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S2

VATIKAN.

in der Plinthe angebrachten Bohrloche ergiebt, nicht aus
Marmor, sondern aus Bronze oder Holz gearbeitet war,
diente zugleich dazu, den leeren Raum zwischen dem 1.
Arme und dem Leibe in angemessener "Weise zu unter-
brechen. Der schlanke Körper und die bewegliche Stel-
lung lassen deutlich den behenden Jäger erkennen. Die
Weise, wie der Kopf zur Seite gewendet ist, und der den
Mund umspielende Zug der Verachtung bekunden ein
trotziges Selbstgefühl, dem man es anmerkt, dass es leicht
in furchtbaren Jähzorn ausbrechen kann. Das leiden-
schaftliche Temperament des Helden findet einen Reflex
in der Anordnung der Chlamys, die, um den 1. Oberarm
geschlungen, vom Winde zur Seite gepeitscht wird. Die
Anlage der Figur deutet auf ein Bronzeoriginal. Bei
einem solchen waren der Eberkopf, welcher an der Mar-
morstatue dem flatternden Ende der Chianas, der Stamm,
der dem r. Beine festen Halt giebt, und die den Eberkopf
mit dem 1. Oberschenkel verbindende Stütze überflüssig,
und wir dürfen den Eberkopf mit um so grösserer Sicher-
heit dem Originale absprechen, als er durch seine an-
spruchsvolle Ausführung die Aufmerksamkeit von der
Hauptfigur abzieht. Ebensowenig kann der der Marmor-
copie beigegebene Hund, welcher eine ganz verkümmerte
Bildung zeigt, von dem Künstler entworfen sein, der
die Jünglingsgestalt in so meisterhafter Weise anzuord-
nen und zu charakterisieren verstand. Gewiss machte die
Figur ohne all dies störende Beiwerk einen ungleich klare-
ren und lebendigeren Eindruck. Es ist vermuthet worden,
dass das Original der Jäger (venator) gewesen sei, den
Plinius (n. h. 34, 66) unter den Werken des Euthykrates,
Sohnes und Schülers des Lysippos, anführt. Doch stösst
diese Vermuthung auf die Schwierigkeit, dass es nach dem
Sprachgebrauche des Plinius näher liegt, das Substantiv
venator an jener Stelle als Apposition zu dem vorher-
gehenden Namen Alexander zu fassen und somit in dem
Werke des Euthykrates eine Statue zu erkennen, welche
den grossen Alexander jagend darstellte. Ausserdem zeigt
unsere Figur nichts von der dem Lysippos eigenthüm-
 
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