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Der Saal der Musen.

Die Betrachtung beginnt links vom Eingange.
261 (496) Kopf des greisen Sophokles.

Ergänzt Nase und Büste.

Die Benennung ist durch eine entsprechende, in-
schriftlich beglaubigte Hermenbüste gesichert, die sich in
den vatikanischen Gärten befindet. — Wie sich die
griechischen Gelehrten während der Diadochenzeit eifrig
mit Litteraturgesehichte beschäftigten, hatte das damalige
Publikum ein lebhaftes Interesse für Anekdoten, welche
aus dem Leben hervorragender Dichter berichtet wurden.
Besonders beliebt war eine auf Sophokles bezügliche Er-
zählung : der Sohn des Sophokles, Iophon, belangte
seinen Vater, der bereits das achtzigste Jahr überschritten
hatte, als unzurechnungsfähig; da las der greise Dich-
ter den Richtern den soeben von ihm vollendeten Oidipus
auf Kolonos vor und wurde freigesprochen, weil die
Richter in dieser poetischen Leistung eine schlagende
Widerlegung der Anklage erkannten. Unter dem Ein-
drucke dieser Geschichte unternahm es ein Künstler, et-
wa im 3. Jahrhundert v. Chr., Sophokles als Greis dar-
zustellen. Er arbeitete in diesem Sinne den am Besten
durch die lateranische Statue (n. 656) vertretenen Typus
um, der den Dichter in der Blüthe der Mannesjahre dar-
stellt. Einer der Hauptreize dieses Greisenkopfes beruhte
auf dem Gegensatze, welchen der lebhafte und geistvolle
Ausdruck der Augen, die, aus glänzendem Email gear-
beitet, in die Höhlungen eingesetzt waren, zu dem verfal-
lenen Fleische und der welken Haut des Gesichtes darbot.
 
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