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VATIKAN.
die jedooh die Fundberichte schweigen (vgl. Arch.
Zeitung XXXVII 1879 p. 66 n. 390). Die Dionysos-
statue und die vier gegenwärtig in der Villa Albani be-
findlichen Karyatiden wurden zunächst von dem Bild-
hauer Cavaceppi erworben.
Der Gott stellt da in würdevoller Haltung , den 1.
Arm unter dem Mantel auf die Hüfte, die R. offenbar auf
einen Thyrsos stützend. Er zeigt die für den bärtigen
Dionysos bezeichnende Mischung von Hoheit und Üppig-
keit. Das schöne Gesicht, dessen Ausdruck einen leisen
Zug von Melancholie verräth, ist eingerahmt von einem
wohl gepflegten Vollbarte und von künstlich angeordne-
tem HaupthaaT , das in langen weichlichen Locken über
beide Schultern herabwallt. Den behäbigen Körper um-
giebt ein bis zu den Füssen herabreichender Chiton aus
dünnem, wie es scheint linnenem Stoffe, der feine Falten
wirft. Darüber ist ein weiter Mantel aus stärkerem und
in breiteren Falten brechendem Zeuge geschlagen. Der
Stoffreichthum der Gewandung und der Umstand, dass „
der 1. Arm unter dem Mantel aufgestützt ist, bewirken,
dass der Körper noch voller erscheint als er wirklich ist,
was nicht wenig dazu beiträgt, den Eindruck würdevoller
Ruhe zu steigern. An dem über die Brust reichenden
Rande des Mantels ist die griechische Inschrift Sardana-
pallos eingemeisselt. gewiss von anderer Hand als der-
jenigen des Bildhauers. Wie es kam, dass eine Statue
des bärtigen Dionysos mit diesem Namen bezeichnet
wurde, dafür fehlt es bis jetzt noch an einer sicheren Er-
klärung. Vielleicht war hierbei eine ganz individuelle
Laune massgebend. Ein Bonvivant der Kaiserzeit interes-
sierte sich für Sardanapal, dessen raffiniertes Wohlleben
im Alterthum sprüchwörtlich war, und wünschte ein Bild
desselben zu besitzen. Da dieser Wunsch unerfüllbar war,
erklärte er selbst oder ein gefälliger Kunsthändler eine
Statue des bärtigen Dionysos, dessen Wesen in vielen
Hinsichten an das eines üppigen orientalischen Herrschers
erinnerte, für Sardanapal und, um dieser Benennung eine
urkundliche Beglaubigung zu geben, wurde der Name an
der Statue angebracht.
VATIKAN.
die jedooh die Fundberichte schweigen (vgl. Arch.
Zeitung XXXVII 1879 p. 66 n. 390). Die Dionysos-
statue und die vier gegenwärtig in der Villa Albani be-
findlichen Karyatiden wurden zunächst von dem Bild-
hauer Cavaceppi erworben.
Der Gott stellt da in würdevoller Haltung , den 1.
Arm unter dem Mantel auf die Hüfte, die R. offenbar auf
einen Thyrsos stützend. Er zeigt die für den bärtigen
Dionysos bezeichnende Mischung von Hoheit und Üppig-
keit. Das schöne Gesicht, dessen Ausdruck einen leisen
Zug von Melancholie verräth, ist eingerahmt von einem
wohl gepflegten Vollbarte und von künstlich angeordne-
tem HaupthaaT , das in langen weichlichen Locken über
beide Schultern herabwallt. Den behäbigen Körper um-
giebt ein bis zu den Füssen herabreichender Chiton aus
dünnem, wie es scheint linnenem Stoffe, der feine Falten
wirft. Darüber ist ein weiter Mantel aus stärkerem und
in breiteren Falten brechendem Zeuge geschlagen. Der
Stoffreichthum der Gewandung und der Umstand, dass „
der 1. Arm unter dem Mantel aufgestützt ist, bewirken,
dass der Körper noch voller erscheint als er wirklich ist,
was nicht wenig dazu beiträgt, den Eindruck würdevoller
Ruhe zu steigern. An dem über die Brust reichenden
Rande des Mantels ist die griechische Inschrift Sardana-
pallos eingemeisselt. gewiss von anderer Hand als der-
jenigen des Bildhauers. Wie es kam, dass eine Statue
des bärtigen Dionysos mit diesem Namen bezeichnet
wurde, dafür fehlt es bis jetzt noch an einer sicheren Er-
klärung. Vielleicht war hierbei eine ganz individuelle
Laune massgebend. Ein Bonvivant der Kaiserzeit interes-
sierte sich für Sardanapal, dessen raffiniertes Wohlleben
im Alterthum sprüchwörtlich war, und wünschte ein Bild
desselben zu besitzen. Da dieser Wunsch unerfüllbar war,
erklärte er selbst oder ein gefälliger Kunsthändler eine
Statue des bärtigen Dionysos, dessen Wesen in vielen
Hinsichten an das eines üppigen orientalischen Herrschers
erinnerte, für Sardanapal und, um dieser Benennung eine
urkundliche Beglaubigung zu geben, wurde der Name an
der Statue angebracht.