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10 Ch. Hülsen: Römische Anlikengärten.
über hundert Stücke (mit Ausschluß der kleinen Fragmente). Immerhin verblieb an
Ort und Stelle ein beträchtlicher Teil, darunter Hauptstücke, wie die „Roma Victrix“
mit den beiden Barbarenstatuen.
Eine erhebliche Einbuße erlitten die Cesischen Besitzungen, als unter Alexander
VII. (1655—1667) Bernini die Colonnaden um den Petersplatz erbaute. Der Palast
verlor damals den größten Teil seines vorderen Flügels, die Fassade wurde in einer ein-
springenden Kurve neu errichtet; der „Giardino segreto“ und anstoßende Teile der
unteren Vigna fielen der neuen Platzanlage zum Opfer. Garten und Palast wurden, wie
es scheint, immer mehr vernachlässigt, von den Antiken manches verschleppt. So mag
damals das griechische Relief des Epheben mit dem Badesklaven (n. 98) und das
Elogium des Diktators M. Aemilius Barbula (n. 29 a) in das Haus der Padri Scolopi bei
der benachbarten Kirche S. Lorenzo in Piscibus gekommen sein. Eine ganze Anzahl
inschriftlicher Denkmäler (u. n. 8. 9. 19. 20. 21. 30d f i l.r. 54) erwarb um dieselbe Zeit
der eifrige Kunstsammler Kardinal Camillo Massimi (1620—1676), und verwandte sie zur
Dekoration der beiden Höfe seines Palastes an den Quattro Fontane: sie gingen später
mit dem Palast in den Besitz des Kardinals Alessandro Albani über (Marini iscrizioni
Albane p.VII).
Eine zweite große Verminderung erfuhr die Sammlung im Anfang des 18. Jahr-
hunderts durch Papst Klemens XL und seinen Neffen, den unermüdlichen Antiken-
sammler Kardinal Alessandro Albani. Der Papst erwarb für die damals in der Entwick-
lung begriffenen kapitolinischen Sammlungen die Gruppe der „Roma Victrix“, die
sogen. Amazone u. n. 1) und mehrere Büsten. Kardinal Albani brachte u. a.
die Fontäne aus dem unteren Garten mit dem sch] auch tragend en Satyr an sich, welche
später zum Schmuck der Villa vor Porta Salara verwendet wurde. Den Palast und Garten
im Borgo verkauften die Herzöge von Acquasparta unter Klemens XIII. (1758—1769)
an die Mönche vom Berge Libanon, welche ihn zum Sitz ihrer Orientmission machten.
Damals mag der Rest der Antiken veräußert worden sein: noch manche Statuen aus
altem Cesischen Besitze tauchen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts im römi-
schen Antikenhandel, bei Cavaceppi (u. n. 13. 30Z>. 100), Alessandro d’Este (n. 69) und
Vescovali (n. 30a) auf.
Nach 1870 wurde der Palast zunächst von der italienischen Regierung beschlagnahmt
und diente eine Zeitlang für die Staatsdruckerei. Seit einigen Jahren ist er wiederum
in den Besitz der Padri Agostiniani übergegangen und zur Casa Generalizia des Ordens
gemacht. Der Palast, namentlich der schöne Hallenhof, ist wieder einigermaßen her-
gestellt, der Garten zeigt nur kümmerliche Spuren der vergangenen Pracht, von Antiken
sind nur ganz wenige und wertlose dekorative Stücke zurückgeblieben (u. n. 76 ? 118.
119. 128. 129). Aber bedeutend und stimmungsvoll ist immer noch der Blick von dem
halbzerstörten und durch Anbauten entstellten Antiquario über Stadt und Campagna,
St. Peter und die Engelsburg, den Monte Mario und Soracte.
 
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