich von: Heinrich Schliemann: Vortrag, gehalten im historisch-philosophischen Verein zu Heidelberg am 14. Januar 1891
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https://doi.org/10.11588/diglit.29031#0167

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159

Selbst die grossartige, nur Schliemanns felsenfestem Schriftglauben
an einige Worte des Pausanias zuzuschreibende Entdeckung der Fürsten-
gräber von Mykene wurde in ihrer Bedeutung zu Anfang noch nicht
so recht erkannt. Freilich trug die Jahre hindurch andauernde Unvoll-
ständigkeit der öffentlichen Ausstellung der Fundstücke, das verzögerte
Erscheinen von Schliemanns Buch, ausnahmsweise erst zwei Jahre her-
nach, einige Auffälligkeiten der Fundberichte und des Schliemann’schen
Textes daran mit die Schuld. Erst die Jahre 1878 und 1879 bahnten
eine Wandelung an: acht Jahre nach dem Beginn der Grabungen auf
Troja, Ulrich Köhler erkannte die geschichtliche Wichtigkeit der Ent-
deckungen von Mykene und suchte das Problem zunächst von der eth-
nologischen Seite zu fassen •—• 1878 •—; dann erschien 1879 durch
Löschcke und Furtwängler eine mit grösster Treue hergestellte schöne
Veröffentlichung der unscheinbaren Scherben mykenischer Thongefässe.
Mehr und klarer, als an den zunächst noch so viel des Rätselhaften,
Fremdartigen bietenden, zum Teil sicher importierten Gegenständen aus
Edelmetall, Bernstein, Elfenbein, Alabaster konnte aus Form und Ver-
zierungsart der zahllosen einfachen Gefässe des täglichen Lebens erkannt
werden, wo die Berührungspunkte mit späterem Griechischen, wo mit
dem Orient liegen, welcher Art die umgebenden Eindrücke waren, denen
diese Kunst ihre Eigentümlichkeiten verdankte. Es war ein Zeichen der
veränderten Anschauungsweise, dass diese Veröffentlichung vom deutschen
ßeichsinstitut in Athen veranstaltet war als Glückwunschgäbe des jungen
athenischen Institutes zum fünfzigjährigen Jubelfeste der römischen
Mutteranstalt. Die Frontwendung der deutschen klassischen Archäologie
diesen unklassischen Dingen gegenüber war damit vollzogen. Ein wei-
terer Schritt war die 1881 veröffentlichte Aufnahme Mykenes und. seiner
Umgebung im Aufträge des Institutes durch den Artilleriehauptmann
Steffen. — Gleichzeitig „kommandierte Virchow Achtung“, nachdem er
im Frühling 1879 längere Zeit Schliemanns Arbeitsgenosse in Troja
gewesen war, und von der ganz hervorragenden Bedeutung Trojas für
die Urgeschichte griechischen Bauwesens und für die Erkenntnis archäo-
logischer Schichtenbildung sich staunend überzeugt hatte.

1882 war Dörpfeld für Schliemann verfügbar geworden. Dass von
nun an in allen deutschen Fachkreisen jeder Widerspruch auf hörte gegen
die Art, wie in Troja oder Tiryns gegraben wurde, versteht sich von
selbst.

Mykene, die Durchforschung seiner Altertümer und Fundstücke,
stand für die Archäologie zunächst durchaus im Vordergründe. Da
 
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