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Einleitung
Die Forschung hat sich Phänomenen der Innenraumaufteilung und besonders
deren Nutzung im frühen deutschen Schloßbau bis vor kurzem nur zögerlich
und vereinzelt zugewandt.fÄls gegen Ende des 19. Jahrhunderts die deutsche
Renaissancearchitektur und somit auch der Schloßbau die wissenschaftliche
Aufmerksamkeit zu erregen begann, war es vor allem die stilistische, sich an
den erhaltenen Außenbauten manifestierende Andersartigkeit gegenüber den
italienischen Vorbildern, die Gegenstand der Erörterungen wurde.2!Die in-
nere Raumaufteilung wurde dagegen nur wenig diskutiert, in der Regel ledig-
lich anhand aufwendiger gestalteter und ausgeschmückter Großräume wie
Kapellen und Sälen, während die übrigen Räume als scheinbar mehr oder
weniger zufällig angeordnet übergangen wurden.
Eine frühe Ausnahme stellten die Arbeiten von Julius Gurlitt über sächsische
Schlösser dar. In seinen Darstellungen der auch im Inneren ungewöhnlich
vollständig erhaltenen Meißener Albrechtsburg, sowie des Dresdener
Schlosses bemühte er sich, Nachrichten zur ehemaligen Nutzungsverteilung
der Räume aus alten Inventaren oder Modellen heranzuziehen, und
veröffentlichte entsprechend beschriftete Grundrisse mehrerer Geschosse.
Daß diese Vorgehensweise kein Zufall war, zeigt auch die 1903 auf Gurlitts
Anregung hin entstandene Dissertation von Max Lewy über das Torgauer
Schloß, in der u. a. eine Rekonstruktion des Raumprogramms und der
Raumnutzungen für die Zeit um 1600 vorgestellt wurde.4 Leider blieben
diese Ansätze in ihrer Detailliertheit lange Zeit weitgehend folgenlos.
Eine vergleichende Untersuchung zu Fragen der Grundrißgestaltung legte
1929 Kurt Krieg mit seiner Dissertation zu Schloßbauten in der Magdeburger
Region vor, die aber nur in einem knappen Auszug 1932 veröffentlicht wurde
und weitgehend unbeachtet blieb.5 Krieg erarbeitete u. a. ein Entwicklungs-
schema der Raumerschließung im 16. Jahrhundert, indem er die Genese von
querflurartigen Vorplätzen hin zu langen Innengängen nachzeichnete. Außer -
Lübke, Wilhelm: Geschichte der Deutschen Renaissance. Bd. I u. II. Stuttgart 1873,
zweite verbesserte und vermehrte Auflage Stuttgart 1882. Bezold, Gustav von: Die
Baukunst der Renaissance in Deutschland, Holland, Belgien und Dänemark. Leipzig
1900.
Wanckel, Otto und Cornelius Gurlitt: Die Albrechtsburg zu Meißen. Unter Benutzung
amtlicher Quellen herausgegeben. Dresden 1895 und Gurlitt, Cornelius: Beschreibende
Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Heft 22.
Dresden 1901.
Lewy, Max: Schloß Hartenfels bei Torgau. Berlin 1908.
Krieg, Kurt: Alte Herrensitze im ehemaligen Erzstift Magdeburg. Ein Beitrag zur
Schloßentwicklung bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. TH Diss. Danzig 1929. Auszug:
Stuttgart Omnitypie-Ges. (1932).
Einleitung
Die Forschung hat sich Phänomenen der Innenraumaufteilung und besonders
deren Nutzung im frühen deutschen Schloßbau bis vor kurzem nur zögerlich
und vereinzelt zugewandt.fÄls gegen Ende des 19. Jahrhunderts die deutsche
Renaissancearchitektur und somit auch der Schloßbau die wissenschaftliche
Aufmerksamkeit zu erregen begann, war es vor allem die stilistische, sich an
den erhaltenen Außenbauten manifestierende Andersartigkeit gegenüber den
italienischen Vorbildern, die Gegenstand der Erörterungen wurde.2!Die in-
nere Raumaufteilung wurde dagegen nur wenig diskutiert, in der Regel ledig-
lich anhand aufwendiger gestalteter und ausgeschmückter Großräume wie
Kapellen und Sälen, während die übrigen Räume als scheinbar mehr oder
weniger zufällig angeordnet übergangen wurden.
Eine frühe Ausnahme stellten die Arbeiten von Julius Gurlitt über sächsische
Schlösser dar. In seinen Darstellungen der auch im Inneren ungewöhnlich
vollständig erhaltenen Meißener Albrechtsburg, sowie des Dresdener
Schlosses bemühte er sich, Nachrichten zur ehemaligen Nutzungsverteilung
der Räume aus alten Inventaren oder Modellen heranzuziehen, und
veröffentlichte entsprechend beschriftete Grundrisse mehrerer Geschosse.
Daß diese Vorgehensweise kein Zufall war, zeigt auch die 1903 auf Gurlitts
Anregung hin entstandene Dissertation von Max Lewy über das Torgauer
Schloß, in der u. a. eine Rekonstruktion des Raumprogramms und der
Raumnutzungen für die Zeit um 1600 vorgestellt wurde.4 Leider blieben
diese Ansätze in ihrer Detailliertheit lange Zeit weitgehend folgenlos.
Eine vergleichende Untersuchung zu Fragen der Grundrißgestaltung legte
1929 Kurt Krieg mit seiner Dissertation zu Schloßbauten in der Magdeburger
Region vor, die aber nur in einem knappen Auszug 1932 veröffentlicht wurde
und weitgehend unbeachtet blieb.5 Krieg erarbeitete u. a. ein Entwicklungs-
schema der Raumerschließung im 16. Jahrhundert, indem er die Genese von
querflurartigen Vorplätzen hin zu langen Innengängen nachzeichnete. Außer -
Lübke, Wilhelm: Geschichte der Deutschen Renaissance. Bd. I u. II. Stuttgart 1873,
zweite verbesserte und vermehrte Auflage Stuttgart 1882. Bezold, Gustav von: Die
Baukunst der Renaissance in Deutschland, Holland, Belgien und Dänemark. Leipzig
1900.
Wanckel, Otto und Cornelius Gurlitt: Die Albrechtsburg zu Meißen. Unter Benutzung
amtlicher Quellen herausgegeben. Dresden 1895 und Gurlitt, Cornelius: Beschreibende
Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Heft 22.
Dresden 1901.
Lewy, Max: Schloß Hartenfels bei Torgau. Berlin 1908.
Krieg, Kurt: Alte Herrensitze im ehemaligen Erzstift Magdeburg. Ein Beitrag zur
Schloßentwicklung bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. TH Diss. Danzig 1929. Auszug:
Stuttgart Omnitypie-Ges. (1932).