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236

VATIKAN.

Porträts dieses Kaisers, so erklären sich diese unbe-
deutenden Abweichungen hinlänglich daraus, dass nicht
der gewöhnliche Sterbliche sondern dessen Abstraction,
der Genius, dargestellt ist und es dem Bildhauer hierbei
nahe lag zu idealisieren. Die Ausführung ist wenig ein-
gehend, aber frisch und geistreich, wie häufig an Sculp-
turen campanischen Fundortes.

Visconti Mus. Pio-Cl. III 2. Hirt Bilderbuch T. 26, 13. Pisto-
lesi V 104. Clarac V pl. 920 n. 2338. Vgl. Welckers Zeitschrift
p. 348. Bernoulli römische Ikonographie II 1 p. 31 n. 16, p. 71.

311 (556) Kolossalkopf des Pertinax (f 193 n. Chr.).

Vormals im Palazzo Nunez in Via Condotti. Er-
gänzt die Ohren, der r. Augenknochen, die Nase, ein
Stück am unteren Ende des Bartes, der Hals, die
Büste.

Das Profil dieses Kopfes, welcher das Porträt eines
zahnlosen aber rüstigen Greises wiedergiebt, entspricht
in allem Wesentlichen dem durch Münzen bekannten des
Publius Helvius Pertinax, der 192 n. Chr., 62-Jahre
alt, von den Praetorianern zum Kaiser ausgerufen, jedoch
schon im folgenden Jahre von ihnen getödtet wurde.
Wenn der Bart an der Büste kürzer erscheint als auf den
Münzen, so hat man zu bedenken, dass der untere Theil
desselben von moderner Hand herrührt. Jeden Falls
deuten der Stil und die Technik auf das Ende des 2. Jahr-
hunderts n. Chr. Die Ausführung, welche nur das
Wesentliche aber dieses mit grosser Energie wiedergiebt,
ist für eine Wirkung aus ansehnlicher Ferne berechnet.
Hiernach scheint es, dass dieser Kopf bestimmt war in
eine jener kolossalen Panzerstatuen eingelassen zu wer-
den, die auf Vorrath gearbeitet wurden und im Falle eines
Regierungswechsels nur mit dem Porträtkopfe des neuen
Kaisers versehen zu werden brauchten.

Visconti Mus. Pio-Cl. VI 52. Vgl. Braun Blühen und Museen
p. 436 n. 153.
 
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