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Hübsch, Heinrich
Bauwerke: Text zum ersten und zweiten Heft — Karlsruhe und Baden, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.3193#0057
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Durchsclmitts zeigt) aus Tonnen-Gewölben, welche nach der Mitte der Schiffe ansteigend
gleichsam ein zweites Dach bilden, und — nach einem Stich-Bogen von 14' Spann-Weite
und von 2' Pfeil gewölbt — nur einen halben Backstein (4 y2") dick sind. Auf diese Weise
ist die Quadrat-Fläche der Decken-Gewölbe auf das Minimum reducirt, indem dieselben nicht,
wie es bei den Kreuz- oder Kugel-Gewölben statt findet, in den Ecken'bis zum Anfang der
Gurt-Bogen herabreichen. Ausserdem können die obern Fenster des Mittel-Schiffs, obgleich
deren Bänke nicht unter den Anfang der Gurt-Bögen herab reichen, dennoch eine passende
Grösse erhalten, weil von hier bis zum Decken-Gewölbe eine Höhe von 14' bleibt, was
bei den andern Ueberwölbungs-Arten nicht möglich wäre. Denn die Kreuz- und Kugel-
Gewölbe bilden längs den Wand-Flächen Schild-Bögen, welche nicht wohl höher seyn können,
als die halbe lichte Entfernung der Pfeiler von einander beträgt, also im gegenwärtigen Fall
nur 7'. Endlich dürfen hier — was in mehrfacher Beziehung vortheilhaft ist — die Anfänge
der Gurt-Bögen viel weiter unten beginnen, ohne dass dadurch das Haupt-Verhältniss des
Innern so gedrückt erschiene, als es bei Kreuz- und Kugel-Gewölben der Fall seyn würde.
Der Effect, den diese Gewölb-Bildung (welche auf der innern Ansicht der folgenden Kirche
deutlicher zu sehen ist) in Bezug auf Schönheit macht, ist günstiger als man wohl erwarten
möchte: wenigstens versicherte mich dessen noch jeder Künstler, welcher die Kirche zu
Bulach gesehen hatte.

Im Uebrigen ist die Haupt-Anordnung der Kirche so einfach, und weicht so wenig vom
Gewöhnlichen ab, dass es hierüber keiner weitern Erklärung bedarf. Es sey nur bemerkt,
dass besonders die Chor-Seite auf weithin sichtbar ist. Daher ich denn dieselbe möglichst
dadurch hervor zu heben suchte, dass (wie die Grundrisse und die Chor-Facade zeigen) die
Thürme zunächst dem Chor angebracht, und hier kleinlichte Anbauten vermieden wurden. Die
Sacristei erhielt demnach ihren Platz hinter dem Chor, und über derselben ergab sich eine zu
beiden Seiten bis in die Thürme fortgesetzte Tribüne, wie der zweite Grundriss und der
Quer-Durchschnitt zeigen.

Ueber die Vorder-Facade, den Längen-Durchschnitt, verschiedene Detail-Constructionen
und Verzierungen behalte ich mir vor, in den folgenden Heften Zeichnungen zu geben.

Die Dachungen der Kirche sind mit Ziegeln, die Gräthe und Kehlen mit Schiefer einge-
deckt. Zwischen dem Dache des Seiten-Schiffs und dessen Gewölben ist nur gerade so viel
Zwischenraum gelassen, damit man bei Reparaturen des Daches und der Fenster des Mittel-
Schiffs zukommen kann. Die Thurm-Spitzen sind schichtenweise mit hartgebrannten Back-
steinen ohne Verputz aufgemauert, und zwar — die Gräthe ausgenommen — nur 4^" dick
gehalten; werden aber bis zu den — wegen etwa später erfoderlicherReparaturen — ange-
brachten Oeffnungen durch Zungen, welche zunächst an den Ecken diagonal eingesetzt sind,
 
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