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GALERIE DER KANDELABER.

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"Wirkung erzielt werden sollte. Die berühmtesten Bei-
spiele einer derartigen Verwendung sind die kauernden
Seilene, welche im athenischen Dionysostheater den Boden
des Prosceniums stützen. Der Bildhauer der vatikani-
schen Brunnengruppe hat seinen Seilenen statt der sonst
üblichen Tragkissen ihre geliebten Schläuche auf den
Nacken gelegt, aus deren Öffnungen sich drei Wasser-
strahlen nach drei verschiedenen Seiten ergossen. Der
Ausdruck der Gesichter ist ein überaus kläglicher, wohl
nicht blos wegen der Last, welche die dickbäuchigen Ge-
sellen zu tragen haben, sondern auch deshalb, weil der
köstliche Inhalt ihrer Schläuche dahinniesst, ohne von
ihnen genossen werden zu können. Der komische Ein-
druck wird durch die von den Köpfen herabreichenden
Löwenfelle gesteigert. Diese Bekleidung lässt die Sei-
lene gewisser Massen als Parodien des Herakles erschei-
nen, der im Begriff ist das Himmelsgewölbe zu stützen.

Visconti Mus. Pio-Cl. VII 4. Clarac IV pl. 726p D. 1770A.
Vgl. Athenische Mittheilungen X (1885) p. 381. Über die Aus-
grabung: Ricoy dell' antico pago Lemonio (Roma 1802) p. 130 n. 4
u. 5 , p. 137 n. 89. Das athenische Proscenium: Mon. dell' Inst.
IX 16, Ann. 1870 p. 97 ff.

350, 351 (93 rechts, 97 links) Kandelaberpaar.

Vormals in S. Costanza, unter Clemens XIV. in
den Vatikan versetzt.

Die Schäfte haben die Form des in dem hellenisti-
schen Baumkultus verwendeten, künstlich zugerichteten
Holzpfahles (vgl. n. 325) und sind in geschmackvoller
Weise oben mit Guirlanden, darunter mit Palmetten, un-
mittelbar über den Basen mit Akanthosblättern verziert.
Die auf den Basen angebrachten, in Arabesken auslau-
fenden Eroten, welche mit Früchten und Blumen gefüllte
Körbe oder Sträusse von Früchten und Blumen in den
Händen halten, gehören zu den Lieblingsmotiven der
griechisch-römischen Decoration und kehren häufig auf
erhaltenen Kandelaber- (vgl. n. 365, 366) und anderen
Basen wieder, wie denn Blumenkörbe haltende Eroten
als Schmuck von bronzenen Kandelabern auch auf einer
 
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