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483

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Bild zeigt uns das Mahlen des Neises. Die nach

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Wasser zugcsührt, mittelst eines maschinenmäßigen QuirlverfahrcnS
die flüssige Stürkcmilch hcrgestellt und, um sie konsistent zu machen,
den Centrifugen zugeführt; es sind das in der Mitte mit einem
Zapfen versehene kupferne Trommeln, die mit größter Geschwindig-
keit rotiren. Nun erst, nach wiederholter Behandlung mit Wasser,
wird die Stürkcmilch durch Röhren in die weiten, lichten, lustigen
Säle der Absahkästcn geleitet, welche uns das fünfte Bild vor-
führt. Hier befinden sich 20 Stück etwa 38 Meter lange und
Istz Meter breite Tische, auf welchen sich die mit leinenen Tüchern
ausgelegten Form- oder Tropfkästcn befinden. Jeder Tisch ent-
hält 240 dieser Kästen, welche am Boden mit Löchern versehen
sind. Hierin wird die dicke, wie ein Gletscherwasscr erscheinende
Reisstärkcmilch geseihct, um sich allmälig in eine feste Masse zu
verwandeln. Das jetzt folgende Stadium, die Trocknung, ist eines '
der wichtigsten und schwierigsten, von der sorgfältigen Leitung und
Behandlung der Stärke beim Trocknungsprozeß, wie von der Be-
schaffenheit der zu diesem Zweck in der Fabrik getroffenen Ein-
richtungen hängt die Qualität, der Verkaufswcrth des Fabrikats
und also das Gedeihen der ganzen Fabrik wesentlich ab.
Der Trocknungsprozeß ist ein doppelter.
In Blöcke von 6 Zoll Quadrat geschnitten, gelangt das Fa-
brikat zunächst in die Vortrockuungskammern, um hier, auf Gyps-
plattcn geschichtet, während 24 Stunden bei einer Temperatur von
etwa 50 Grad Celsius zu liegen. Gelegentlich hat die Fabrik
auch größere Blöcke hergestcllt, so erregten auf der Amsterdamer
Ausstellung die Salzufler Stärkeblöcke von 20 Kilogramm Ge-
wicht wegen der außerordentlichen Reinheit der Stärke, welche die
Vorbedingung der Herstellung jo großer Blöcke ist, gerechtes Aus-
sehen unter den Sachverständigen; sie verschafften der Fabrik mit
anderen von ihr ausgestellten Fabrikaten die höchste Anerkennung,
das Ehrendiplom.
Kaum sind wir in diese Kammern eingctrcten, so nehmen wir
auch schon schleunigst wieder die Flucht, denn die Aequatorhihe
geht noch über die heiße Luft des Sudatoriums in einem römi-
schen Bade, oder geographisch gesprochen des Sudans. Bei diesem
Prozeß wird die Außenseite der Blöcke auf etwa drei Millimeter
rauh und krustig; diese Kruste wird in dem sogenannten Schabe-
raum (Bild 7) mit Messern abgekraht und die Blöcke, thcils offen
als Luststärkc, theils in Papier cingeschlagen, wiederum in die
Nachtrocknungsräumc befördert, deren Temperatur sehr verschieden
ist und je nach Stärke und Form der zu erzeugenden Krystalle
(Ltrahlen) regulirt wird. Ist nun Lis Stücken- oder Strahlen-
stärke fertig, dann wandert sic in die Kartonagcfabril, ein neues
Stadium des Fabrikationsprozcsses, und zwar ein sehr mannig-
faltiges. Die Fabrik besitzt zur Herstellung der Kartonsctikctten ic.
nicht nur ihre eigene Setzerei und lithographische Anstalt, sie hat
fünf Schnellpressen, zwei Buchdruckmaschincn, besondere Einrich-
tungen für Farbenbereituug und Galvanoplastik, sie stellt die
Pappen, die Kisten, ja auch die Drahtstifte zum Vernageln der
letzteren her und steht also auch in diesen Rebcnbetrieben ganz
auf eigenen Füßen; es hat sich Ließ eben in Rücksicht auf stete
bedeutende Leistungsfähigkeit gegenüber dem wachsenden Absatz als
unumgänglich nothwendig erwiesen. Ein Blick auf die vier Illu-
strationen, welche uns diese mannigfaltigen Arbeiten vorführen,
zeigt uns, daß hier die menschliche Arbeitsleistung, Uebung, bei
strenger Durchführung der Arbcitstheilung gegenüber dem maschi-
nellen Betriebe bei der Bearbeitung des Rohstoffs, mehr in den
Vordergrund treten. Ein emsiges Treiben herrscht in der Kar-
tonagefabrit, wo zahlreiche Arbeiterinnen, im Ganzen 400, be-
schäftigt sind, welche die zur Verpackung nothwcndigcu Kästen
(Kartons) mit einer bewunderungswürdigen Fertigkeit Herstellen.
