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P. Wilski

erstattet in den „Mitt. des militärgeogr. Instituts" 23). Auch auf Thera hat die Landesaufnahme
ihre Arbeiten bereits begonnen. Auf dem Gipfel des Eliasberges neben dem dort befindlichen
Kloster ist für einen Dreieckspunkt I. Ordnung ein Beobachtungspfeiler aufgemauert und eine
5«i hohe Signalpyramide darüber errichtet (s. Abbildung 6). Auch sind auf diesem Punkte
bereits die Richtungen gemessen worden nach den auf den benachbarten Inseln Naxos,
Amorgos, Melos, Antiparos, Anaphe, Pholegandros und los gelegenen Punkten I. und II. Ord-
nung. ^So darf man, wenn die Dinge in Griechenland einen ungestörten Verlauf nehmen, auf
der Insel Thera für die nächste Zeit einer Katastervermessung entgegensehen. Bis jetzt be-
findet sich die Insel in dem paradiesischen Zustande des Nichtbesitzes von Katasterkarten.
Auch von Lagerbüchern, in welchen etwa der Grundbesitz der Theräer nach Lage, Größe und
Ertrag verzeichnet sein könnte, wußte ein Theräer, der selbst Grundbesitzer war, nichts. Die
Flächen, so wurde mir erzählt, werden nach Cevyagttg gerechnet, wobei eine Levyaqiu so viel
Land ist, wie jemand mit dem ^evydqi und 2 uwa (Maultiere) in einem Tage zu pflügen pflegt.
Auf meine Frage, in welcher Weise Grenzstreitigkeiten erledigt würden, erwiderten meine
Arbeiter, sie könnten sich nicht erinnern, daß es auf der Insel jemals zu Grenzstreitigkeiten
gekommen sei. Die schönen Mauern, mit welchen fast alle Grundstücke eingefaßt sind, so daß
Grenzraine die Ausnahme bilden, bieten allerdings die denkbar beste Markierung der Grenzen.
Auf meine Frage, was denn geschehe, wenn ein Vater seinen Weingarten unter seine Söhne
teilen wollte, nahm von meinen Arbeitern nach längerem Besinnen einer das Wort und sagte,
es wären in jedem Dorf ein paar alte Männer, die besonderes Vertrauen genössen. Die nähmen
dann eine Haspel Bindfaden und teilten damit den Weingarten ein.

Im Jahre 1898 erfuhr die Kartographie der Insel Thera eine weitere Bereicherung
durch die im dritten Fasciculus der Inscriptiones Graecae insularum maris Aegaei ver-
öffentlichte Karte, die ihrer Form nach auf der Karte von Graves beruht, während in der
Namengebung, insbesondere hinsichtlich der antiken Orte, Forschungen Hiller von Gaertringen's
zum Ausdruck kommen.

§ 2. Aufnahme 1896.

Den Kartenbeilagen dieses Werkes Blatt 1 (teilweise), Blatt 2 — 6 und Blatt 12, sowie
mehreren der innerhalb des Textes veröffentlichten Pläne liegen im wesentlichen meine Auf-
nahmen aus dem Jahre 1896 zu Grunde. Von den übrigen Unterlagen, welche ich zur Er-
gänzung und teilweisen Abänderung meiner Messungsergebnisse benutzt habe, wird in § 7
die Rede sein.

Für die technischen Einzelheiten der Vermessung glaube ich bei den Lesern eines in
seinem Kern archäologischen Werkes hauptsächlich in der Richtung Interesse voraussetzen
zu dürfen, als der Wunsch vorhanden sein wird, in die Genauigkeit der neuen Karten einen
Einblick zu erhalten. Einiges Interesse wird aber vielleicht auch der Umstand erwecken, daß
die Vermessung taehymetrisch ausgeführt wurde. Soweit mir bekannt geworden ist, hatte eine
taehymetrische Aufnahme für archäologische Zwecke in Griechenland erst einmal stattgefunden.
Im Bulletin de Correspondance hellenique XIV 1890 planche I veröffentlicht Fougeres einen in
1 : 6000 gehaltenen Plan von Mantinea, „un plan complet de la ligne des murs, avec les tours
et les portes actuellement subsistantes". Der Plan bildet „tine figure voisine de l'ellipse, d'une
lieue2i) environ de cireuit" und ist vom Ingenieur Feiice de Billi „au tacheometre" aufgenommen.
Es muß dabei heiß hergegangen sein, denn Fougeres, der geholfen hat, schreibt von den
„fatigues communes que nous a coütees pendant quatre jours l'arpentage du terrain"'n).

2S) Bis jetzt Bd. X 1890, XI 1892, XII 1892, XIII 1894. 2S) XI 1887 p. 485. Der Plan ist wiederholt bei Fougeres
24) une lieue - 4.44 km. Mantinee et l'Arcadie Orientale 1898 pl. VIII und p. 564.
 
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