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Sechstes Kapitel

DIE BÜDINGER SCHULE
I. DlE MARIENKIRCHE IN BÜDINGEN (529)
Geschichte
Büdingen war Mittelpunkt eines fränkischen Bannforstes. Später diente es
einem wahrscheinlich aus Ortenberg herübergekommenen Dynastengeschlecht als
Wohnsitz. Nach dem Aussterben der Dynasten von Büdingen, um 1245, kam die
Herrschaft Büdingen teilweise an Isenburg und Breuberg und 1327 ganz an die
Isenburger (530). Der Ort erhielt 1330 Marktrecht und wurde seither Stadt ge-
nannt; 1353 gab ihm HeinriA von Isenburg eine Stadtverfassung. Im Jahre 1442
wurde die Herrschaft Büdingen zur Reichsgrafschaft erhoben (531). Das auf-
strebende Isenburger GesAleAt spielte seitdem in der mittelrheinisAen Politik
eine wichtige Rolle. SAon 1459 wurde Diether von Isenburg, ein Bruder des
Erbauers der Marienkirche, Mainzer ErzbisAof und Kurfürst (532). Sein Name
ging in die große Geschichte ein. Anlaß dazu gab des Isenburgers Opposition
gegen Kaiser und Papst. Sie führte zur Mainzer Bistumsfehde des Jahres 1462,
zu der Schlacht bei Se&enheim und zum Fall von Mainz. Diese Ereignisse sind
für die mittelrheinische GesAichte außerordentlich wichtig und müssen hier kurz
dargelegt werden.
HAtorLAe — Diether von Isenburg wurde am 18. Juni 1459 zum
Mainzer Erzbischof gewählt und trat sogleiA die Regierung an. Die Zustim-
mung des Papstes Pius II. wurde naA einigen SAwierigkeiten erlangt, die Kai-
ser Friedrichs III. blieb aus (533). Am Mittelrhein war die Lage damals in mehr-
faAer Hinsicht gespannt: in Mainz wollte der Streit zwischen Stadt und Geistlich-
keit kein Ende nehmen, im hohen Klerus herrsAte wegen der Abgabenforderun-
gen Roms Erbitterung, die Kurfürsten waren untereinander und mit dem Kaiser
uneins, Friedrich der SiegreiAe, Kurfürst von der Pfalz, drohte durch seine er-
folgreiAe Territorialpolitik das mittelrheinische Kräftesystem aus dem GleiA-
gewicht zu bringen (534). - Mit FriedriA hatte sich Diether zunäAst zu messen.
Der Erzbischof unterlag 1460 in der Schlacht bei Pfeddersheim. Er zog daraus die
Konsequenz, siA fortan mit dem erfolgreiAen Pfälzer zu verbünden (535). Das
Bündnis der beiden mächtigen Kurfürsten mußte aber dem Kaiser wie dem Papst
höchst gefährliA erscheinen. In der Tat liefen Gerüchte um, die rheinisAen Kur-
fürsten wollten den Kaiser absetzen, und auf dem Kurfürstentag in Mainz, Juni
1461, kam es zu feindliAen Kundgebungen wider den Papst: Erzbischof Diether
besAwerte sich in heftigen Worten über die drückende HerrsAaff der Kurie
(536). - Pius II. ließ zunächst durch seinen Legaten Rudolf von Rüdesheim die
 
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