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Chinesen in Anspruch nehmen, um den richtigen Weg zu
erfragen. Man klopfte an die Tür eines Chinesen, der, obwohl zu
Hause, nicht öffnete; die Matrosen wandten Gewalt an indem sie
die Tür erbrachen und zwangen den Besitzer, ihnen nun den
richtigen Weg zu zeigen. Dann liess man den Führer laufen.
Dieses Chinesen Sohn beschloss nun für die seinem Vatet
zu Teil gewordene Behandlung schreckliche Rache zu nehmen.
Eine dunkele Nacht benutzend schlich er an den auf Posten
befindlichen Matrosen Schulze heran und hieb ihn hinterrücks mit
einem grossen Messer nieder.
Seitens des deutschen Kommandanten wurde der Stadt so-
fort eine Kontribution von 10,000 Taels rd. 30,000 Mark auferlegt
und auf sofortige Ausfindigmachung des Mörders gedrungen.
Das gelang den chinesischen Behörden am zweiten Tage.
Nachdem sie den Verbrecher gehörig gemartert hatten, gestand er.
Der Mörder wurde zum Tode verurteilt; auch sein Vater, der An-
stiftung verdächtig, ins Gefängnis geworfen. Kurz bevor die Kom-
pagnie Mauve in Tsimo eintraf, fand die Hinrichtung statt.
Die sterblichen Ueberreste des ermordeten Schulze wurden
Ende Januar auf dem hier angelegten neuen Friedhof mit militä-
rischen Ehren zu Grabe getragen; dort ruht er neben seinen
Kameraden.
So hat der Mord vollauf seine Sühne gefunden, die ersten
braven Soldaten deckte Tsingtaus Rasen. Angesichts des gelben
Meeres, dessen Braaidung mild und gleichförmig zu ihnen herüber
tönt, ruhen hier die ersten Kulturpioniere von ihrer Arbeit.
Ob sie es wohl jemals geahnt, ein wie schöner, idyllischer
Ruheplatz ihnen so fern der Heimat beschieden sein sollte?
 
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