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Quader — namentlich an den unteren, zunächst über dem Sokel befindlichen Schichten, litten
zwar sehr; konnten jedoch leicht durch die aus dem abgebrochenen Kloster-Gebäude gewon-
nenen Quader wieder ersetzt werden. Es schien mir keineswegs nothwendig, dass bei den
glatten Wandflächen jeder Quaderstein wieder an seine ursprüngliche Stelle käme, da der
Sokel ohnehin aus lauter neuen Quadern hergestellt werden musste. Daher liess ich bei dem
Abbruch auch nur die faconnirten Stücke zeichnen.

Die Kirche stammt wohl aus dem zwölften Jahrhundert, nämlich aus der Zeit des Ueber-
gangs des byzantinischen Styls in den gothischen Styl. Aber der Thurm war wenigstens
300 Jahre später aufgesetzt worden. Daher projectirte ich an dessen Stelle einen andern ganz
in dem Style der Kirche gehaltenen Thurm, dessen Helm ich übrigens — um einen allzugrellen
Contrast mit dem (auf der perspectivischen Ansicht sichtbaren) Münster-Thurm zu vermeiden
— so spitz annahm, als es nur immer der byzantinische Styl verträgt.

Die Kirche selbst hatte im Verlauf der Zeit manche Abänderungen erlitten, und bot
manche durch die Localität veranlasste Unregelmäsigkeiten dar, welche ich, theils um die
Reinheit des Styls herzustellen, theils wegen der neuen, von allen Seiten freien Stellung der
Kirche und wegen ihrer geänderten Bestimmung nicht beibehalten wollte. Ich würde sicher-
lich eine Caricatur geliefert haben, wenn ich hier — von dem einseitigen Standpuncte des
Antiquars ausgehend — jede zufällige Unregelmäsigkeit, jeden Stein als ein unantastbares
Heiligthum angesehen hätte. Damit man sich übrigens überzeuge, dass ich hier die Schranken
eines Restaurators nicht willkührlich überschritten habe, so will ich die Abweichungen
namentlich aufführen:

1. Das grosse, reich-verzierte gothische Fenster, welches in die Rückwand des Chors
später eingesetzt worden war, sowie auch das kleinere gothische Fenster am vorderen Giebel
liess ich weg, und restaurirte die runden byzantinischen Fenster, welche nach dem (über
den eben erwähnten gothischen Fenstern noch übrig gebliebenen) Fugenschnitt ursprünglich
vorhanden waren. Und ebenso stellte ich bei den nach gothischer Weise ahgeänderten Fen-
stern der Seiten-Schiffe den Rundbogen wieder her.

2. Die ursprüngliche Gestalt des unteren Theils der Vorder-Faeade konnte nicht mehr
genau ermittelt werden. Es war hier ausser der Mittel-Thüre nur an dem rechten Seiten-Schiff
eine Thüre angebracht, und eine — übrigens nicht mehr vorhandene — Vorhalle angelegt,
welche rechts sehr unregelmäsig mit dem etwas in die Facade hereintretenden Kloster-
Gebäude zusammen gehangen haben musste. Diese Hallen-Anlage konnte bei dem neuen
gegebenen Bauplatz nicht ausgeführt werden. Ich gab daher dem linken Seiten-Schiff eine
gleiche Thüre, wie solche rechts vorhanden war, und glaubte das mit Säulchen verzierte

stark hervortretende Mittel - Portal mit einem besonderen Giebel, wie sich solcher so

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