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Funktionale Raumtypen - Außengänge und Loggien
Außengang wurde 1538 beim Bau des Berliner Saalflügels und des Wolf-
gangbaus nachgeahmt. Die räumliche Beschränktheit des zweiten Baues er-
laubte nur einen sehr kurzen Gang (Abb. 56), so daß hier seine Funktion als
Altan besonders deutlich wurde.
Dem eingeschossigen und offenen Torgauer Außengang benachbart wurde
eine frühe mitteldeutsche Aneignung des mit Ordnungen geschmückten ita-
lienischen Loggienmotivs angebracht. Dem an den Saalbau anschließenden
Hausmannsturm wurde auf zwei Hofseiten eine zweigeschossige, dreiachsige
Loggia vorgeblendet (Abb. 9). Auch hier hätten deren Kommunikationsfunk-
tion durch entsprechende Türdurchbrüche im Inneren des Turm weniger auf-
wendig erfüllt werden können. Eine zweite, in ihrer Plazierung sehr ähnliche
Hofloggia wurde 1548 beim Umbau des Dresdener Schlosses aufgestellt.
Auch hier verkleidete sie einen älteren Turm, der zwar mit ihrer Hilfe um-
gangen werden konnte, der aber im Inneren keinen einzeln unzugänglichen
Raum enthielt und ohne weiteres auch durchquert werden konnte. Trotz des
korrekten Gebrauchs der Superposition an der Dresdener Loggia stand auch
diese noch in direkter Tradition der Meißener Hofarkaden. Aus dieser Tradi-
tion lassen sich auch noch die jüngeren Hofarkaden im Güstrower Schloß (ab
1558), in Leitzkau (ab 1564),7“6 in der Annaburg (1571) oder im kleinen
Schloßhof in Dresden (ab 1588) verstehen. Bereits deren im allgemeinen ge-
ringe Länge und nur partielle Plazierung machen deutlich, daß ihr Haupt-
zweck nicht in der Erschließung dahinterliegender Räume lag. Solche fehlten
sogar in der Annaburg, wo die mehrgeschossige Arkade der Innenseite einer
hohen Hofmauer vorgelagert war. Eine aus der Praxis der Hofaltane abgelei-
tete, hier aber variierte Anlage dürfte auch der ursprünglich, d. h. im Rahmen
der Erstplanung um 1558, hofseitig vor der Dachtraufe des Güstrower Tor-
flügels entlanggeführte offene Gang gewesen sein, der sich wahrscheinlich
vor dem Südflügel über den Hofarkarden bis zum Treppenturm fortsetzte.
Nach derzeitigem Wissenstand hat es nämlich kein Pendant auf der Außen-
seite des Schlosses gegeben; auch hier stand also die Bezugnahme auf den
Schloßhof im Vordergrund.
In ihrer hauptsächlichen Beschränkung auf Altanfunktionen unterschieden
sich die meisten mitteldeutschen Hofarkaden wesentlich von ihren west- oder
Natürlich könnte man den Außengängen die Aufgabe zubilligen, die beiden angrenzenden
Flügel mit dem Treppenturm vor dem Saalbau zu verbinden; diese Kommunikation
führte aber im Süden durch die Wohnstube im Alten Saalflügel.
726 Vgl. Thierse, Irmtraud: Schloss Leitzkau. München 1989.
Heute nur noch anhand der alten, zurückgesetzt auf der dicken Außenmauer ansetzen-
den Spanen zu identifizieren; später wurde die Dachhaut nach außen verlegt.
Funktionale Raumtypen - Außengänge und Loggien
Außengang wurde 1538 beim Bau des Berliner Saalflügels und des Wolf-
gangbaus nachgeahmt. Die räumliche Beschränktheit des zweiten Baues er-
laubte nur einen sehr kurzen Gang (Abb. 56), so daß hier seine Funktion als
Altan besonders deutlich wurde.
Dem eingeschossigen und offenen Torgauer Außengang benachbart wurde
eine frühe mitteldeutsche Aneignung des mit Ordnungen geschmückten ita-
lienischen Loggienmotivs angebracht. Dem an den Saalbau anschließenden
Hausmannsturm wurde auf zwei Hofseiten eine zweigeschossige, dreiachsige
Loggia vorgeblendet (Abb. 9). Auch hier hätten deren Kommunikationsfunk-
tion durch entsprechende Türdurchbrüche im Inneren des Turm weniger auf-
wendig erfüllt werden können. Eine zweite, in ihrer Plazierung sehr ähnliche
Hofloggia wurde 1548 beim Umbau des Dresdener Schlosses aufgestellt.
Auch hier verkleidete sie einen älteren Turm, der zwar mit ihrer Hilfe um-
gangen werden konnte, der aber im Inneren keinen einzeln unzugänglichen
Raum enthielt und ohne weiteres auch durchquert werden konnte. Trotz des
korrekten Gebrauchs der Superposition an der Dresdener Loggia stand auch
diese noch in direkter Tradition der Meißener Hofarkaden. Aus dieser Tradi-
tion lassen sich auch noch die jüngeren Hofarkaden im Güstrower Schloß (ab
1558), in Leitzkau (ab 1564),7“6 in der Annaburg (1571) oder im kleinen
Schloßhof in Dresden (ab 1588) verstehen. Bereits deren im allgemeinen ge-
ringe Länge und nur partielle Plazierung machen deutlich, daß ihr Haupt-
zweck nicht in der Erschließung dahinterliegender Räume lag. Solche fehlten
sogar in der Annaburg, wo die mehrgeschossige Arkade der Innenseite einer
hohen Hofmauer vorgelagert war. Eine aus der Praxis der Hofaltane abgelei-
tete, hier aber variierte Anlage dürfte auch der ursprünglich, d. h. im Rahmen
der Erstplanung um 1558, hofseitig vor der Dachtraufe des Güstrower Tor-
flügels entlanggeführte offene Gang gewesen sein, der sich wahrscheinlich
vor dem Südflügel über den Hofarkarden bis zum Treppenturm fortsetzte.
Nach derzeitigem Wissenstand hat es nämlich kein Pendant auf der Außen-
seite des Schlosses gegeben; auch hier stand also die Bezugnahme auf den
Schloßhof im Vordergrund.
In ihrer hauptsächlichen Beschränkung auf Altanfunktionen unterschieden
sich die meisten mitteldeutschen Hofarkaden wesentlich von ihren west- oder
Natürlich könnte man den Außengängen die Aufgabe zubilligen, die beiden angrenzenden
Flügel mit dem Treppenturm vor dem Saalbau zu verbinden; diese Kommunikation
führte aber im Süden durch die Wohnstube im Alten Saalflügel.
726 Vgl. Thierse, Irmtraud: Schloss Leitzkau. München 1989.
Heute nur noch anhand der alten, zurückgesetzt auf der dicken Außenmauer ansetzen-
den Spanen zu identifizieren; später wurde die Dachhaut nach außen verlegt.