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Kühn, Paul: Das Neue Leipziger Künstler-Haus
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0060
März-Heft.
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Seite 47.
Wirkungen zu erzielen. Er wurde hierin durch; die M tartot
Leipziger Bildhauer und Maler thatkräfug unterstut^ Die
Aussen-Architektur karakterisiert sich durch das Fehlen des
Ornaments. Dafür werden aber die Flächen, die arder
schmalen Front durch den grossen Zug der aufstrebenden
Pfeiler und das Zusammen-
wirken der geraden und
elliptischen Linien eine
schöne, harmonische Glie-
derung erhalten, an ge-
eigneter Stelle durch
Relief-Kompositionen ge-
schmückt, die dem ganzen
Gebäude ein apartes.künst-
lerisches Gepräge
leihen. Diel
ver-
.eipziger Bild-
hauer Hartmann, Lehnert,
Pfeifer, Werner Stein und
Fritzsche haben diese plas-
tischen Arbeiten herge-
stellt. Ueber dem Portal
zieht sich ein Fries hin,
auf dem Hartmann, der
Schöpfer des Robert
Schumann - Denkmals in
Zwickau, in nackten Ge-
stalten die Pflege der
bildenden Kunst und ihre
Weihe durch die Musen
dargestellt hat. Dieser
Fries, dessen künstlerischer
Werth wegen des hohen
Standortes vom Beschauer
nicht gewürdigt werden
kann, ist, wie die ganze
Fassade in hellem Savon-
niere-Kalkstein ausgeführt.
Ueber ihm befindet sich
eine leichtwirkende, durch
Fayenceplatten umrahmte
Eisen-Konstruktion. Die
Fayencen enthalten Re-
liefs, die das künstlerische
Sehen und Schaffen dar-
stellen. Ebenfalls von
Lehnert ist das Relief, das
die das Dach krönende
Trommel umgiebt und die
tanzenden Musen darstellt.
Reich an Relief-Schmuck
sind auch die Fassaden
des Hofes. Hier sind be-
sonders die grossfigurigen
Friese von Pfeifer von
Wert. — Wie an der
Aussen - Architektur die
Plastiker, so haben an der
Innen-Dekoration diel
-----wi-ojcKoration die leip-
ziger Maler mitgewirkt, leider nicht mit denselben befrie-
digenden Resultaten. Betritt man die Räume, so erfreut
man sich an den lebhaften, hellen Farben, an dem reizvollen
Ensemble von Himmelblau, Weiss und dem Goldton der
effektvollen Beleuchtungs-Körper. Drechsler hat damit den
Räumen, in erster Linie dem Festsaal und dem Vereinszimmer,
etwas Sonniges, Lebenslustiges und künstlerisch Vornehmes
gegeben. In den originellen Linien des ornamentalen Wand-
Schmuckes und den bänderreichen Beleuchtungs - Körpern,
die die Räume effektvoll beleben, hat Drechsler eine ebenso
anmutige, wie phantasievolle dekorative Begabung entfaltet.
Die Krön- und Wand-Leuchter sind in Würzen und Löbtau
hergestellt worden. In
seiner Freude am Erfinden
moderner Zierformen hat
hier Drechsler des Guten
zu viel gethan. Das Farben-
Ornament der Wände und
die Band-Verzierungen der
Krön - Leuchter über-
wuchern in einigen Räu-
men und stören die Ruhe
und Harmonie des Ein-
drucks. Drechsler hat den
hohen dekorativen Wert
ruhiger Wandflächen zu
wenig in Rechnung ge-
zogen ; dieser Einwand gilt
vornehmlich dem mit
Leffners Klinger-Büste ge-
schmückten Vereins-Zim-
mer, in dem gerade der
völlig schmucklose weisse
Kamin mit den schlanken
Säulen beweist, was ruhige
Flächen für die Innen-
Dekoration für eine Be-
deutung haben. Imposant
ist der grosse Festsaal, der
künstlerisch gelungenste
und harmonischste Raum
des ganzen Hauses. Der
Saal erhält ausser dem
Oberlicht noch Seitenlicht
vom Hofe her, das durch
farbige, von Bender ent-
worfene Fenster dringt.
Sehr apart wirkt auf der
gegenüberstehenden Seite
die dunkelpolierte, von
Schütz ausgeführte Holz-
Verkleidung , die durch
zwei weissschimmernde
Pfeiler unterbrochen wird,
die über die halbe Saal-
höhe aufsteigen und von
zwei von Pfeifer entworfe-
nen Köpfen abgeschlossen
werden. Wirksamer plas-
tischer Schmuck sind noch
die bronzierten Relief-Me-
daillons von Hartmann an
den Fenster-Pfeilern und
die drei Musen von
Fritzsche über dem Or-
chester-Podium. Ein wertvoller künstlerischer Schmuck des
Hauses sind die Glasfenster von Bender, eines jungen, kunst-
gewerblich hochbegabten Künstlers, der, wie so manche
andere tüchtige, junge Kraft, z. B. der durch seine Kunst-
Stickereien bekannte Rentsch, Vrieslander u. a., vor Kurzem
nach Leipzig übergesiedelt ist und zu den schönsten Hoff-
nungen berechtigt. — Die Räume des Hauses, auch die im
Fritz Drechsler, Leipzig. Künstler-Haus der Stadt Leipzig; Hof-Ansicht.