Die hier gefertigten Kartons wandern alsdann nach den Füll-
tischen, wo sie gefüllt, gewogen, ctikettirt, lackirt und alsdann in
Kisten verpackt werden. Nun aber die Vorarbeiten! In eisernen
Behältern wird der Rohstoff der Pappe lLumpen, Holzabfälle und
dergleichen) zu einem Brei gekocht, die Holländer mit ihren
Mefserwalzen zerkleinern die Pnppmasse. Die auf erhitzten roti-
renden Lyliudern geformten Pappbogcn werden dann doppelt ge-
strichen und zwischen den Mciallplatten der Satinirmaschine der
nöthigen Glättung unterzogen. Der Bunt-Farbendruck der Eti-
ketten erfolgt natürlich auch mit der Maschine, nachdem der
Schwarzdruck des Textes und der Lithographie vorhergcgangen.
Die Schrift der Kartons, der Gebrauchsanweisungen.-c. lautet in
sechs verschiedenen Sprachen.
Wenn wir nun noch einen Blick in die Kisten- und Faßfabrik
thun, wo zwei Dampfsägewerke das vorzugsweise aus dem Teuto-
burgerwalde gelieferte Holz bearbeiten, wenn wir die Schlosserei,
wo die Drahtstifte gemacht werden, die Kupferschmiede, die Sattler-
werkstätte, welche die Treibriemen liefert, das chemische Labora-
torium, Las Helle, geräumige Comptoirgebäude, auch die Soda-
fabrik flüchtig gesehen haben und endlich noch die Gasanstalt uns
haben zeigen lassen, wäre unser Ciceroneamt erfüllt. Doch nein!
Bei einem so großartigen, jo Vielen Arbeit bietenden Etablissement
fragt man mit Recht: Wie sorgt die Fabrik für ihre Arbeiter?
Auf diese Frage wird uns befriedigende Auskunft. Für die zahl-
reichen Arbeiter und Arbeiterinnen, welche nicht im Orte wohnen,
sind auf dem Areal der Fabrik mehrere Gebäude errichtet, welche
eine große Anzahl gesunder, luftiger Wohnungen enthalten.
Eine Volksküche liefert täglich zweimal für wenig Geld reich-
liches, schmackhaftes Essen. Eine Bäckerei mit durch Gaskrnst be-
wegter Knetmaschine stellt ein gesundes, kräftiges Hausmannsbrod
her und ein Kramgcschäft liefert in bester Qualität Waarcn für
die verschiedenartigsten Bedürfnisse.
Eine Krankenkasse gewährt freien Unterhalt im Krankenhause
oder Len in Familien verpflegten Kranken baare Unterstützungen;
im Gegensatz zu vielen derartigen Instituten ist hiebei nicht die
Höhe des Arbeitslohnes allein maßgebend, sondern es wird auf
die Mitglicderzahl der Familie des Kranken und auch auf seine
besondere Hülfsbedllrstigkeit stets billige Rücksicht genommen. Die
Beamten- und Arbeiter-Pensions- und Unterstützungskasse ist eine
der segensreichsten Einrichtungen der Fabrik und erfreut sich der
bcsondcrn Fürsorge der Besitzer. — Aus dieser Kasse empfangen
die Mitglieder bei eingetretener Invalidität bis an ihr Lebens-
ende, sowie die Hinterbliebenen Verstorbener angemessene Unter-
stützungen, respektive Pensionen. Auch Personen, welche durch
Unglllcksfülle in der Familie hülssbedürftig geworden, werden
unterstützt. Für das geistige Wohl der fremden Arbeiter, soweit
sic aus katholischen Gegenden stammen, sorgte die Fabrik durch
Heranziehung eines katholischen Priesters, dem sie die Mittel
ständiger Thätigkeit an der neuerbauten Kapelle gewährt. Kurz,
überall gibt sich thatkräftig warme Fürsorge für das leibliche
und sittliche Wohl der Arbeiter kund und läßt auch nach dieser

„Wer will Euch etwas anhaben? Ihr seid noch nicht zu
alt. Ihr könnt Euch hier eine schöne Existenz gründen;
da nehmt, ich gebe es Euch gern, ich habe mehr als ich
brauche. Schlagt das Mädchen Euch aus dein Kopf und
hängt nicht solchen freventlichen Gedanken nach," ermahnte
Johann den Mann. „Ich glaube nicht, daß sie sich ein
Leid angethan hat," fuhr er gegen sein innerstes Fühlen fort.
