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'U beherrschen, durste ich möglicherweise eine Szene herbei-
sühren dadurch, daß ich mich der Gefahr aussetzte, von ihm
ganz plötzlich erkannt zu werden? Aber vielleicht erkennt
er micb nicht, bin ich ja doch so sehr verändert. Und er
— werde ich ihn erkennen? Ach ja — im Moment, wo
ich mir diese Frage stelle, ist sie auch schon beantwortet.
Er tritt den Anderen voran in das Haus mit dem
gleichen raschen, elastischen Schritt, welchen ich von alters-
her kannte. Er kommt bis an den Fuß der Treppe und
blickt in einer gewissermaßen gebietenden Weise um sich,
fast als wäre er der Herr dieses prächtigen Besitzes. Ich
konnte in diesem Moment nur den einen Gedanken erfassen,
daß er mein Gatte sei, und unfähig, den Impuls zu unter-
drücken, trat ich in seinen Gesichtskreis.
Im nächsten Augenblicke sah er mich denn auch —
aber Allerbarmer, der Blick des Entsetzens aus seinen Augen
läßt das Blut fast in meinen Adern stocken, und ich stehe
so bleich und unbeweglich wie die Statue, an welche ich
mich lehne. Die Stimmen seiner Freunde rufen ihn wieder
zu stch l als er den Blick von mir hinwegwendet, bin ich
im Stande zu entschlüpfen.
„Fritz, Mensch, was fehlt Dir?" höre ich eine Stimme
fragen. „Du siehst so bleich aus wie ein Geist!"
„Ich habe einen solchen gesehen," erwiederte er, „wo
ist der Haushofmeister? Er soll mir gewässerten Wein in
die Bibliothek bringen!"
Seine Stimme klingt nicht angenehm; auch die Worte,
welche er spricht, sind es nicht, — aber ich habe ihn er-
schreckt, ich habe seinen Leichtsinn, wenigstens für den Moment,
verscheucht und eine Art Befriedigung erfaßt mich, wenn
ich an seinen für eine kurze Spanne Zeit wenigstens ge-
störten Seelenzustand denke. (Fortsetzung folgt.)

Her IMgbmMm, ilas LMriebrÜMl,
bei Sievering nächst Wien.
Mild S. sss.)
Es ist ein hochheiliger Hain, „ein durch der Ahnen Weihe
und Ehrfurcht heischendes Alter geheiligter Wald", der die Höhen
des «mons estius» der Romer deckt und Zeuge eines vieltausend-
jährigen germanischen Ringens und Strebens, Werdens und
Wachsens war. Dieser Mons Cetius, der in vorrömischer Zeit
„Zeizzoberg" genannt wurde, von Zeizzo, einer Verjüngung
Wuotan's, ist nach vielen Richtungen hin beachtenswerth. Nicht
nur, daß er an seinem Fuße, in der großen, von der Donau
durchströmten Tiefebene, dem Wiener Becken, einen jener bevor-
zugten Landstriche des Weltalls überhöht, auf welchen die ehernen
Würfel rollen und über Völkergeschicke entscheidend die Welt-
geschichte in andere Bahnen lenken, denn hier besiegte in mehr
denn sicbenzig Schlachten der Deutsche fast alle Völker der alten
Welt; Römer und Avaren, Hunnen, Magyaren, Slaven, Mon-
golen, Tataren, Türken und Franzosen fühlten hier gut deutsche
Hiebe; er sah ihn ausziehen in ärmlichen Thierfellen, den ersten
deutschen König Roms, Odoaker; er sah den schwerterstarrenden
Strom vorbeiziehen an seinen Wäldern, der den Thron der Cä-
saren im schwellenden Brandungsgange hinwegflutete, und in Lieser
Sturmflut sah er eins neue Welt erstehen.
