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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Levin, Julius: Die Pariser Salons 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0141

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Juli-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 11 g.

Augen eine übernormale Sehkraft haben, und dorten, wo sich
die Töne vereinigen, noch Formen empfinden können.

Unter jenen Künstlern, die, eben als junge, doppelte Auf-
merksamkeit verdienen, nenne ich Edouard Saglio, dessen
»les Visites« auf eine sehr starke malerische Empfindung
schliessen lassen. Saglio bringt eine ausserordentlich sichere
zeichnerische Vorbildung mit, die sich in ziemlich natura-
listischer Wiedergabe der Objekte bekundet und selbst bei
willkürlicherer Auffassung sich nicht verleugnen würde.

Die Zeichnung ist übrigens bei allen Malern der genannten
Gattung sehr entwickelt, und dies gibt ihrer Bethätigung einen
ganz besonderen Wert. Mit nichts lässt sich leichter auf den
»Effekt« hinwirtschaften, als mit Farben, und wenn jene
Künstler, denen es offenbar auf die Farben ganz besonders
ankommt, den billigen »Effekt« verschmähen, ihn nachhaltig
machen durch die Wirkung eines sicheren, zuverlässigen
Handwerkers und ihre Werke gleichsam mit einem Rückgrate
versehen, das im Stande ist, selbst eine mehr als gewöhnliche
Masse von Farbe zu tragen, so ist dies doppelt beruhigend
und gibt ihren Bestrebungen einen erhöhten Wert.

Fernand Piet, dessen vortreffliche Darstellungen aus den
kleinen See-Dörfern schon vor mehreren Jahren die Augen

der Kenner auf sich zogen, hat ausser der festen Zeichnung,
der originellen, fast stets ganz reinen, gleichsam lithographischen
Farbe, auch noch die Eigenart eines sicheren Blickes für die
Gruppen, die bei ihm stehen, wie wenn ein Stück Wirklich-
keit auf die Leinwand sich niedergeschlagen hätte.

Durch besonders breiten und sicheren Strich ragt Luden
Simon hervor, dessen bedeutende »Prozession« in ihrer mäch-
tigen, aber keineswegs rohen Malerei auf spanische Arbeiten
bester Art hinweist. Bei Simon geht Alles ins Grosse, bei
Hermenecildo Anglada, einem Spanier echtester Rasse, sieht
man Farbenschlachten auf kleinem Gebiete ausgefochten, die
stets mit dem Siege des Malers endigen. Sein »Cancan«,
sein »Theatergarten« sind eigentliche Farben - Rhapsodieen
lautester Art, aber mit so eigenartiger Verschlingung der
Themen und so glänzender Instrumentation, dass man nicht
satt wird, sie zu betrachten, sie anzustaunen.

Zarter und feiner, aber ebenso tonreich, ist Rene Andreau
in seiner »Abendstimmung vom Pas-de-Calais«. Dagegen
befinden wir uns wieder in der vollsten Koloristik beim An-
blicke der »lesenden Dame« von Charles Gue'rin, deren
riskierte Zusammenstimmung von Blau und Lila mit Hülfe
der rosa Gesichtstöne bei mit dem Urteile schnell fertigen

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Paul Zeroch, Regierungs-Bauführer, Coblenz.
1901. VII. 2.

Wettbewerb: Wohnhaus eines Kunst-Freundes. Ein Preis von 1200 M. Motto »Und?«.
 
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