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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 2
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Schumacher, Karl: Altes im Neuen: eine Betrachtung der Flurnamen am badischen Limes
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0197
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Altes im Neuen

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bronner Hof im „Hasseit“. Letzterer Name kommt in verschiedener
Form vielfach an Fundorten römischer Bauwerke vor.1) Der erste Wach-
turm südlich vom Kastelle bei Neckarburken oben am Thalrande be-
findet sich im „Masseldorn“, welcher im Flurbuch auch als „Hüner-
bühn“ erscheint. Das grössere Kastell bei Neckarburken liegt im Ge-
wann „die Berk“ (= die Bürg), das kleinere im Gewanne „Beie-
berk“ (= Beiburg). Die Stelle eines der Wachtürme nördlich von
Neckarburken im Burgerwald wird als „Steinmäuerle“ bezeichnet.
Neckarburken selbst hat zweifelsohne seinen Namen von den römischen
Burgen, wie auch Osterburken. Beim Volk heissen beide Orte nur
Burken, die Unterscheidung in Ost(er)- und Neckarburken gehört erst
jüngerer Zeit an. Auch bei Sattelbach liegt ein kleines römisches Kastell,
das „Schloss“ genannt und das Volk erzählt sich von einem Edel-
fräulein oder einer Gräfin, welche darinnen gewohnt habe und viel nach
Neckarburken gefahren sei, auf einem Wege, welcher jetzt kein Weg
mehr wäre. Dieser ist offenbar die römische Strasse, welche sich in
dem Walde wohl erhalten vorfand. Die Sage enthält also ohne Zweifel
eine Erinnerung an den Verkehr zwischen den römischen Kastellen bei
Neckarburken und Sattelbach.

Diese Strasse ist ein Teil des Kolonnenwegs, welcher längs der
ganzen Neckar-Mümlinglinie hinzieht und den ich von Jagstfeld bis
Schlossau in zahlreichen gut erhaltenen Resten habe nachweisen können.
Bei Duttenberg an der Jagst sagte mir ein dortiger älterer Bewohner,
der gerade hinzukam, als ich auf seinem Grundstück einen Wachturm
und das Grenzsträsschen freilegen liess, sein Grossvater habe ihm oft
erzählt, dass dieses Strässchen (welches äusserlich nicht erkennbar war)
schnurgerade über acht Stunden gegen Norden ziehe. Den Turm hielt
man für einen Galgen. Schon von Tiefenbach ab konnte ich öfters von
den Landleuten hören, dass bis hierher (oder gegen Allfeld) die Stadt
Cornelia (Wimpfen) einst gereicht habe. Vor dem Knopfhof deckt sich
das Grenzsträsslein eine Strecke weit mit einem jetzigen Feldweg, das
„Strässlein“ oder die „Römerallee“ genannt. Bei Fahrenbach
heisst der Feldweg, neben welchem in den Äckern die römische Strasse
meist gut erhalten ist, „alte Strasse“ und man erzählt sich, dei
Teufel habe sie in einer Nacht gepflastert. Auch bei Robern heisst ein
nebenanliegender Feldweg „altes St r äs sie“.

1) Nach Zangemeisters Vermutung sind manche der Ortsnamen „Hassel",
„Hessel“, „Hesselbach“ u. a. m. nicht von der „Hasel“-Staude, sondern von castellum
abzuleiten.

NEUE HEIDELB. JAIIRBUECIIER V.

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