Aber noch weit interessanter als alles dieses ist die Thatsache,
daß der ganze Höhenzug in seinen Sagen und Mythen, Bräuchen
und Lokalerinnerungen sich als ein großes, dem „deutschen
Wuotanskult" feit Urtagen geweihtes Heiligthum erweist, in dessen
Grenzen sich der vollkommene Jahresring unseres hochpoetischen
Naturkultes des Wuotansmythos bis heute im Volksbewußtscin
— natürlich mißverstanden — erhalten hat. Der eng begrenzte
Raum gestattet uns nicht, dieses hochwichtige und — noch un-
bekannte Thema hier an Lieser Stelle weiter zu verfolgen.
Unser genialer Künstler läßt uns das Einst und das Jetzt
schauen; er versetzt uns zuerst um etwa zweitausend Jahre
zurück; dichter Buchenwald deckt die sanftgeschwungenen Höhen
mit seinen grüngoldigen Domeshallen, in dessen märchenhaftes
Helldunkel wie die Schleier der Jdisen die Clymatis- und Hopfsn-
guirlanden niedsrranken. Dort strebt ein schlanker Blattpfeiler
zur hehren Wölbung empor, während dunkler Epheu die moosigen
Stämme umklettert, von deren Astesknorren das Bartmoos fast
gespenstisch niederwallt. Hier in diesem Heiligthum der Natur
sprudelt ein Quell, und der heiligen Umgebung entsprechend war
derselbe der Frau Frouwa oder Hulda geweiht. Ein zweitgeborcner
Königsjohn zieht aus Abenteuer aus und befragt die „Heilräthin"
um sein „Los". Wir sehen an dem „Jungbrunnen Hulda's",
der sich mit dem „eddischen Brunnen Urda'S" deckt, die „Hegisse"
die Stäbe von der heiligen Buche brechen, selbe mit Runen ritzen
und rücklings „wahllos" Wersen, nach kurzem Gebet mit ab-
gewandtem Gesichte wieder „wahllos" drei Runenstäbe „auslesen"
und daraus das Orakel als „Wala" künden.
Zweitausend Jahre sind verstrichen und wir sehen den Wald
unserer Tage.
Im Jahre 1811 ließ „eine wolweise und fürsichtige Polyzcy",
um Len Aberglauben zu unterdrücken, die „heilige Buche" fällen
(aus deren Dienst sich die heutigen Begriffe von Buchstaben, „Los"
und „Lesen", selbst von „Buch" etymologisch erklären), und die
Quelle zerstören, doch deren Wasser sprudeln noch immer und das
Volk hängt zäher denn je daran.
Wohl ist der mythologische Sinn des Begriffes „Jugend-
brunnen" verloren gegangen, und der Name hat sich daher in
„Jungfernbrllnnl" verwandelt, auch sind aus den Menschenloosen
„Lottoloose" geworden, aber die Erinnerung an die alte Heiligung
ist geblieben.
An Sonntagen sehen wir daher aus der unteren Volksklasse
Wiens die männlichen und weiblichen „Lotterieschwcstern" in langen,
nach Hunderten zählenden Prozessionen hinauspilgern zur gehei-
ligten Stätte, wo die „heilige Agnes" ihren Verehrern aus den
Wellenbewegungen des kleinen Tümpels die glückverheißenden
Zahlen — hier Nummero genannt — schauen läßt. Auch ver-
stehen es besonders abgefeimte Schwindlerinnen, sich in den Rus

Illujtrirte Welt.

der Wahrsagerin — Heren sind eben schon aus der Mode ge-
kommen — zu setzen, und deren Einnahmen sind wahrlich nicht
gering. Diese alten Weiber haben Las Erbe der alten Wala,
Heilräthin, Hegisse übernommen, aus weicher später sich die Here
und heute die Wahrsagerin und Kartenausschlägerin entwickelt hat,
und wahren ihre priesterliche Würde mit großem Geschick. Ihrem
meist durch Fusel geschärften Sehorgan erschließen sich die Ge- i
heimnisje der Zukunft, und dort, wo das nüchterne Auge des !
