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Güter, und namentlich den Besitz der wichtigen Festung Sedan erlangt,
die in seiner Hand nun zu einem der stärksten militärischen Stützpunkte
der Hugenottenpartei im nördlichen Frankreich wurde. Er hatte in dieser
Stadt, in der er oft residierte, auch eine Akademie angelegt, die sich
bald einer ziemlichen Celebrität erfreute und mit der auch eine Biblio-
thek verbunden war; auch Friedrich V hatte mehrere Jahre seiner Jugend
dort an dem Hofe des glaubensverwandten „Herzogs von Bouillon“ ver-
lebt und seine Studien an der Akademie von Sedan gemacht.
Dieser mehrjährige Aufenthalt des jungen Kurprinzen Friedrich in
Sedan hatte um so näher gelegen, als der Herzog auch verwandtschaft-
lich dem pfälzischen Hause jetzt eng verbunden war. Er verheiratete
sich in zweiter Ehe mit Elisabeth von Nassau-Oranien, einer Tochter
Wilhelms des Schweigers, war also der Schwager des Kurfürsten Fried-
rich IY, der Oheim Friedrichs V. Die Beziehungen zwischen Oheim und
Neffen waren sehr intime, und Friedrich Y ist noch öfter im Laufe seines
Lebens nach Sedan zurückgekehrt.
Es ist hiernach ersichtlich, dass das Erbieten des Herzogs von
Bouillon, der Heidelberger Bibliothek in Sedan eine Freistatt bis auf
bessere Zeiten zu gewähren, durch die Verhältnisse sehr nahe gelegt Avar.
Sedan war eine Akademie, zugleich eine starke Festung, und es war in
der Hand eines dem pfälzischen Hause nahe verbundenen Fürsten.
Wir wissen nicht, rvelche Antwort Kanzler und Käte von Heidel-
berg dem Herzog erteilt haben. Vielleicht hielten sie noch immer, Avie
in dem Brief an den Kurfürsten, an der Hoffnung fest, dass die Gefahr
vorübergehen werde; vielleicht auch hielten sie die Gefahr des Aveiten
Transportes bis nach Sedan für die grössere.
Man darf es vielleicht beklagen, dass sie auf den Vorschlag nicht
eingegangen sind, der vermutlich auch die Billigung Friedrichs V hatte.
Sedan ist damals nicht erobert und verheert worden. Es wäre zu denken,
dass nach dem Ende des grossen Krieges, als Karl Ludwig von dem
Erbe seiner Väter Besitz nahm, er auch das kostbare Erbstück der
Palatina in Sedan hätte reklamieren und wohlbehalten nach Lleidolberg
zurückführen können.
Das Geschick fügte es anders: gerade ein Jahr nach jenem Briefe
des Herzogs von Bouillon, am 14 Februar 1623, brach Leo Allatius mit
der Wagenkaravane, in der er seine Beute nach Born entführte, geleitet
von Tilly’schen Musketieren, von Heidelberg auf.
Güter, und namentlich den Besitz der wichtigen Festung Sedan erlangt,
die in seiner Hand nun zu einem der stärksten militärischen Stützpunkte
der Hugenottenpartei im nördlichen Frankreich wurde. Er hatte in dieser
Stadt, in der er oft residierte, auch eine Akademie angelegt, die sich
bald einer ziemlichen Celebrität erfreute und mit der auch eine Biblio-
thek verbunden war; auch Friedrich V hatte mehrere Jahre seiner Jugend
dort an dem Hofe des glaubensverwandten „Herzogs von Bouillon“ ver-
lebt und seine Studien an der Akademie von Sedan gemacht.
Dieser mehrjährige Aufenthalt des jungen Kurprinzen Friedrich in
Sedan hatte um so näher gelegen, als der Herzog auch verwandtschaft-
lich dem pfälzischen Hause jetzt eng verbunden war. Er verheiratete
sich in zweiter Ehe mit Elisabeth von Nassau-Oranien, einer Tochter
Wilhelms des Schweigers, war also der Schwager des Kurfürsten Fried-
rich IY, der Oheim Friedrichs V. Die Beziehungen zwischen Oheim und
Neffen waren sehr intime, und Friedrich Y ist noch öfter im Laufe seines
Lebens nach Sedan zurückgekehrt.
Es ist hiernach ersichtlich, dass das Erbieten des Herzogs von
Bouillon, der Heidelberger Bibliothek in Sedan eine Freistatt bis auf
bessere Zeiten zu gewähren, durch die Verhältnisse sehr nahe gelegt Avar.
Sedan war eine Akademie, zugleich eine starke Festung, und es war in
der Hand eines dem pfälzischen Hause nahe verbundenen Fürsten.
Wir wissen nicht, rvelche Antwort Kanzler und Käte von Heidel-
berg dem Herzog erteilt haben. Vielleicht hielten sie noch immer, Avie
in dem Brief an den Kurfürsten, an der Hoffnung fest, dass die Gefahr
vorübergehen werde; vielleicht auch hielten sie die Gefahr des Aveiten
Transportes bis nach Sedan für die grössere.
Man darf es vielleicht beklagen, dass sie auf den Vorschlag nicht
eingegangen sind, der vermutlich auch die Billigung Friedrichs V hatte.
Sedan ist damals nicht erobert und verheert worden. Es wäre zu denken,
dass nach dem Ende des grossen Krieges, als Karl Ludwig von dem
Erbe seiner Väter Besitz nahm, er auch das kostbare Erbstück der
Palatina in Sedan hätte reklamieren und wohlbehalten nach Lleidolberg
zurückführen können.
Das Geschick fügte es anders: gerade ein Jahr nach jenem Briefe
des Herzogs von Bouillon, am 14 Februar 1623, brach Leo Allatius mit
der Wagenkaravane, in der er seine Beute nach Born entführte, geleitet
von Tilly’schen Musketieren, von Heidelberg auf.