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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Osborn, Max: Albert Männchen als Dekorativer Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0013

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Januar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekor ation.

Seite 3.

* Idyll <

Albert Männchen, Berlin.

ist ein trefflicher Aktmaler, ob er nun mit Oelfarben auf der
Leinwand oder mit anderem Material al fresco operirt. Seine
weiblichen und männlichen Figuren sind von grosser Schönheit,
ausserordentlich gewissenhaft nach fleissigen Modellstudien
gearbeitet, sehr fein in ihren koloristischen Werthen und immer,
auch unter schwierigen Verhältnissen, gut in das zu schmückende
Wandfeld hineinkomponirt. Männchen hat auch darin ein
nicht zu unterschätzendes Verdienst, dass er für dekorative
Aufgaben mit besonderem Nachdruck nackte Gestalten
heranzieht, die gerade für diese Zwecke so sehr geeignet
sind. Freilich geräth er dadurch hie und da in Konflikte
mit der deutschen Prüderie, die sich zum Bekenntniss der
Freude an einer paradiesisch-freien Schönheitswelt nur ungern
entschliesst. Schienen doch selbst der Firma Villeroy & Boch
für ihren Welt-Ausstellungsplatz — in Paris! — Männchen's
Entwürfe so »gewagt«, dass sie sie mit Entsetzen von sich
wies und bei einem anderen Künstler ein paar zahme Land-
schaften bestellte, damit nur ja die Seelen der Franzosen, die
bekanntlich in solchen Dingen sehr empfindlich sind, keinen
Schaden nähmen. Man sieht: die lex Heinze ist zwar todt,
aber der ehrwürdige Muckergeist, der diese Missgeburt
erzeugte, lebt noch und regiert recht munter.

Indess bei allen Vorzügen ist Männchen doch in seinen
figürlichen Dekorationen nicht so originell, wie man erwarten
sollte. Wenn er in einem Wandbilde für den Pavillon der
Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft (gleichfalls auf der Welt-
Ausstellung) die Tageszeiten personifizirte und bei zwei
Figuren das Ueberspringen des elektrischen Stromes, mit
Benutzung der wundervollen, die Entdeckungen unseres Jahr-
hunderts gleichsam vorahnenden Idee Michelangelo's in der
Sixtinischen Kapelle, durch eine Berührung der Fingerspitzen
versinnbildlichte, so war das natürlich eine durchaus erlaubte
Anlehnung, ja eine sehr hübsche Verwerthung des gegebenen
Motivs. Aber wenn er schwebende Gestalten und Gruppen
im älteren Stile am Plafond erscheinen lässt oder allegorische
Figuren anbringt, so spürt man nicht selten conventioneile
Züge. Und in dem einen jener Entwürfe für Villeroy & Boch
hat er sich doch in der Zeichnung wie in der Farbe allzu
eng an Ludwig von Hofmann angeschlossen. Gleichwohl
hat Männchen auch hier gelegentlich bewiesen, dass er Eigenes
zu sagen hat. Man betrachte in unseren Abbildungen den
Plafond mit den einzeln schwebenden Figuren, und man wird
mir zustimmen, wenn ich der Erwartung Ausdruck gebe, dass
der Künstler auf diesem Gebiet noch eine selbständige Ent-
wickelung vor sich hat.

Albert Männchen hat in den letzten Jahren eine Thä-
tigkeit entfaltet, die von einem erstaunlichen Reichthum an
Erfindung Kunde gibt. Viel hat er zumal in Danzig gearbeitet,
meist gemeinschaftlich mit seinem an der dortigen Kunst-

schule als Professor wirkenden Bruder Adolf. Vor allem
hat er dort das Vestibül und die Schalterhalle des Hauptpost-
gebäudes ausgemalt, ferner in Privathäusern, wie in den drei
Villen Freimann oder im Hause des Herrn Giesebrecht, in
Festsälen und sogar in einem kirchlichen Raum: in der
romanischen Friedhofs - Kapelle der St. Marien - Gemeinde,
die Innen-Dekoration ausgeführt, auch Häuser-Fassaden ge-
schmückt, wie die eine, die er im Auftrage der Stadt Danzig
mit dem stattlichen Bilde eines St. Georg-Drachentödter zierte.
In Berlin hat Männchen zuerst mit dem Schmuck des Pavillons
von Förster & Runge auf der Gewerbe-Ausstellung 1896 die
Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich gezogen; dann hat
er hier das Kuppel-Gewölbe des Luisenhofes (Allegorie des
Welthandels), die Plafonds im Geschäftshause des Hof-Juweliers

Albert Männchen, Berlin. Entwurf für die Speisesaal - Decke des

deutschen IVein-Restaurants im Deutschen
Haus. Welt-Ausstellung Paris igoo. ü-
 
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