Alltagsmcnschen nur eine Pfütze zu sehen vermeint, dort . . . „na
aber da schaun's her, des wird do der schönste Terno sein! De
schön' Nummero, de müaff'n's aber do setz'n — 66 — 33 —
63 —! Na, Se müass'n Ihnen a schön's Bild! bei der hcilig'n
Agnes' eing'legt hab'»!" -- „Aber plausch'n S' nöt, Frau
Sofferl, Lös war'n ja gar keine Nummero!" — „Na, Sö gagel-
bamener Ding übereinand', Sö Patzcnrüamtonel, Sö . . . ., Sö
wern's mir sag'n, ob Lös Nummero san oder epper nöt, Sö... .
schschauts mer eam an, na so was!" und so mit Grazie fort aä
intmituin. — Wehe aber dem Spötter im guten Rock! So gut-
müthig das Volk in und um Wien auch ist, hier versteht es
keinen Spaß, und kaum könnte ihn schleunige Flucht vor Thät-
lichkeiten retten. In der Nähe ist eine kleine Wirthschaft, zur
„heiligen Agnes", gelegen, wo das Porträt dieser Heiligen auf
ihre gläubigen Verehrer ernst hernicderblickt, welche sich nach ein-
geholtem Orakel a conto Les Ternos, den ihnen die heilige Agnes
am Jungfernbrllnnl versprochen, hier nicht selten einen tüchtigen
Rausch anzechen.
Die heilige Agnes aber, die Gemahlin Markgraf Leopold's Hl.
von Babenberg, des Erbauers der Burg am Kahlenbergs (1100),
ist hier an die Stelle Frouwa's getreten, wie dicß sich an vielen
anderen Sagen nachweisen läßt, ähnlich wie in der Kyffhäuser-
sage Wuotan durch Kaiser Friedrich historisirt wurde.
Immerhin aber ist es interessant, solchen Volksgewohnheitcn
nachzuspüren; so unscheinbar diese als solche auch erscheinen mögen,
so unerwartet enthüllt sich das Urbild, wenn es von der viel-
hundertjährigen Patina gereinigt wird, welche die veränderte Kult-
richtung um dasselbe geschlagen. Sagt Loch auch Meister Scheffel'.
„Und flüsternd hör' ich's durch die Blätter beben,
Verfahrner Mann, dir sind die Todten hold,
Folg' dieser Spur und du wirst Schätze heben;
Nicht weit von hier blinkt Nibelungengold."
Guido List.

Eine Kaumilioclizeii m W-8erkim.
(Bild S. S57.)
Die Werbung des serbischen Landvolkes, wenn sie nicht auf
die beliebte Entführung reduzirt ist, geht nach bestimmten alther-
gebrachten Gewohnheiten vor sich.
Den Anfang der Werbung machen gewöhnlich die alten Basen
und Gevatterinnen des Dorfes. Die wissen recht gut, welches
Mädchen jenen schmucken Burschen gerne sieht und ani Brunnen
immer mit so verliebten Augen nach ihm schielt. Die Basen
bringen das geschickt im Gespräch mit Len Eltern an.
Nun wird der Brautwerber und der Vater des Burschen auf
das hochwichtige Werk vorbereitet, dem Vater der Braut das
Mädchen sozusagen abzukaufen. Er nimmt seinen Reisesack, in
welchen seine treue Ehehälfte schon früher einen Waizcnmehlkuchen
— UoZ-aes, — geschmückt mit Rosmarin, einen Blumenstrauß
und die Cutura — Kürbisflasche mit dem stärkenden Naß —
hincingethan hat.
Am Ziele angekommen, begrüßt man einander. Und nach
langem Hinundherreden von dem Felde, Wetter, Vieh u. s. w.
kommt man auf den Hauptpunkt. Bald wird um die Entschä-
digungssumme für die das Haus verlassende Tochter gefeilscht.
