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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Schmidkunz, Hans: Zur Aesthetik der Wohnung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0119

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Juni-Heft.

lllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 99.

H. E. Brrt.fpsch-Valendas—München. Vorplatz-Thüre.
Aus der Villa Tobler in Zürich.

ständnis folgen. Wir würden es mit Genugthuung begrüssen,
wenn von Fachmännern des höheren Schulwesens die Dis-
kussion über dieses Thema energisch weitergeführt würde.
Für die HocJischulen, namentlich für die technischen, trifft
das noch in erweitertem Maasse zu. Erfreulicherweise hat
man in Hochschul-Kreisen diesen Gesichtspunkten schon Auf-
merksamkeit geschenkt und Reformen in's Auge gefasst. Es
sei nur daran erinnert, dass erst kürzlich der Architekt Fritz
Schumacher, ein entschieden moderner Geist, als Professor
an die Dresdener Hochschule berufen wurde. Freilich steht
hier die Ausbildung der Architekten in erster Linie in Frage
und dass hierbei die ingenieur-technische Seite bisher allzusehr
zu Ungunsten der künstlerischen bevorzugt wurde, ist nicht
zu bezweifeln. Um darin endlich eine zeitgemässe Wandlung
herbeizuführen, wird allerdings eine zweckmässige Ergänzung
der Lehrkörper durch weitere künstlerisch bedeutende Per-
sönlichkeiten in den Vordergrund zu stellen sein. Allein auch
ganz abgesehen von den Architekten, bei denen es zum »Fach«
gehört — auch den übrigen Technikern und den auf Uni-
versitäten Studierenden schadet es gar nichts, wenn sie zur
Kunst in Beziehung treten, noch zumal ein Vertrautsein mit
der angewandten Kunst für viele Angehörige der Technik
auch von praktischem Nutzen ist, z. B. den Elektro-Technikern,
die grosse Beleuchtungs-Anlagen zu machen haben, bei denen

das ästhetische und dekorative Element sehr zu berücksichtigen
ist, dann aber auch den Maschinenbauern und Chemikern, die
später als Inhaber oder Leiter grosser industrieller Etablisse-
ments in die Lage kommen, ausgedehnte Gebäulichkeiten,
Arbeiter - Wohnungen, Villen etc. zu errichten. Ueberdies
gehen aus diesen Kreisen auch zahlreiche Mitglieder der
Kommunal-Verwaltungen und Volks-Vertretungen hervor, die
ein entscheidendes Wort bei öffentlichen Bauten und Anlagen
zu sprechen haben. Wie unsagbar traurig ist es aber z. Zt.
mit der Vertretung des künstlerischen und modernen Reform-
Prinzips in diesen Körperschaften fast allenthalben noch bestellt!
Es ist wirklich allerhöchste Zeit, dass da einmal frisches Blut
hineinkommt und das ist eine Aufgabe der höheren Schulen
und Akademien! Möchten daher diese Anregungen bei den
Schulbehörden und Professoren Beachtung finden: Es ist
bekannt, dass speziell bei der Darmstädter Hochschule schon
ähnliche Reform-Maassnahmen in Erwägung gezogen wurden,
die eine stärkere Betonung des Modern-Künstlerischen ermög-
lichen sollen. Da in letzter Zeit von Darmstadt aus schon so
manche entscheidende Neuerung erfolgte, so wäre es ein wei-
terer Ruhmes-Titel für diese junge Zentrale unserer künstle-
rischen Kultur-Bestrebungen, wenn auch in der oben erörterten
Angelegenheit von hier aus die ersten Schritte geschähen.«

H. E. Berlei'sch-Valendas —München. Wand-Brunnen.
 
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