„Ich bin sicher, wir werden sie finden und für sie sorgen
können."
Karl erwiedcrte darauf nichts. Er nahm seine Mütze
und schritt zur Thür.
„Bleibt!" rief Johann, „wo wollt Ihr hin, sagt, waS
wollt Ihr thun?"
„Was soll ich hier bleiben?" sprach Karl an der Thür;
„es wird all' nicht anders — ich gehe sie zu suchen" —
und mit diesen Worten trat er aus dem Zimmer.
(Schluß folgt.)

Ein KM all? lliw kllmMm Grohimlustrii!.
Hoffmann's Reisstärke-Fabrik bei Salzuflen.
lBild S. 48i.)
Hoffmann's Reisstärke — wer hat nicht in den Schaufenstern,
in der eigenen Haushaltung jene elegant in farbigem Karton,
mit allerlei Emblemen und Zierat ausgestattcten Kästchen von
Hoffmann's Reisstärke, wie sie zu Hundcrttausendcn von der im
lieblichen Waldlande von Lippe-Detmold gelegenen Fabrik in alle
Welt versandt werden, gesehen? Aber wohl die Wenigsten haben
sich vorgcstellt, welcher Art Ließ Etablissement ist, das so märchen-
haft viel dieses Haushaltungsartikels produzirt. Wir wollen in
Folgendem unseren Lesern Führer jein durch diese großartige
deutsche Jndustriestätte, und im Bilde die Herstellung der Reis-
stärke in diesem Etablissement schauen lassen.
Zu Beginn der fünfziger Jahre entstand die Fabrik, welcher
unsere Schilderung gelten soll, in ihrem ersten Anfänge mit nur
acht Arbeitern, bei dem kleinen Städtchen Salzuflen im Fürsten-
thuni Lippe-Detmold.
Die kleine Fabrik gedieh denn auch in jenen, verglichen mit
unserer industriell hochentwickelten Gegenwart, idyllischen Zeiten
zusehends. Produktion und Absatz bewegten sich in engen Grenzen,
die sich aber nach und nach erweiterten. Im Jahre 1869 erst
begann in der Salzufler Fabrik die Herstellung von Reisstärke
bei einem wöchentlichen Verbrauch von 200 Ccntner.
Uebcrspringeu wir nun einmal vorläufig die vierzehn Jahre,
welche seitdem verflossen sind, und statten der Fabrik, wie sie jetzt,
ein glänzendes Zeugniß deutschen Gewerbfleißes und Unter-
nehmungsgeistes, dastcht und schwunghaft betrieben wird, einen
Besuch ab. Von Herford, der alten Bischofsstadt, welche an der
großen Bahnlinie Hannover-Köln liegt, zweigt sich eine eiugeleisige
Bahn nach Detmold ab. Aber erst vor drei Jahren rollte der
erste.Bahnzug auf dieser kleinen Bahn. — Nach kurzer Fahrt
schimmern uns die weißen vier- und fünfstöckigen Gebäude der
Fabrik zu unserer Linken entgegen, während das Auge zur Rechten
die blau dämmernden Berge des Teutoburgerwaldes, und auf
einer seiner Höhen das Hermannsdenkmal, wie einen gewaltigen
Riesen der Vorzeit, erblickt. Auf besonderen Schienengcleisen
rollen, von der Lokomotive gezogen, die Güterwagen, die Roh-
stoffe, Reis, Kohlen und Anderes bis unmittelbar vor die Lager-
räume der Fabrik und führen das zum Versandt fertige Fabrikat
zum Bahnhof.
Unser Zeichner führt uns im ersten Bilde das ganze groß-
artige Etablissement mit seinem in der Mitte bis zum sechsten
Stockwerk aussteigenden Hauptbau, dis zahlreichen Nebengebäude,
Hülfsanstalten, Arbeitcrwohnungcn, Len Garten und die Feld-
umgebung , im Hintergründe die hügelige Waldlandschast vor.