Wenn man handelseins wird, zieht der Vater des Burschen be-
dächtig seinen Kuchen hervor, legt ihn auf den niedern Tisch, gibt
den Strauß darauf und zieht jetzt noch bedächtiger seinen durch-
schwitzten Geldbeutel, den er gewöhnlich um den Hals auf der
Brust an einer Schnur hängend trägt, hervor, zählt aufmerksam
zehn bis fünfzehn Dukaten auf den Kuchen und legt noch einen
Dukaten auf den Tisch, „für's Haus", hin. Darauf führt nian das
Mädel herein, welches verlegen zur Erde blickt, allenfalls noch dazu
an ihrer Schürze zupft. . Der Vater fragt, ob sie will. Natür-
lich haucht sie ein leises „Ja" vor sich. Man küßt sich gegen-
seitig, und nun sind sie «priss-tolzi» — Freunde. Der Tag der
Hochzeit wird festgesetzt. Man wählt den Brautführer, den Ge-
vatter, den Beistand u. s. w.
Beim Heimkommen wird geschossen, um den Dorfbewohnern
bekannt zu geben, daß das schwierige Unternehmen glücklich zu-
wege gebracht ist.
Am Tage der Trauung begeben sich die Gäste festlich gekleidet
zum Hause der Braut, um diese zu holen. Voran der Dudelsack-
pfeifer, hinterdrein die Beistände und Gäste des Burschen, singend
und aus Pistolen schießend. Wenn der Ort der Braut weit
entfernt ist, fahren die Gäste aus Ochscnwagen oder reiten auf
Pferden, im Gebirge sind diese mit Blumenkränzen geschmückt.
Beim Brauthause angclangt, findet zuerst eine feierliche, lange
dauernde, gegenseitige Begrüßung statt, dieser folgt eine reichliche
Bewirthung, und nun geht es, die Braut in der Mitte, zurück
zum Bräutigam, diesen abzuholen. Der Bräutigam darf aber
beim Gange in dis Kirche durchaus nicht in der Nähe der Braut
sich halten, er muß immer in respektabler Entfernung von der
Erkorenen bleiben; gewöhnlich schreitet er ganz hinten am Ende des
Hochzeitszuges einher.
Erst wenn die nach griechisch-orientalischem Gebrauche voll-
zogene Trauung vorbei, geht der Bräutigam in der Nähe, aber
nicht mit der Braut, dazu ist der Brautsührer — Dever ge-
nannt — da.
Gewöhnlich wird beim Austritt aus der Kirche ein Knabe der
Braut entgegengeführt, Len sie dreimal küßt, um männliche Nach-
kommen zu haben.
Beim Heimführen der Braut geht es wie überall recht lustig
zu. Geschenke fehlen nie, und beim Hochzeitsschniause überbietet
ein Nachbar den andern an Freigebigkeit dem neuen Ehepaar
gegenüber, das Alle mit freudigen Gesichtern ansehen. Oft dauert,
je nach dem Neichthum des Bauern, ein solches Hochzeitsfest drei
bis acht Tage.
Unser Bild zeigt den Austritt eines Brautpaares aus der
Kirche in der Gegend von Vranja in Alt-Serbien.


IllmmblE.
I m Wald e.
wenn ich in dichten Waldesräumen
Wir selbst oft überlassen bin,
lind unter hundertjähr'gen Bäumen
Hinwandle mit bewegtem Sinn;
Da fühl' ich von ganz eignem Bangen
Mich immer wunderbar befangen.
Die Eichen scheinen mir zu leben,
voll Ernst auf mich herabzuseh'n,
Und mit der Blätter leisem Beben
vernehmlich mir in's Ghr zu weh'n:
Wie wagst du's unter alten Leuten,
Du junges Blut, so keck zu schreiten?
Wir stehen da seit läng'ren Jahren,
Als sie dir Einer zählen mag!
Wo warst du noch, als wir schon waren?
Wo trifft dich unser letzter Tag?
Du wagst uns lächelnd anzublicken?
Uns dünkt, du sollst dich vor uns bücken!
Und wenn mir Solches kommt zu Sinnen,
Da zieh' ich allgemach den Hut
Und schleich' in heil'ger Scheu vou hinnen,
Ich unerfahrnes junges Blut!