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Seite 47.
Wirkungen zu erzielen. Er wurde hierin durch; die M tartot
Leipziger Bildhauer und Maler thatkräfug unterstut^ Die
Aussen-Architektur karakterisiert sich durch das Fehlen des
Ornaments. Dafür werden aber die Flächen, die arder
schmalen Front durch den grossen Zug der aufstrebenden
Pfeiler und das Zusammen-
wirken der geraden und
elliptischen Linien eine
schöne, harmonische Glie-
derung erhalten, an ge-
eigneter Stelle durch
Relief-Kompositionen ge-
schmückt, die dem ganzen
Gebäude ein apartes.künst-
lerisches Gepräge
leihen. Diel
ver-
.eipziger Bild-
hauer Hartmann, Lehnert,
Pfeifer, Werner Stein und
Fritzsche haben diese plas-
tischen Arbeiten herge-
stellt. Ueber dem Portal
zieht sich ein Fries hin,
auf dem Hartmann, der
Schöpfer des Robert
Schumann - Denkmals in
Zwickau, in nackten Ge-
stalten die Pflege der
bildenden Kunst und ihre
Weihe durch die Musen
dargestellt hat. Dieser
Fries, dessen künstlerischer
Werth wegen des hohen
Standortes vom Beschauer
nicht gewürdigt werden
kann, ist, wie die ganze
Fassade in hellem Savon-
niere-Kalkstein ausgeführt.
Ueber ihm befindet sich
eine leichtwirkende, durch
Fayenceplatten umrahmte
Eisen-Konstruktion. Die
Fayencen enthalten Re-
liefs, die das künstlerische
Sehen und Schaffen dar-
stellen. Ebenfalls von
Lehnert ist das Relief, das
die das Dach krönende
Trommel umgiebt und die
tanzenden Musen darstellt.
Reich an Relief-Schmuck
sind auch die Fassaden
des Hofes. Hier sind be-
sonders die grossfigurigen
Friese von Pfeifer von
Wert. — Wie an der
Aussen - Architektur die
Plastiker, so haben an der
Innen-Dekoration diel
-----wi-ojcKoration die leip-
ziger Maler mitgewirkt, leider nicht mit denselben befrie-
digenden Resultaten. Betritt man die Räume, so erfreut
man sich an den lebhaften, hellen Farben, an dem reizvollen
Ensemble von Himmelblau, Weiss und dem Goldton der
effektvollen Beleuchtungs-Körper. Drechsler hat damit den
Räumen, in erster Linie dem Festsaal und dem Vereinszimmer,
etwas Sonniges, Lebenslustiges und künstlerisch Vornehmes
gegeben. In den originellen Linien des ornamentalen Wand-
Schmuckes und den bänderreichen Beleuchtungs - Körpern,
die die Räume effektvoll beleben, hat Drechsler eine ebenso
anmutige, wie phantasievolle dekorative Begabung entfaltet.
Die Krön- und Wand-Leuchter sind in Würzen und Löbtau
hergestellt worden. In
seiner Freude am Erfinden
moderner Zierformen hat
hier Drechsler des Guten
zu viel gethan. Das Farben-
Ornament der Wände und
die Band-Verzierungen der
Krön - Leuchter über-
wuchern in einigen Räu-
men und stören die Ruhe
und Harmonie des Ein-
drucks. Drechsler hat den
hohen dekorativen Wert
ruhiger Wandflächen zu
wenig in Rechnung ge-
zogen ; dieser Einwand gilt
vornehmlich dem mit
Leffners Klinger-Büste ge-
schmückten Vereins-Zim-
mer, in dem gerade der
völlig schmucklose weisse
Kamin mit den schlanken
Säulen beweist, was ruhige
Flächen für die Innen-
Dekoration für eine Be-
deutung haben. Imposant
ist der grosse Festsaal, der
künstlerisch gelungenste
und harmonischste Raum
des ganzen Hauses. Der
Saal erhält ausser dem
Oberlicht noch Seitenlicht
vom Hofe her, das durch
farbige, von Bender ent-
worfene Fenster dringt.
Sehr apart wirkt auf der
gegenüberstehenden Seite
die dunkelpolierte, von
Schütz ausgeführte Holz-
Verkleidung , die durch
zwei weissschimmernde
Pfeiler unterbrochen wird,
die über die halbe Saal-
höhe aufsteigen und von
zwei von Pfeifer entworfe-
nen Köpfen abgeschlossen
werden. Wirksamer plas-
tischer Schmuck sind noch
die bronzierten Relief-Me-
daillons von Hartmann an
den Fenster-Pfeilern und
die drei Musen von
Fritzsche über dem Or-
chester-Podium. Ein wertvoller künstlerischer Schmuck des
Hauses sind die Glasfenster von Bender, eines jungen, kunst-
gewerblich hochbegabten Künstlers, der, wie so manche
andere tüchtige, junge Kraft, z. B. der durch seine Kunst-
Stickereien bekannte Rentsch, Vrieslander u. a., vor Kurzem
nach Leipzig übergesiedelt ist und zu den schönsten Hoff-
nungen berechtigt. — Die Räume des Hauses, auch die im
Fritz Drechsler, Leipzig. Künstler-Haus der Stadt Leipzig; Hof-Ansicht.