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Hilgert, Markus [Editor]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Editor]
Heidelberger Jahrbücher: Menschen-Bilder: Darstellungen des Humanen in der Wissenschaft — Berlin, Heidelberg, 54.2010(2012)

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Grethlein, Jonas: Die Griechen-Barbaren Dichotomie im Horizont der conditio humana
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https://doi.org/10.11588/diglit.16708#0163

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J. Grethlein

sehen nach ihm?" Darauf habe jener geantwortet: „Mein Freund, was die Gottheit
beschlossen hat, kann der Mensch nicht abwenden. Dem, der die Wahrheit sagt,
will keiner gehorchen. Das wissen viele Perser recht gut; wir folgen aber dennoch,
weil die Not uns bindet. Der bitterste Kummer auf der ganzen Welt aber ist der, dass
man bei aller Einsicht über nichts Gewalt in den Händen hat." (9.16.2-9.16.5). Die
Unabwendbarkeit des göttlichen Willen erinnert an Herodots Reflexionen über das
Handeln der Götter in der Geschichte, zudem haben Interpreten immer wieder die
Stimme Herodots in der abschließenden Bermerkung über die eigene Machtlosig-
keit gesehen.

Unser heutiger Gebrauch des Wortes „Barbar" zeigt an, wie prägend die griechi-
sche Stigmatisierung ihrer östlichen Nachbarn für die Geschichte des „orientalism"
ist. Ein genauerer Blick auf die Gründungsurkunden des „orientalism" zeigt aber,
dass die Dichotomie keineswegs stabil ist, sondern immer wieder unterlaufen wird.
Gerade die Unberechenbarkeit der Götter und die menschliche Fragilität weichen
die Polarisierung auf. Im Horizont der conditio humana verliert die Alterität der
Barbaren an Bedeutung - der „Andere", der dem gleichen Los unterworfen ist wie
man selbst, wird zum Mitmenschen.

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