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Hilgert, Markus [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Menschen-Bilder: Darstellungen des Humanen in der Wissenschaft — Berlin, Heidelberg, 54.2010(2012)

DOI Artikel:
Kruse, Andreas: Menschenbilder und Altersbilder - differenzierte Repräsentationen des Alters in ihrer Bedeutung für personale Entwicklungsprozesse
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https://doi.org/10.11588/diglit.16708#0232

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Kapitel 13

Menschenbilder und Altersbilder -
differenzierte Repräsentationen des
Alters in ihrer Bedeutung für personale
Entwicklungsprozesse

Andreas Kruse

1. Notwendigkeit eines neuen gesellschaftlichen Entwurfs
des Alters - Differenzierung des Menschenbildes

Und dieses Einst, wovon wir träumen,
es ist noch nirgends, als in unserm Geist -
wir sind dies Einst, uns selbst vorausgereist
im Geist, und winken uns von seinen Säumen,
wie wer sich selber winkt
[Christian Morgenstern, Stufen]

In diesem von Morgenstern (1986, S. 252) verfassten Epigramm spiegelt sich eine
Haltung wider, die für den gesellschaftlichen Umgang mit Fragen des Alterns
grundlegend sein sollte: Wir stehen vor der Herausforderung, eine veränderte Sicht
des Alters zu entwickeln, die auch auf die seelisch-geistigen Kräfte in dieser Le-
bensphase Bezug nimmt und darstellt, in welcher Weise unsere Gesellschaft von der
Nutzung dieser Kräfte profitieren könnte. Bislang stehen eher die negativen Bilder
des Alters im Vordergrund des öffentlichen Diskurses: Altern wird vorwiegend mit
dem Verlust an Kreativität, Neugierde, Offenheit und Produktivität gleichgesetzt.
Dieses einseitige Bild des Alters engt - indem es offene oder verborgene Alters-
grenzen fördert - nicht nur die Zukunftsperspektiven älterer Menschen ein, es trägt
auch dazu bei, dass die potenziellen Kräfte des Alters gesellschaftlich nicht wirklich
genutzt werden: Und gerade dies kann sich eine alternde Gesellschaft nicht leisten.

Zu dieser veränderten Sicht des Alters gehört auch ein differenziertes Menschen-
bild, ein umfassendes Verständnis der Person. Damit ist zunächst gemeint, dass der
Alternsprozess nicht auf das körperliche Altern reduziert werden darf, sondern dass
auch dessen seelisch-geistige Dimension wahrgenommen und geachtet wird, wo-
bei sich - wie gerade die psychologische Forschung zeigt - in dieser Dimension
Entwicklungsmöglichkeiten bis in das hohe Alter ergeben. Zu nennen sind hier

A. Kruse (El)

Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg, Bergheimer Straße 20,

Heidelberg, Deutschland

E-Mail: andreas.kruse@gero.uni-heidelberg.de

M. Hilgert, M. Wink (Hrsg.), Menschen-Bilder,

DOI 10.1007/978-3-642-16361 -6_13, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012

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