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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0129

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Seite 108.

Joseph Pfaffenmeier, Wien. Kronleuchter.

speziell der letzten Jahre in ihrer Armut an Phantasie immer
wieder verwendet und nur einer allmählichen Umstilisierung
unterworfen wurden, waren in Wirklichkeit seinerzeit Symbole.
Nur als solche behaupten sie sich in der Welt des Ornaments;
denn im Geiste ihrer Beschauer nahmen sie die Bedeutung
von Göttern, Königen oder Verkörperungen des Vaterlandes an.

Was ich nun, im Gegensatze zu dieser Ueberlieferung,
als Kern aller künstlerischen Bestrebungen unserer Gegen-
wart erkenne, ist eine Sehnsucht nach neuer Harmonie und
neuer ästhetischer Klarheit; ihr folge ich, indem ich im Kunst-
gewerbe das meiner Ansicht nach einzig gültige Prinzip der
Konstruktion verkünde. Und ich erstrecke diesen Begriff
des Konstruktions-Prinzips so weit, als es nur immer möglich
ist: auf die Baukunst wie auf das Hausgerät, auf die Kleidung
und auf den Schmuck. Ich bemühe mich, aus der dekora-
tiven Kunst alles auszumerzen, was sie erniedrigt, indem es
sie sinnlos macht, und an die Stelle der alten symbolischen Ele-
mente, denen wir heute keine Wirksamkeit mehr zuerkennen,
will ich eine neue und ebenso unvergängliche Schönheit setzen.«

DIE ERÖFFNUNG DER DARMSTÄDTER AUS-
STELLUNG: »Ein Dokument Deutscher Kunst«, wie
der nicht gerade sehr glücklich gewählte Titel lautet, hat am
15. Mai stattgefunden in Anwesenheit des Protektors, des Gross-
herzogs Ernst Ludwig von Hessen. Diese Ausstellung
bietet dem fachlichen Interesse unserer Leser so viel, wie
wohl keine andere Ausstellung je zuvor, und wenn auch nicht
alles gleichwertig ist, so muss man doch unumwunden zu-
geben, dass hier Ausserordentliches geleistet und ein ent-
scheidender Schritt in der Gestaltung der modernen Wohnung
voran gethan wurde. Von der Fülle des Gebotenen mag
zunächst nur die Bemerkung einen Begriff geben, dass neben
dem neuen Künstler-Hause neun vollständig eingerichtete
Wohnhäuser zu sehen sind, ferner, als nicht bleibende Aus-
stellungs-Bauten ein modernes Theater, ein Restaurant, ein
Gemälde- und ein Blumen-Ausstellungs-Gebäude nebst zu-
gehörigen Kiosken etc. Wir werden natürlich noch eingehend

Juni-Heft.

auf diese Ausstellung zurückkommen und behalten uns ein
sachlich abwägendes Urteil umsomehr vor, als von gewisser
Seite in einseitiger und das Ansehen der Kolonie gefähr-
dender Weise versucht wurde, falsche Vorstellungen von dem
Wesen der Kolonie - Ausstellung zu erwecken. Sehr zu
bedauern ist es im Interesse der guten Sache, dass die Aus-
stellungs-Leitung vor dem 1. August keiner Zeitschrift bild-
liche Vorführung gestattet, sodass auch wir jetzt noch nicht
in der Lage sind, die Serie unserer Sonder-Hefte zu beginnen
und dadurch belebend auf den Besuch dieser Ausstellung
einzuwirken. Jedenfalls werden wir aber unsere Leser in Bild
und Wort auf das Schnellste und Eingehendste informieren.

JOSEPH PFAFFENMEIER in Wien, Spezialist für moderne
Treib-Arbeiten, veröffentlicht hier einen Kronleuchter für
Gas-Glühlicht, der sich durch sehr geschmackvolle, eigenartige
Formen auszeichnet. —■ Ein guter Beleuchtungs - Körper ist
auch die Petroleum-Hänge-Lampe von Albin Müller, einfach,
gediegen und durch Verwendung farbiger Gläser zur Ab-
dämpfung der unteren Strahlung sehr zweckentsprechend. Es
zeugt von einer gewissen Kühnheit, diese eckigen Formen
anzuwenden, doch ist die Lösung des Problems gelungen.

Der Zeichnung im Titelkopf dieses Heftes liegt eine
Skizze von O. Riegel in Dresden zu Grunde.

Albin Müller, Dresden. Hänge-Lampe.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
 
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