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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 1
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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0063
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Zur germanischen Mythologie

biomarcis milites leg. XXX U. v. M. Ulp(ius) Panno'), T. Mans(ue-
tinius?) Marcus, M. Ulp(ius) Lellauuo, T. Aur(elius) Lauinus v. s. 1. m.“
Die drei Götter sind hier vereinigt mit dem römischen Hauptgott und
dem Orts-Genius, offenbar dem Genius der dortigen Station der Bene-
ficiarii des Statthalters. Denn ebenda ist ein Stein zu Tage gekommen
(Bramb. 647), den im Jahre 190 ein solcher Beneficiarius „I. o. m.
et Genio loci et Rheno“ geweiht hat, hier am Rheine, der militärischen
Grenzlinie Untergermaniens seit Claudius, und unweit des Vinxtbaches,
der die beiden germanischen Provinzen schied. Der sonst nicht vor-
kommende Name „ Ambiomarcis“ wird vielleicht mit dieser Ortslage
Zusammenhängen und als gemeinsamer Beiname der drei Götter zu fassen
sein. Eine sichere linguistische Erklärung des Wortes fehlt noch; ob
wir es für germanisch halten dürfen1 2), entzieht sich meiner Beurteilung;
die jetzt nachgewiesene Verbindung mit der germanischen Trias könnte
diesen Ursprung wenigstens vermuten lassen. Germanisch ist wohl der
Name Lellauuo, mit dem man Haldauuo und das davon abgeleitete
Gentilicium ILaldauuonius einer Kölner und Bonner Inschrift vergleichen
kann3).

Das bekannte stadtrömische Denkmal Corp. VI n. 46 zeigt auf seinen
Reliefs den Juppiter, zu dessen R. Mercur und Hercules, zu seiner L.
Mars und Diana; über diesen Figuren stehen die Namen: Iovi; Mercurio,
Herculi, Camulo, Ardvinnae. Gesetzt ist es von M. Quartinius Sabinus,
einem civis Remus, der miles coh. VII pr. Antoninian(a)e, also unter
Caracalla (oder Elagabalus) war. Die Ardennen, auf die wir durch die
Diana Ardvinna gewiesen werden, liegen an der Grenze der Remi auf
dem Gebiete der Tungri und Treveri, die Germanen waren oder sich
dafür ausgaben. Auch der Tempel des Mars Camulus in Rindern am
Niederrhein (Bramb. 164) aus Nero’s Zeit wurde von cives Remi er-
richtet. Also ist es möglich, dass der Kriegsgott gerade bei diesem
Volksstamm als „Camulus“ verehrt wurde4) und daher dieser Name für
den des Mars auf dem römischen Steine sich eingesetzt findet. Anderer-
seits ist aber gerade die Inschrift von Rindern ein Zeugnis für die

1) Becker in Kulm’s Beiträgen III (1863) S. 204 erklärt diesen Namen, ebenso
wie die zwei letzten Cognomina ohne jeden Beweis für keltisch.

2) marca ist ein gemein germanisches Wort (s. Kluge, Wörterbuch).

3) Von mir besprochen in der Westd. Ztschr. XI S. 272.

4) In vielen solcher Fälle verdient erwogen zu werden, ob ein Beiname des
dem Volke gemeinsamen Gottes vorliegt, eine Nebenbenennung, die von einem Orte
oder einer einzelnen Sphäre seines Waltens oder irgend einer besonderen mythischen
Beziehung entlehnt ist (wie z. B. Thingsus der germanische Kriegsgott speziell als
 
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