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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 2.1892

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Heft 1
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Schumacher, K.: Über den Stand und die Aufgaben der prähistorischen Forschung am Oberrhein und besonders in Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.29032#0129
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117

Ausführungen v. Duhns oben S. 72 u. f.) uncl gabelt sich vom oberen
Eheinthal aus nach dem Züricher- und Bodensee. Auch von Osten her ist
eine grosse Handelsstrasse die Donau entlang zu verfolgen, die sich bis
in den Schwarzwald bei Villingen und Donaueschingen bemerklich macht
und über die Kauhealp weg den Neckar zwischen Stuttgart-Tübingen
gewann. Der Verkehr im Lande selbst richtete sich vor allem nach den
Flussthälern.

Das so gewonnene Bild wird durch Betrachtung der im Lande auf-
tretenden Geräteformen bestätigt. Undset sagt (Westd. Zeitschr. V S. 15 f.):
„Die Typen sind (im mittleren Eheingebiet) im Grossen und Ganzen
dieselben wie in der Schweiz, aber es treten doch auch andere auf,
welche uns in der Schweiz nur selten oder überhaupt nicht begegnen ....
Das mittlere Eheingebiet hängt südlich in der Bodenseegegend und weiter
nördlich durch die Neckar- und Mainthäler mit dem oberen Donaugebiet
zusammen .... Andauernde und lebhafte Verbindungen haben der
Donau entlang ungarische Formen von Schwertern, Äxten, Kelten, herauf-
geführt“, Formen, die dann allerdings häufig wieder lokale Umbildungen
erfahren haben. Auch vom Ehonethal her haben jene Gegenden Einflüsse
empfangen. Dafür bringt Undset folgenden Beweis; „Absatzkelte sind
in Frankreich sehr häufig und für diese Gegenden charakteristisch; in
der Schweiz und im südlichen Eheinthal fehlen sie oder treten_nur ganz
vereinzelt auf: erst nördlich der Vogesen werden sie auch häufiger und
nehmen nach Norden zu an beiden Eheinufern an Verbreitung immer
mehr zu. Dieser Typus ist offenbar durch Eisass-Lothringen einge-
drungen und hat auch in der nordischen Bronzegruppe mehrfach Eingang
gefunden“. Auch finden sich vereinzelt Anzeichen näherer Beziehungen
mit der nordischen Bronzekultur, die allerdings von Süden mehr empfing,
als sie gab. Da die für die Bronzezeit charakteristischen Formen in Italiem
der Schweiz, im Donau- und Ehonethal im Grossen und Ganzen reichlich
und deutlich vorliegen, können wir durch einen Vergleich der bei uns
auftretenden Typen mit jenen die verschiedenen Handels- und Kultur-
beziehungen feststellen. Wir können verfolgen, welche Gegenstände von
Südwesten, namentlich dem Khonethale her, welche über die Schweiz
und welche vom Donauthal her eingedrungen sind. Diese Beobachtungen
werden dann auch einen Massstab der Selbständigkeit der einzelnen Gegen-
den geben. Sie werden uns zeigen, welche am begierigsten die fremden
Formen aufgenommen, welche dieselben umgestaltet, welche selbst neue
erfunden haben. Durch das Dargelegte wird auch klar, wie seltsam die
Ansicht jener ist, welche, wenn bei Gräbereröffnungen nichts „Neues“
 
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