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Siebtes Kapitel

DIE BAYRISCHE SCHULE
I. DlE PFARRKIRCHE ST. PETER IN HERRNSHEIM BEI WORMS (604)
Geschichte
Die Geschichte der Herrnsheimer Kirche ist aufs engste verknüpft mit der Fa-
milie der Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg. Die Kämmerer von Worms
waren ursprünglich Dienstmannen des Wormser Bischofs und übten in gewissen
Monaten des Jahres die Gerichtsbarkeit aus (605). Außerdem hatten sie als beson-
ders einträgliches Privileg die Schutzherrschafl über die Wormser Juden inne (606);
nachträglich erkoren sie sich einen römischen Soldaten, Marcellus, zum Ahnherren
(607). Im 14. Jahrhundert traten die Kämmerer das Erbe der Dalberg an. Ihr be-
reits ansehnlicher Besitz wuchs dadurch sprunghaft (608). Fortan hießen die Mit-
glieder der Familie „Kämmerer von Worms genannt von Dalberg", später trat der
Name Dalberg ganz in den Vordergrund. Im Jahre 1482 wurde Johann von Dal-
berg, der kurpfälzische Kanzler und Rektor der Universität Heidelberg, BisAof
von Worms (609). Damit erreichte das Ansehen der Familie einen ersten Höhe-
punkt.
Die Geschichte der Herrnsheimer Dalberg beginnt mit Philipp Kämmerer von
Worms (gestorben 1492), einem Onkel Bischof Johanns (610). Philipp erbaute in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das sogenannte Unterschloß zu Herrns-
heim, veranlaßte Umbau und Erweiterung der alten Herrnsheimer Kirche und Heß
dieser eine Grabkapelle anfügen (611). Bis ins 19. Jahrhundert hinein diente die
Kapelle als Erbbegräbnis der Dalberger (612). — Die kirAHAe Bautätigkeit Phi-
lipps wurde offenbar angeregt von dem Gedanken an eine Residenz- und Grab-
kir&e der Kämmerer von Worms. Sie begann um 1470 ff. mit der ErriAtung eines
geräumigen Chorbaues (613). WahrsAeinliA war damals auA der Neubau des
Langhauses geplant, man begnügte siA dann aber mit einem Umbau der alten Dorf-
kirche, einer romanischen Basilika mit Westturm (614). Deren vierkantige Pfeiler
erhielten aAteckigen Grundriß; die Arkadenbögen wurden zugespitzt und die
Außenmauern teilweise erneuert. ZwisAen die Mittelschiffsmauern spannte man
ein Netzgewölbe ein. Die SeitensAiffe blieben flaA gedeckt, erhielten aber an den
Ostenden gewölbte BaldaAineinbauten zur Aufstellung von Nebenaltären. An das
südliche Seitenschiff wurde die Grabkapelle angebaut. - Über der Tür des süd-
lichen Seitenschiffes ist die Jahreszahl 1478 eingemeißelt (615). Um diese Zeit ar-
beitete man also bereits am Umbau des Langhauses. 1483 wurde die Gemahlin Phi-
lipps von Dalberg, Barbara von Flörsheim, in der Grabkapelle beigesetzt (616).
Diese dürfte damals fertiggestellt worden sein. 1486 erhielt der Chor sein Gestühl;
 
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