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SAAL DER MÜSEN.

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einer Haltung, welche die Anstrengungen der Geburts-
wehen erkennen lässt, auf einem Felsen, auf den er die
R. in beinah krampfhafter Weise aufstemmt. Aus seinem
vom Gewände entblössten 1. Sehenkel springt der kleine
Dionysos hervor und streckt seine Ärmchen nach Hermes
aus, der dem neugeborenen Gotte ein Pantherfell ent-
gegen hält, um ihn darin wie in einer Windel zu bergen.
Für die drei auf der r. Seite der Platte dargestellten
Frauen sind verschiedene Erklärungen vorgeschlagen
worden. Man hat sie auf die Chariten (Gratien) oder auf
Nymphen gedeutet. Nach einer anderen Ansicht wäre
die unmittelbar hinter Hermes stehende Frau Eileithyia,
welche, um die Geburt zu erleichtern, die r. Hand öffne,
die folgende Persephone, die dritte, welche ein an ein
Ährenbüschel erinnerndes Attribut in der R. hält, Deme-
ter. Eine sichere Erklärung scheint vor der Hand un-
möglich, da es ungewiss ist, ob die Darstellung mit der
angeblichen Demeter abschloss oder sich hinter derselben
fortsetzte, und wir bei der künstlichen Patina, die der
moderne Restaurator dem Marmor gegeben hat, nicht
feststellen können, in wie weit jene drei Frauengestalten
antik sind. Jeden Falls liegt es nahe zu vermuthen, dass
die Moiren (Parzen), welche in der Regel bei Geburten
von Göttern wie von Sterblichen gegenwärtig sind, auch
auf unserem Relief nicht fehlten und dass sich das schein-
bare Ährenbüschel bei eingehenderer Untersuchung als
der Spinnrocken der Klotho oder als das für Lachesis be-
zeichnende Bündel von Loostäf'elchen herausstellen wird.

Visconti Mus. Pio-Cl. IV 19. Pistolesi V 85. Guigniaut rel.
de l'antiquitC pl. 110, 432. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums
III p. 1289. Weiteres bei Overbeck Kunstmythologie II p. 171 X
und Ilauser die neu-attischen Reliefs p. 72 n. 102. Vgl. auch
Heydemann Dionysos' Geburt und Kindheit (Halle 1885) p. 15—16.
Die Moiren sind gegenwärtig z. B. bei der Geburt deT Athene auf
dem Madrider Puteal: Abliandl. d. archäol.-epigr. Seminars in Wien
I (1880) T. I p. 32 ff. Eriederichs-Wolters Bausteine n. 1862.

264 (520) Weibliche Statue, als Muse restauriert.

Vom Fürsten Lancellotti dem Papste Pius VI. ge-
schenkt. Ergänzt Stücke am Gewände und die 1. Haud
 
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