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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Kühn, Paul: Das Neue Leipziger Künstler-Haus
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Stil und Mode
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0063

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Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 49.

fxitz Drechsler, Leipzig. Aus dem Leipziger Künstler-Haus.

altnorwegischen Holzstil gehaltene Bier-Kneipe, sind dann
noch von den Leipziger Malern Lohse, v. Sallwürk, Kogel.
Bessert, Fröhlich, Brändel und Wimmer mit Wand-Malereien
geschmückt worden. Es sind teils Landschaften, teils
nzel-Figuren. Gewiss ist es nicht leicht, bei einem so viel-
seitigen Zusammenarbeiten und in Räumen, die an sich schon
ornamental an einem Zuviel leiden, die strengen Gesetze, wie
sie die Raumkunst aufstellt, zu befolgen. Wie sehr auch in
Kunstlerkreisen das Verständnis für Wand-Malerei, für ihren
1. m Komposition, Farbe und Form verloren gegangen ist,
zeigt die Verständnislosigkeit, mit der man Klingers »Christus
Kr ymP<< ge£enübersteht. So haben auch in der Stadt
rechf^8 Künstler den Karakter ihrer Aufgabe nicht
° erkannt. Betrachten wir die Bilder einzeln für sich,
finden°S ^anzen' werden wir manche gute Leistung

Schaft ^ervorneben möchte ich eine grosstilisierte Land-
a von Brändel, dem temperamentvollsten Leipziger Land-
c ,f 61' Un<^ einen breit gemalten männlichen Akt von
a wurk. Wenn somit in Bezug auf die künstlerische Aus-
gestaltung noch einzelne Wünsche übrig bleiben, wie sie ja
era bei neuen künstlerischen Unternehmungen, die sich nicht
quem auf das überlieferte Alte stützen wollen, laut werden,
so begrüssen wir doch im Leipziger Künstler-Haus ein ver-
eissungsvolles Zeichen, dass Leipzig gewillt ist, in den Wett-
erb künstlerischer Thätigkeit einzugreifen. Dr. Paul Kühn.

S^TIL UND MODE. Ueber dieses Thema sprach kürzlich
im Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Verein zu Frankfurt a.M.
der6 °r ^ ^r°^e^ir' Magdeburg. Hierüber entnehmen wir
er »Frankf. Ztg.« folgendes Referat: Der Redner erläuterte

stiuo°hSt Begriffe Mode und StiL Kein Gegenstand ist
os und stilwidrig, wenn er zweckmässig ist. Nachdem der
°er an einigen alten Schränken dargethan, wie zweckvoll

sie gebaut waren und als Gegenstück ein stilvolles, aber
dennoch unzweckmässiges Renaissance-Möbel gezeigt, kam
er zu den Moden der Kleider. Ein Bild von Chodowiecki
machte den Anfang. Die Mode strebte in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts nach Einfachheit und klassischen Linien.
Ideengehalt einer Zeit und die jeweilige Mode sind immer
im Kontakt. Ein Bild von Graff zeigte eine gesteigerte, das
der Madame Recamier von David die höchste Einfachheit.
Ein Modebild aus den 90 er Jahren endlich präsentiert eine
Dame mit Wespen - Taille und Ballon-Aermeln zwar, aber
auch mit einem einfachen und praktischen Rock. Eine An-
näherung an die männliche Kleidung macht sich in Taille
und Blouse geltend, neue Zeit verlangt neue Kleider, z. B.
das Reisekleid, und gegenwärtig gibt es Kostüme, die allen
Ansprüchen an Zweckmässigkeit entsprechen. Der Vor-
tragende wandte sich dann den Aeusserungen des modernen
Kunstgewerbes zu, wies an Köpping'schen Gläsern unser ver-
feinertes Naturgefühl nach, erläuterte an einem Eckmann'schen
Stuhl die Zweckmässigkeit einer Armstütze, die das Gewicht
des sich Erhebenden zum Boden leitet, stellte die Vorzüge
eines modernen Schreibtisches ins rechte Licht, bewies, wie
unzweckmässig für uns ewig vor dem Umzug Stehende die
schweren Möbel des Dürer'sehen Wohnzimmers wären, und warf
bei der Betrachtung des Erzherzogs-Zimmers auf der Pariser
Ausstellung zu Gunsten der Moderne in die Wagschale, dass
Niemand diesem Zimmer ansehe, dass Fürsten darin wohnen,
sondern dass sich auch Bürger darin wohlfühlen könnten. Und
das sei gewiss ein grosser Fortschritt. — Im Anschluss hieran
dürfte es unsere Leser ganz besonders interessieren, die überaus
zutreffenden prinzipiellen Ausführungen kennen zu lernen,
welche Dr. Volbehr unter dem Titel -»Die Kunst-Geschichte
und das Verständnis für die neue deutsche Kunst« im März-
Hefte der »Deutschen Kunst und Dekoration« veröffentlicht.

Fritz Drechsler

Treppen-Podest aus dem Leipziger Künstler-Haus.
 
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