Der hohe, stets rauchende Schornstein deutet uns den Maschinen-
raum an, und hier, in das Erdgeschoß des Mittelbaues, wollen
wir zuerst eintreten, um sodann an der Hand der Illustrationen
die mannigfaltigen Stadien der Fabrikation, welche der Reis
durchzumachen hat, ehe er als tadelloses Stärkefabrikat in die
Welt geht, uns zu vergegenwärtigen.
Auf Jeden, der eine große, mit Dampf arbeitende Fabrik
zum ersten Male besucht, wirkt der Anblick eines Schwungrades,
der Maschinen (hier alle deutsches Fabrikat), die, mit dröhnendem
Tone sich auf und ab .bewegend, ihre Riesenarbeit von 1100
Pferden gleichsam spielend zu verrichten scheinen, der großen
Dampskessel (hier neun mit einer gesummten Heizfläche von 1800
Quadratmeter), unter denen uns die Feuer durch die Ofen-
öffnungen wie glühende Augen anglänzcn, wahrhaft staunen-
erregend, cs ist die elementare Gewalt der Naturlraft, die uns
ohnmächtigen Menschen hier in ihrer ganzen Größe und Wucht
entgegcntritt. Und doch jagen wir uns wieder mit Stolz, daß
der Mcnsch es verstanden hat, „sie zu bezähmen, zu bewachen".
Der aus dem Maschinenraum in die Fabrikationsräume gehende,
dort die zahlreichen Wellen und Räderwerke in Bewegung setzende
Treibriemen hat bei 1 Meter 80 Centimeter Breite eine Länge
von 45 Meter.
Dcr erste Prozeß, welchen der aus den Lagerräumen mittelst
eines Patcrnosterwerks in den ersten Stock beförderte und von da
mittelst Schnecken in 42 offene Bassins geleitete, schon geschälte
Reis Lurchzumachcn hat, ist der des Einweichens mittelst Natron-
lauge (die auf der Fabrik selbst produzirt wird). Der später
auszuscheidcnde Kleber wird auf diese Weise leicht löslich.
Das dritte Bild zeigt uns das Mahlen des Reises. Die nach
Abführung der Lauge bleibende gelblich-grüne Reismasse wird in
offene, konisch geformte Trichter geschüttet, durch deren Boden-
öffnungen den im unteren Stockwerk arbeitenden, Mühlwerken
langsam zugeführt, um auf diesen Mühlen unter steter Zuführung
von Wasser zermahlen zu werden.
Dieses Reisbrei-Mahlgut wird darauf mittelst eines Pump-
werks Lurch Röhren in Bassins gedrückt, die sich in den oberen
Stockwerken der Fabrik befinden. Hier lagern sich in etwa zwölf
Stunden die schwereren Theile der Flüssigkeit ab, während die
leichteren flüssig bleiben und abgehebert werden. Noch aber ist
die Stärkemasse lange nicht rein genug! Es wird von Neuem

Grete erhob sich gewaltsam. „Ach, wie gern hätte ich
. qethan, ich wollte, ja, ich wollte hundertmal, aber ich
kennte eS nicht, ich konnte ja nicht, ich fürchtete, Sie
Ms-en mich von sich. Die Verstellung war Liebe zu Ihnen,
„n,,,sinnige Liebe. Tödten Sie mich, ich habe es verdient
ch ich sterbe so gern — denn Alles ist jetzt hin, mein
Glück und mein Leben, mein Herz und mein Sein; die
Sukunft ist mir Nacht — mein Leben ist auS — tödten
Sie mich, aber verabscheuen Sie mich nicht!"
Ich verabscheue Sie nicht," sprach jetzt Johann tief
erregt, „aber ich bedaure Sie," und mit diesen Worten
wandte er sich ab und schritt, ohne noch einen Blick auf
Grete zu werfen, aus dem Zimmer.
Er begab sich zu Karl Blaas zurück.
Es ist wahr, Karl!" sprach er traurig. „Ich habe
mich überzeugt."
„Zeigt Är sie an, bringt Ihr sie in's Zuchthaus?"
fragte der Bauer athcmlos.
Nein, sie hat Strafe genug, der Richter wohnt in
ihrer Brust, sie bedarf keiner andern."
Ihr werdet sie nicht heirathen?" forschte Karl, die
Blicke angstvoll auf Johann gerichtet.
Seid Ihr verrückt!" rief dieser aus.
"Dann ist es gut," ließ Karl Blaas aufathmend sich
vernehmen. „Wollt Ihr mich .festnehmen lassen, soll ich
einzesperrt werden?" fragte der Bauer gefaßt.
