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Hoppe, Stephan
Die funktionale und räumliche Struktur des frühen Schloßbaus in Mitteldeutschland: untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570 — Köln: Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.69717#0142
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132 Das Torgauer Schloß von 1482/85 und 1533 - 1544
auf den großen Umbauten, die die Gestalt des Torgauer Schlosses in den
1530er und 1540er Jahren geprägt haben.244
Einer der ältesten in seinem Mauerwerk noch in der späteren Umbauung ab-
lesbaren Bauteile ist der bald nach 1423 erbaute Alte Hofstubenbau in der
Flucht des heutigen Kirchenflügels (siehe Abb. 30, oben rechts). Er war ein
langgestreckter Baukörper, der im Erdgeschoß eine auf Pfeilern gewölbte
Hofstube umschloß und in dessen ersten Obergeschoß sich ein ebenfalls
saalartiger Raum befand/4 1474 erhielt dieser mindestens zweigeschossige
Bau auf der Hofseite einen heute nicht mehr erhaltenen Treppenturm nach
Meißener Vorbild durch Arnold von Westfalen/46 Später wurde der Bau teif-
greifend umgestaltet.
1482 begann eine neue, das Erscheinungsbild des Schlosses prägende Bau-
maßnahme, die durch den Entschluß Herzog Albrechts notwendig geworden
war, eine eigene Hofhaltung in Torgau einzurichten. Bis ungefähr 1485
wurde unter der Leitung von Konrad Pflüger das schon bestehende Kanzlei-
gebäude247 im Süden"48 des Schloßhofes durch einen repräsentativen Saalbau

Eine wesentlich detailliertere Darstellung der älteren Baugeschichte, als dies hier mög-
lich ist, bieten Findeisen und Magirius 1976, S. 105 ff. Die Darstellung der Bauge-
schichte bei Findeisen und Magirius ersetzt die entsprechenden Abschnitte in Lewys
Dissertation, dem verschiedene Archivalien und Baubefunde noch nicht bekannt waren.
Lewy hielt diesen Baukörper für die ehemalige Martinskapelle, die aber Findeisen und
Magirius überzeugend im Hofbereich vor dem Saalbau von 1533 lokalisiert haben. Eine
noch vorhandene Gewölbekonsole mit dem sächsischen Kurwappen belegt den Termi-
nus post quem; 1438 wird der Bau nach Findeisen und Magirius in einer Schriftquelle
erwähnt (siehe Findeisen/Magirius 1976, S. 169, auch S. 117)
Der Turm wurde nach dem zweiten Brand des Kirchenflügels 1791 abgetragen. Seine
Fundamente wurden von Findeisen und Magirius ergraben. Er war „ein Wendelstein,
der die freistehenden Wendelsteine in Torgau einleitet und als offener Wendelstein für
die Ausbildung des Großen Wendelsteins von besonderer Wichtigkeit ist. Es [!] wurde
als ein Backsteinbau ergraben, im Gr. rund und von vier, an der vorderen Flanke spitz
gebildeten, sich abtreppenden Strebepfeilern umgeben. Zwischen diesen Pfeilern stei-
gen die rundbogigen Arkaden bis in die Höhe des 3. OG an, die den Treppenlauf (wohl
Sandstein) direkt verspannen. [...] Nach den Grundrissen waren die Stufen sichelförmig
geschwungen.“ (Findeisen/Magirius 1976, S. 180).
Nach Rechnungsbelegen 1408 - 11 neu erbaut (siehe Findeisen/Magirius 1976, S. 125).
Im folgenden wird dieselbe, um etwa 45 Grad nach Osten gedrehte Windrose verwen-
det, wie sie in der Nachfolge von Findeisen und Magirius bei der Besprechung des Tor-
gauer Schlosses üblich geworden ist. So liegt z. B. der hier als Nordflügel bezeichnete
Bau in Wirklichkeit im Nordosten. In diesem Schema wird der schräggestellte Alte
Saalflügel behandelt, als verliefe er von Westen nach Osten!
 
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