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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 1.1891

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Cantor, Moritz: Albrecht Dürer als Schriftsteller: Vortrag gehalten im Historisch-Philosophischen Verein zu Heidelberg am 12. Februar 1888
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Pflugk-Harttung, Julius von: Keltische Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.29031#0234

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Nähe gegeben, wechselnd vom ein- bis zum dreifachen, ferner eine An-
zahl steinerner und sonstiger Grabmonumente, Steinhaufen und dergl.
Auch der berühmte Krönungsstein Lia Fail befanden sich hier und
wurde erst 1798 entfernt. Jetzt ragt er 6 Fuss über dem Boden, ur-
sprünglich meint man 12 Fuss; er ist rund, nach oben verjüngt und
am Ende abgerundet. Erst diente er vielleicht Ritualzwecken, dann
bei der Feier der Krönung, für welche wohl noch zwei andere Steine
in Betracht kamen, ähnlich dem Hauptsteine, nur kleiner. Vier Quellen
entsprangen; an einer stand eine Mühle,' welche die erste Wassermühle
Irlands gewesen sein soll. Viel verherrlicht war der Teach-Miodhchuarta,
die lange Festhalle mit 14 Thüren, das grosse Haus der 1000 Krieger;
es misst jetzt 759 in der Länge und 46 in der Breite, war aber wohl
ca. 90 breit und auch noch länger. In einem Gedichte, welches dem
Sänger Kineth O’Hartigan angehören soll, findet sich eine Beschreibung
von der Pracht und dem Glanze der Halle. Umgeben war der Raum
wohl von kleineren Gebäuden zu Gast- und Schlafzwecken und dergl.
Da alle Hochbauten auf Tara Hill von Holz und Lehm gewesen zu
sein scheinen, so erkennt man jetzt leider nichts mehr von dem früheren
Aussehen; neben Unbedeutenderem wurden zwei schraubenartig gewun-
dene Goldhalsringe gefunden.

Hiemit schliessen wir unsere Skizze. Sie dürfte ein ungewöhnlich
bestimmtes Bild über vielfach unbekannte Dinge, eine grosse, reich
bewegte Vergangenheit ergeben haben, der die Zustände des heu-
tigen Irland gar wenig entsprechen. Wie die feuchten Nebelwolken der
Insel haften sich Sagen und Mähren an den altersgrauen Duns, den
finsteren Höhlen, den gewaltigen Cromlechs und noch gewaltigeren Grab-
hügeln ; sie verklären die trübe, in Armut und Unrat versunkene Gegen-
wart und verliehen dem Lande die Harfe als Wappen, das meist poe-
tische und so tief bedeutungsvolle Wappen: gleichsam eine stumm-
beredte Klage.
 
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