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Erstes Kapitel

MADERN GERTHENER UND DIE FRANKFURTER BAUHÜTTE
VORBEMERKUNG
Der Verfasser hoffte ursprünglich, an eine von anderer Seite geplante Gerthener-
Monographie anknüpfen zu können und stellte sich nur die Aufgabe, eine Dar-
stellung der mittelrheinischen ArAitektur ab 1440 zu geben. Da jene Mono-
graphie nicht zustande kam, ergab sich die Notwendigkeit, der vorliegenden Ar-
beit dieses und das nächste Kapitel nachträglich einzufügen. Aus Gründen, die in
Anmerkung 28 weiter dargelegt werden, blieb drese Einfügung eine Notlösung.
Die beiden zugefügten Kapitel besdräftigen sich mit Werk und Wirkung Madern
Gertheners. Sie vermögen dieses großartige Thema nur zu umreißen, möchten
aber der Forschung solange dienen, bis eine endgültige Gerthener-Monographie
vorliegt.

I. DlE BEDEUTUNG FRANKFURTS
Wollte man eine kunsthistorische Exkursion veranstalten, um die mittelrheini-
sche Baukunst des 15. und frühen 16. Jahrhunderts zu studieren, so müßte man
diese in Frankfurt beginnen und in Frankfurt beschließen. Mainz, das berühmte
Kunstzentrum, brauchte man nur kurz zu besuchen. Die ehrwürdige Metropole
des Mittelrheingebietes spielte in der Baukunst der Zeit eine geringe Rolle. Fritz
Arens schrieb dazu: „das 15. Jahrhundert war in der (Mainzer) Baukunst weniger
produktiv. Man kann hier nur den Domkreuzgang, die gotische Halle des Heilig-
geist-Spitals, die Domtürme, den Stephanskreuzgang nennen. Doch sind das keine
allzugroßen und zudem vereinzelte Bauvorhaben" (19). - In Mainz ging die Bau-
tätigkeit zurück, in Frankfurt nahm sie gewaltigen Aufschwung. Das hatte poli-
tische, soziale und wirtschaftliche Gründe. Für das Mainzer Gemeinwesen war das
Spätmittelalter eine Zeit heftiger sozialer Auseinandersetzungen und wirtschaft-
licher Verluste. Frankfurt gelangte unterdessen zu außerordentlichem Wohlstand
und zu bedeutendem Ansehen (21). Handel und Gewerbe braAten erhebliche
Kapitalien in die Stadt. Die Bürger strebten nach Unabhängigkeit und erlangten
1372 nach dem Erwerb des Schultheißenamtes die völlige Selbstregierung (22). -
SAon vorher, 1356, war die Stadtpfarrkirche und Stiftskirche St. Bartholomäus
offiziell zur Wahlkirche der deutschen Könige erhoben worden (23). Kein Wunder,
wenn Frankfurt danach trachtete, seiner neuen Bedeutung siAtbaren Ausdruck
zu verleihen. Während des 14. Jahrhunderts war man damit beschäftigt, Chor
 
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