Geh', Karl, wohin Du willst," antwortete Johann.
Du hast noch Geld?"
" Karl schüttelte den Kopf.
„Hier nimm," und Johann reichte ihm eine große
Banknote, „nimm, erwirb Dir hier ein kleines Besitzthum,
arbeite ehrlich. Ich verzeihe Dir, geh'!"
„Ich brauche kein Geld," sprach Karl. „Ich habe sie
vernichtet und jetzt gehe ich auch in den Tod."
„Auch, auch," fuhr Johann auf. „Glaubst Du, daß
sie sich etwas anthut?" forschte er angstvoll.
. „Ihr kennt sie nicht, Herr, wenn Ihr glaubt, daß sie
jetzt ruhig weiterleben würde — wie die Euch gestern an-
gesehen hat, die wollte Euch und niemand Anders — Ihr
habt sie verstoßen und jetzt ist es mit ihr aus, die kenne
ich," sprach der Bauer nut schrecklicher Ruhe.
Johann eilte aus dem Zimmer, er stürmte die Treppe
hinab über den Gang zu Grete Meinhardt's Zimmer; er
fand die Thür verschlossen. Er pochte, es öffnete Niemand,
er läutete, es erschien lange Zeit Niemand — endlich kam
die Zofe dcr Abtheilung.
„Machen Sie die Thür auf! Sie haben ja einen
Schlüssel," rief Johann athemlos das Mädchen an. „Es
gibt ein Unglück bei der Dame, öffnen Sie schnell!"
„Die Dame ist vor kaum fünf Minuten abgereiSt, sie
ist in die Office gegangen, hat bezahlt und dann einen
Wagen genommen. Sie hat unten im Bureau für Sie
etwas abgegeben," berichtete das Mädchen.
Johann eilte die Treppe hinunter in das Bureau. Dort
kam ihm dcr Leiter des Hotels entgegen und übergab ihm
ein Paket.
Johann riß den Umschlag auf, er erwartete, irgend eine
Zeile darin zu finden.
Es fielen Banknoten heraus und dann hielt er fünfzig
Obligationen der Stettiner Bank in Händen. Sonst keine
Zeile, kein Wort.
„Wo ist die Dame hingefahren?" fragte er.
„Sie nahm eine Droschke und fuhr zum Hafen."
„Leihen Sie mir einen Hut," rief Johann in höchstem
Grade besorgt aus, „rufen Sie einen Wagen."
Der Gerant des Hotels sah den sonst so ruhigen Mann
erstaunt an.
„Was ist passirt?" erkundigte er sich. „Die Dame
reiste ja ganz ruhig ab, sie sah nur etwas blaß aus und
kam ein wenig schwer auf den Wagentritt."
„Keine Zeit, jetzt Auskunft zu geben, nachher, nachher,"
stieß Johann hervor. „Geben Sie mir einen Hut, eine
Mütze."
Der Gerant reichte ihm einen Hur.
Jetzt war auch der Wagen da und Johann stieg ein.
Er versprach dem Kutscher eine Belohnung, wenn er so
rasch fahren wollte, als das Pferd laufen könnte, und das
Gefährt polterte über die Straße.
Johann kam zum Hafen — keine Spur von der Droschke
oder dem Mädchen.
Niemand hatte sie bemerkt. Kein Mensch irgend etwas
auf die Entflohene Bezügliches wahrgenommcn. Johann
lief in dem Gewirr auf und ab, forschte und fragte. Aber
vergeblich. .
Es blieb ihm nichts weiter übrig, als ebenso unruhigen,
angstvollen Herzens nach Hause zurückznkehren.
In seiner Aufregung hatte er ganz vergessen, daß er
Karl Blaas eingeschlossen. Er fand ihn jetzt beim Be-
treten des ZimmerS noch in derselben Stellung am Tisch
sitzen.
„Ich habe sie nicht gefunden!" rief Johann sorgenvoll.
Karl Blaas lächelte öde, unheimlich.
„Wir haben cs zusammen begangen," sprach er, „cS
hat kein Glück gebracht. Von dem ersten Moment an
Elend und Kummer. Sie hörte auf, mich zu wollen —
m; gefiel ihr mit einem Mal nicht mehr, als sie das viele
Geld hatte, und ich litt um dieses Geldes willen alle Pein
der Erde. Jetzt ist Alles zu Ende und wir werden zu-
sammen aus der Welt gehen."
»Ihr seid wahnsinnig," fuhr Johann Karl BlaaS an.
 
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