Sie scheinen dann mit mildem Fächeln
Des Jünglings Ehrfurcht zu belächeln.

.Von Boulogne nach Buffalo.
Eine Parforcejagd der Liebe
von
George L. KaMn.
(Nachdruck verboten.)
I.
Spät eines Nachmittags im Juni 18— entstiegen einem
in rasender Eile am Eustonbahnhofe in London ange-
fahrenen Fiaker ein junger Mann von etwa fünfundzwanzig
Jahren, ein apoplektisches Felleisen, ein baufälliger Koffer
und eine ältliche Dame.
„Der Kurierzug nach Irland schon fort?" fragte hastig
der junge Mann.
„Noch acht Minuten," antwortete der Kassier, nach der
Uhr schielend.
„Zwei Billette zweiter Klasse nach Queenstown," rief
der Andere, und Billette nebst Kleingeld ungezählt in die
Tasche schiebend, eilte er zu seiner Begleiterin.
„Wir haben keinen Augenblick zu verlieren," sagte er
ihr, „unser Gepäck ist schnell besorgt, aber wir müssen eilen."
Mit Hülfe eines Trägers und eines wirkungsvollen
Trinkgeldes war das Felleisen und der altersschwache Koffer
einer Sammlung ähnlichen Gepäcks zugesellt, und als der
Schaffner eben die Thüren der langen Wagenreihe schloß,
stiegen die beiden Spätlinge eiligst in ein Coups; ein Pfiff,
und weg ging's nach Queenstown.
„Da wären wir!" rief der junge Mann, sich zurück-
lehnend; „heute Morgen in Boulogne gefrühstückt, morgen
in Dublin und morgen Abend um diese Zeit bereits auf
dem atlantischen Ozean! Wer hätte das gedacht, als ich
heute früh aufstand?"
Er kreuzte seine Arme und schaute in Gedanken vertieft
hinaus auf die durcheilte Landschaft, übergossen von dem
reichen Farbenschmelz einer Sommerabenddämmerung.
Er hatte ein kräftiges, kluges, lebhaftes Antlitz und sein
ganzes Wesen und Benehmen bekundete einen „Gentleman".
— Und seine Begleiterin? Sie war einfach gekleidet,
von einer andern Nationalität als er, um Vieles älter
und ihm gegenüber scheu, ja demüthig. Wie sie so steif
und regungslos dasaß, die Blicke starr, gedankenlos nach der
Wandbekleidung gegenüber gerichtet, konnte man bemerken,
daß sie müde und abgespannt war und daß die unbarm-
herzigen Jahre, was sie vielleicht einst von Schönheit be-
sessen, in einen Ausdruck verwandelt hatten so hart und
leblos wie Stein. — Es waren keine anderen Passagiere
im Wagen, dennoch gab keines der Beiden während einer
ganzen Stunde und mehr ein Zeichen, daß cs sich der
Gegenwart des Andern bewußt sei. Es war der junge
Mann, welcher zuerst das Schweigen brach.
„Schlafen Sie doch, Madame, wenn es Ihnen möglich,"
sagte er, „die Reise ist anstrengend, und Sie werden aller
Ruhe bedürfen, deren Sie habhaft werden können."
„Ich will es versuchen," antwortete sie mechanisch.
„Ein Wort zuvor — das Miniaturbild, die Papiere,
haben Sie dieselben sorgfältig verwahrt?"
„Ja, mein Herr, sie sind sicher geborgen," erwiederte sie
in dem vorigen Tone, und Beide verfielen wieder in
Schweigen.
Der junge Mann schlief bald den Schlaf des Gerechten.
Madame, kerzengerade in ihrer einsamen Ecke, einen starren,
glanzlosen Blick tiefen Nachdenkens in ihren schlaflosen
Augen, schien gleichfalls für alles sie Umgebende abge-
storben. Es war etwas in der Erscheinung dieser Frau,
das Mitleid und Neugierde erregte. Ein abgetragenes Kleid
 
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