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Die Demonstration dynastischer Verbindungen war in der Frühen Neu-
zeit eine unabdingbare Voraussetzung für die korrellierenden Zusam-
menhänge von Kunst und Politik - und dies gerade zu einer Zeit, die von
einem ausgeprägten Sinn für ständisch-protokollarische Etikette, für zere-
monielle Formen und visuelle Symbole bestimmt war. Den ab dem
12. Jahrhundert entstandenen Wappen kam deshalb eine zentrale Bedeutung
für die politische Ikonographie einer Dynastie zu.
Bezeichnete das Einzelwappen anfänglich allgemein einen verwandt-
schaftlichen Verband, so wurde das heraldische Einzelbild allmählich mit
der agnatisch ausdifferenzierten Dynastie gleichgesetzt, also mit der männ-
lichen Linie. Damit war ungefähr seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts die
Voraussetzung geschaffen, neben der Dynastie zugleich auch eine räumliche
Einheit, ein bestimmtes Gebiet, ein Land oder ein Territorium mit einem
bestimmten Wappenbild zu bezeichnen. Wappen wurden so zu Markierun-
gen personaler Identität, die, wenn sie als System organisiert waren, dabei
halfen, die aus dem Mittelalter übernommene personale Identität der Dyna-
stie auf die seit dem 15.Jahrhundert zunehmend entwickelten räumlichen
Einheiten der Territorien zu übertragen.
Die Arbeit setzt sich weniger mit der Symbolik des einzelnen Wappens
auseinander, sondern mit der Bedeutung durch Wappen konstruierter ge-
nealogischer Systeme wie der Ahnentafel und dem Stammbaum. Es werden
genealogische Wappensysteme am Beispiel von Kirchen- und Festsaalaus-
stattungen, Grabdenkmalen, Landkarten und Funeralwerken aus Büdingen,
Güstrow, Marburg, Paderborn, Saarbrücken, Rudolstadt und anderen deut-
schen Residenzorten für die Zeit zwischen 1450 und 1650 untersucht.

Deutscher Kunstverlag
ISBN 3-422-06338-2
 
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