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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Levin, Julius: Neue Pariser Architektur und Möbel , [1] : das Haus von Yvette Guilbert's
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0104

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Seite 86.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Mai-Heft.

Abel Landry, Paris.

Toiletten-Tisch.

mit dem Abel Landry an die Konstruktion und Ausgestaltung
seiner Möbel geht. Fast alle weisen sie, sei es in der Form, sei
es in der Farbe oder der Verwendung verschiedenen, meist
reichgetönten Materials einen eigenartigen, liebenswürdigen
Zug auf, der ihrer praktischen Verwendbarkeit keinerlei Ab-
bruch thut. Der Künstler ist dem modernen Gedanken noch
nicht lange gewonnen. Umsomehr hat man das Recht, nach
den bisherigen bemerkenswerten Leistungen, von ihm noch
viele vorzügliche Arbeiten zu erwarten. Seine Bekehrung
ist ein gutes Zeichen. Sie lehrt, dass, trotz der harten
Bedrängnis, in der die modernen französischen Kunstgewerbler
sind, die Selbständigkeit nicht verloren geht, und sich neue
Kräfte regen, die, angestachelt durch die, gegen gewisse
unleugbare Uebergriffe gerichteten Kritiken, an dem ver-
nünftigen Grundgedanken der Modernität festhalten und ihm
die verdiente Geltung verschaffen wollen. Es ist nur zu
wünschen, dass ihnen immer so einsichtsvolle Auftraggeber
beschieden sein mögen, wie Landry sie in den Kunden
der »Maison Moderne« gefunden hat!

Dass die Ausführung der Stücke durch »La Maison
Moderne« hinsichtlich der Sauberkeit und Solidität nicht zu
überbieten ist, sei besonders hervorgehoben. Julius Levin—Paris.

ZUR GEFL. NOTIZ. Wie alles, was in diesem Hefte
reproduziert ist, stammt auch der Fassaden-Entwurf eines
Landhauses, welcher der Feder - Zeichnung im Titelkopfe zu
gründe liegt, aus Frankreich. Er rührt von dem Architekten
Garet her, und ist in dem vorjährigen Wett - Bewerbe der
Pariser Kunst - Zeitschrift »Art et Decoration« über »une
maison de campagne« mit dem I. Preise gekrönt worden. —

Böcklin-Feier iN ieipeig.

\ uch an dieser Stelle muss des dahingeschiedenen grossen
J~\_ Meisters Arnold Böcklin gedacht werden, denn sein
Einfluss erstreckte sich auf das Gesamt - Gebiet der Künste.
Darum sei hier von der würdigen Gedenk-Feier berichtet,
die man in Leipzig zu seinem Gedächtnisse veranstaltet hat.
Man hatte dazu den grossen Oberlicht-Saal im städtischen
Museum würdig ausgeschmückt. Im Grün von Lorbeer die
Büste des Meisters von Karl Max Würkenberger und eine
seiner besten Schöpfungen, das einzige dem hiesigen Museum
eigene Werk Böcklins: die Toten-Insel; rings im Saale in
Reproduktionen die grosse Menge der anderen Meister-
werke Böcklins. Die Ansprache hatte der um die alte wie
um die neueste Kunst gleich hoch verdiente Professor Dr.
Theodor Schreiber, Direktor des Leipziger Museums, über-
nommen. Der Redner hielt es nicht für angebracht, bei
solchem Anlass Böcklins Leben und seinen Werdegang, sein
Ringen um die jetzt zweifellose Meisterschaft in der grossen
Kunst zu betrachten. Böcklin als schaffender Künstler hat
mit seinen äusseren Verhältnissen direkt soviel wie nichts
gemein. Er begann bei Schirmer seine Studien, ging nach
Antwerpen, Brüssel, erlebte in Paris die Revolution von
1848, wirkte in Weimar — aber von all den wechselnden
Bildern aus dieser Zeit sehen wir kaum einen direkten Nieder-
schlag in seinen Werken. Böcklins Schöpfungen sind nicht
in seinem Lebensbuche zu finden. Vielleicht gerade darum
ward er so lange, den grössten Teil seines Lebens verkannt,
von der Kritik verrissen und verlacht. Erst am Lebens-Abende
triumphierte sein Genius. Nicht Michelangelo's Leidenschaft

Abel Landry, l'aiis.

loilHten- Tisch.
 
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