Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Achtes Kapitel
DIE MEISENHEIMER SCHULE
I. DlE SCHLOSSKIRCHE ZU MEISENHEIM (748)
Geschichte
Der B%%Aerr
Geschichte und Gestalt der Meisenheimer Schloßkirche sind nur im Zusammen-
hang mit dem Leben und der PersönliAkeit des fürstlichen Bauherren zu ver-
stehen. Dieser, Ludwig der Schwarze (1424-1489), Pfalzgraf bei Rhein, Herzog
in Bayern und Graf zu Veldenz, verdient mehr Beachtung, als ihm die Geschichts-
schreibung bislang zollte. Das Haus Wittelsbach zählt ihn als Ludwig I. von Pfalz-
Zweibrücken, von den Zeitgenossen wurde er „schwarzer Ludwig" (ludovicus
niger) geheißen (749). Er war ein Enkel König Ruprechts, ein hartnäckiger Geg-
ner Friedrichs des Siegreichen und der Vertrauensmann Kaiser Friedrichs III. am
Mittelrhein. — Ludwig stützte sich auf ein kleines, aber recht wertvolles Territo-
rium. Dies bestand aus Streubesitz im Raume zwischen Elsaß und Hunsrück, der
HerrschaA Zweibrücken und der GrafschaA Veldenz (750). Zweibrücken war ihm
aus der Hand seines Vaters, des Pfalzgrafen Stephan, zuteil geworden. Dieser
hatte es 1410 bei der pfälzischen Erbteilung von König Ruprecht erhalten (751).
Veldenz mit dem Hauptort Meisenheim, ein Stück des alten Nahegaues, erhielt
Ludwig von seiner Mutter, der Erbtochter Anna von Veldenz. Die Nachfolge
wurde 1444 im Veldenzer Erbvertrag geregelt (752). Ludwig war damals 22 Jahre
alt. Er nannte sich seitdem Graf von Veldenz, residierte aber zunächst in Zwei-
brücken (753). Sein Bruder, Friedrich der Hunsrücker, hatte andere Teile des
väterlichen und mütterlichen Erbes erhalten und bezog in Simmern Residenz
(754). Zwei weitere Brüder kamen im geistlichen Stand zu Ehren: Ruprecht
wurde BisAof von Straßburg, Johann Erzbischof von Magdeburg (755). - Lud-
wig heiratete Johanna von Croy, die Tochter des burgundischen Statthalters in
Luxemburg. Dort wurde 1454 mit romantisA-ritterlichem Gepränge die Hoch-
zeit gehalten (756).
Während der junge Pfalzgraf in Zweibrücken Regierungserfahrungen sammelte,
baute sein Vater Stephan das Veldenzer Schloß in Meisenheim aus. Wie es scheint,
entstand dabei ein aufwendiger Neubau (757). Ihn bezog Ludwig, als 1459 der
alte Pfalzgraf starb. Gleichzeitig wurden einige Fähnlein Landsknechte in die
Stadt gezogen und mit der Verstärkung der Befestigungsanlagen begonnen. Span-
nungen mit Kurpfalz erforderten Kriegsbereits&aA (758). - In Heideiber regierte
damals Ludwigs Vetter Friedrich der Siegreiche, der „böse Fritz". Er hatte sich
gegen kaiserlichen Willen von seinem minderjährigen NeAen Philipp die Kur-
würde übertragen lassen und trotzte zahlreichen Gegnern auf Grund militäri-
 
Annotationen