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Hübsch, Heinrich
Bauwerke: Text zum ersten und zweiten Heft — Karlsruhe und Baden, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.3193#0019
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tannenen Fussböden die aus je zwei an einander geleimten Brettern bestehen, wird man —
falls die verwendeten Bretter nicht uralt sind — immer die verdrüssliche Erfahrung machen:
dass dieselben, wenn die Tafeln bei trockenem Wetter gelegt und sehr eng an einander
gepresst sind, bei feuchtem Wetter quillen und sich an den Fugen bedeutend aufwerfen,-
oder dass dieselben im entgegengesetzten Falle sehr bedeutend schwinden, und fingerbreite
Risse bekommen. Um nun diesen Misstand möglichst zu vermeiden, bestehen hier die Böden
aus lauter nur vier bis sechs Zoll breiten Stücken, welche nirgends geleimt, sondern unter
einander mit Feder und Nuth verbunden sind: so dass sich erstens kein einzelnes Stück
werfen kann, weil es durch seine Nachbarn gehalten wird, und dass zweitens durch das
Schwinden solcher schmalen Stücke zwar viele, aber nur ganz schmale Risse entstehen, die
der Ausspannung nicht bedürfen.

Diese Boden-Construction, welche eigentlich alle wesentlichen Vorzüge eines Parquet-
Bodens besitzt — übrigens um die Hälfte mehr kostet, als der gewöhnliche einfache Boden,
weil wegen der Nuthen die Bretter um die Hälfte stärker seyn müssen — hatte ich früher
schon häufig angewendet, und sehr zweckmäsig befunden. Im vorliegenden Falle suchte
ich noch ausserdem die schnelle Abnutzung des Bodens dadurch zu vermeiden, dass die
Bretter, welche gewöhnlich nach Fig. I. geschnitten werden, auf eine eigene Weise nach
Fig. 2. aus dem Stamm geschnitten wurden. Es trennt sich bekanntlich bei dem tannenen
Stamm jeder etwa eine Linie dicke Jahres-Ring von dem andern durch eine harte, an
dunkler Farbe sich unterscheidende, ganz dünne Schale, welche den weichen Theil des
Rings bei einem Brette schützt, wenn nämlich dessen Schnitt-Fläche nicht allzuviel von dem
Radius der Ringe abweicht. Daher liess ich bei jedem Stamme immer zuerst aus dessen Mitte
vier bis fünf Bretter herausschneiden, (wovon die Herz-Theile getrennt und beliebig ander-
wärts verwendet werden können) und liess alsdann die beiden übrigen (auf einander befestigten)
Kreis-Abschnitte der andern Richtung nach zu Brettern schneiden. Auf diese Weise entfernt
sich der Winkel, welchen die Schnitt-Fläche des Bretts mit der Fläche der Jahres-Ringe
macht, nicht allzuviel vom Rechten. Dagegen laufen bei Fig. J. immer in der Mitte des Bretts
beide Flächen ganz parallel mit einander, und es lassen hier die harten Schalen der Jahres-
Ringe so breite weiche Streifen zwischen sich, dass letztere durch erstere nicht mehr vor dem
Abnützen geschützt werden können. Man wird daher bei den gewöhnlichen Fussböden immer
sehen, dass sich das Brett in der Mitte bald austritt (abschMert) während dem dessen Ränder
noch lange aushalten könnten. Auch wird sich ein nach Fig. 1. geschnittenes Brett viel leichter
krumm ziehen (werfen), als nach Fig. 2.: so dass diese Art, wobei überdies das Brett auf
beiden Seiten gleich brauchbar ist, nicht allein für Fussböden, sondern auch für alle übrigen
Gegenstände der Schreiner-Arbeit vorzuziehen seyn möchte.
 
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