Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (12.1901)

April-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 63.

wirklich ein Werk geschaffen hat, welches aus deutscher
Seele, aus deutschem Fühlen heraus geboren ist, und dass es
wiederum an jedes deutsche Herz anklingt. Dabei ist der
junge Künstler in seinen Formen im allgemeinen durchaus
originell. Fremde Beeinflussung ist fast gänzlich verschwunden;
van de Velde spricht wohl noch hie und da aus einzelnen
Möbel-Linien, Olbrich vielleicht aus den Stick-Mustern auf
Vorhängen und Möbel-Polstern, sonst ist alles sein eigenes
Werk, und alles wie aus einem Gedanken geboren.

Wir treten durch die Haupt-Eingangsthüre, die wie das
ganze Aussenwerk des Gebäudes von fremder Hand herrührt,
in den Vorraum ein, und gleich umweht uns ein intimer,
freundlicher Hauch. Rechts befindet sich die Garderobe,

deren Thüre auf Seite 71 abgebildet ist. Auf der Wand
gegenüber zeigt uns ein antik gehaltenes, leicht getöntes
Relief, die Hygieia darstellend, dass wir uns im Hause eines
Arztes befinden. Die kurze, teppichbelegte Treppe, die uns
zum Erdgeschoss heraufführt, liegt in der Axe der Eingangs-
thüre und ist mit einer Doppel-Pendel-Thüre abgeschlossen,
durch deren Spiegelscheiben wir einen Blick auf die Kamin-
wand der Diele haben, die so dem Gaste schon einladend
zuwinkt. Ein gewisser zurückhaltender Reichtum liegt auf
ihr. Wir fühlen uns wirklich behaglich, wenn wir uns in dem
Raum selbst umschauen; angenehme Wohlhabenheit, kein
Protzentum umgibt uns. Es wird einem zu Mute, als sei
man schon bekannt hier, als müsste sogleich ein alt-vertrautes

patriz Huber, Darmstadt.

Aus einem Wohnhause in Offenbach; Kamin m der Diele des Erd-drsihosses.